Missbrauch auf Campingplatz: ZDF zeigt ab heute Doku

Martin Hostert

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Die Lokalreporter Janet König und Erol Kamisli berichteten für die LZ und ihre Kooperationspartner von Anfang an. - © Virginia Schmidt/ZDF
Die Lokalreporter Janet König und Erol Kamisli berichteten für die LZ und ihre Kooperationspartner von Anfang an. (© Virginia Schmidt/ZDF)

Lügde. Fast vier Jahre ist es her, dass der Missbrauchsfall von Lügde ans Tageslicht kam. Er sollte die Menschen weit über Lippe hinaus für lange Zeit beschäftigen und tut es noch. Spiegel-TV hat im Auftrag des ZDF eine vierteilige Dokumentation des Falls produziert.

Auch die LZ-Redakteure Janet König und Erol Kamisli, die sich monatelang schwerpunktmäßig nur um den „Fall Lügde" gekümmert haben, kommen zu Wort. Im Plus-Artikel lesen Sie, was die Redakteure über die Arbeit mit dem Fernsehteam und die Aufarbeitung des Falls erzählen.

Die Doku ist vom 17. November an in der ZDF-Mediathek zu sehen. Am Freitag, 18 November, sendet ZDF Info ab 20.15 Uhr alle Folgen. Alle Texte zum Thema finden Sie hier.

Ein Verbrechen von gewaltiger Dimension in vier Folgen

Der mit seinem Pflegekind in einem Wohnwagen lebende Andreas V. und der damals 33-jährige Mario S. aus Steinheim hatten auf dem Campingplatz 31 Kinder missbraucht und dabei gefilmt. Ein Verbrechen von gewaltiger Dimension. Spiegel-TV hat die Dokureihe in vier 45-Minuten-Folgen aufgeteilt und fasst diese wie folgt zusammen.

Folge eins:Der Campingplatz-Animateur. Andreas V. wohnt in einem Campingwagen, umbaut mit Holzbaracken. Auf der Parzelle türmt sich Gerümpel, im Inneren stapeln sich Müll, Schrott und Wäsche. An den Wänden hängen Bilder – gemalt von Kindern. Tatsächlich ist der Campingplatz für diese äußerlich eine Oase des Glücks. V. kauft ein Quad, mit dem er mit den Kindern über den Campingplatz braust. Er veranstaltet Lagerfeuer, organisiert Ausflüge, besucht mit ihnen das Schwimmbad.

Folge zwei: Blinde Wächter. V. ist glücklich: Das Jugendamt Hameln-Pyrmont hat ihm die Pflegschaft für ein sechsjähriges Mädchen übertragen. Nach neun Monaten Eignungsprüfung ist er nun endlich Papa, verkündet er fröhlich. Auf dem Campingplatz wundert man sich darüber, dass der 56-jährige arbeitslose Mann von Amts wegen die Fürsorge für ein Kind bekommt. Eine Sonderermittlerin sagt vor dem Untersuchungsausschuss, es habe mindestens vier Hinweise darauf gegeben, dass Andreas V. völlig ungeeignet als Pflegevater sei.

Folge drei: Kein Freund und Helfer. Andreas V. ist dingfest gemacht, alle Opfer sind befreit. „Wo herkömmliche Kriminalerzählungen enden, beginnt dieser Fall eigentlich erst richtig – und, wie in den Folgen zuvor, mit unbegreiflichem Behördenversagen", schreibt das ZDF. Es seien zwar keine Minderjährigen mehr in unmittelbarer Gefahr, doch nun zeige sich, dass Kindesmissbrauch auch in der Strafermittlung ein blinder Fleck sei. „Eine Mischung aus Amateurhaftigkeit, Nachlässigkeit und Kompetenzgerangel hinterlässt den fatalen Eindruck, dass Pädophile leichtes Spiel haben. Man hätte Ansätze für viele weitere Ermittlungen gehabt – nur ist eine Behörde, die Beweismittel entweder nicht ernst nimmt, übersieht, verschlampt und möglicherweise auch vorsätzlich wegschafft, augenscheinlich nicht in der Lage, der Pädophilie die Stirn zu bieten."

Folge vier: Ein Leben lang. Beim Prozess kommen Details aus dem Leben von Andreas V. ans Licht. Welches Versagen jenseits von Behörden und Strafverfolgung hat zu den Taten geführt? Und was bedeutet es für den Rest eines Lebens, wenn die eigene Kindheit geprägt von sexualisierter Gewalt war? Am 5. September 2019 fällt das Landgericht Detmold das Urteil über V. und seinen Mittäter S.: 13 und 12 Jahre Gefängnis mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Der Wohnwagen das Andreas V. wurde für die Dreharbeiten in einem Hamburger Filstudio nachgebaut. - © Virginia Schmidt/ZDF
Der Wohnwagen das Andreas V. wurde für die Dreharbeiten in einem Hamburger Filstudio nachgebaut. (© Virginia Schmidt/ZDF)

LZ dokumentiert Geschehen

Die Lippische Landes-Zeitung hat den Fall vom Beginn der ersten Pressekonferenz an begleitet und filmisch festgehalten. Die Redakteure Janet König und Erol Kamisli recherchierten vor Ort und sprachen unter anderem mit Opferanwälten, der Staatsanwaltschaft, Nachbarn und Opfern des Hauptverdächtigen. Ein Film aus dem Sommer 2019 dokumentiert das perfide Vorgehen der mutmaßlichen Täter, aber auch die tragische Rolle der Behörden. Begleiten Sie uns auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie der jahrzehntelange Kindesmissbrauch in Lügde unentdeckt bleiben konnte.

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