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Schlechte Noten

Wie der ADFC Sicherheitslücken beim Radfahren in Lippe aufdeckt

Kreis Lippe. Vor dem Hintergrund, dass der Anteil des Radverkehrs in den vergangenen Jahren in Lippe auf derzeit 13 Prozent der zurückgelegten Strecken gestiegen ist, hat der ADFC Kreis Lippe die Ergebnisse der Fahrradklima-Tests aus den Jahren 2022 und 2024 ausgewertet.

In dem vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) initiierten Test ist laut Pressemitteilung des Fahrradclubs für Lippe eine geringfügige Verbesserung der Benotung zu beobachten. Allerdings: „Verbesserungen um 0,1 bis 0,2 Schulnoten auf dem Niveau der Note 4 bedeuten weiterhin eine Bewertung im unbefriedigenden Bereich“, erklärt der ADFC Lippe.

Viel Luft nach oben

Die in die Auswertung gekommenen Städte Detmold, Lemgo, Lage, Bad Salzuflen, Leopoldshöhe und Schlangen würden sich deutlich unterscheiden, hätten aber alle viel Luft nach oben, heißt es weiter. Nur Schlangen (3,1) und Lemgo (3,4) gehörten im bundesweiten Vergleich zu den besser benoteten Städten ihrer Größenordnung. Das Notenspektrum habe in Lippe im Jahr 2022 zwischen 3,4 und 4,2 und im Jahr 2024 zwischen 3,1 und 4,2 gelegen.

Mit Noten besser als 3 wurden laut Mitteilung in beiden Jahren die folgenden Punkte bewertet: Erreichbarkeit Stadtzentrum, geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung und zügiges Radfahren. Das Radfahren durch Alt und Jung und das städtische Radverkehrsnetz liegen ebenfalls knapp über der Note 3.

Die Schwerpunkte der Kritik analysiert der ADFC Lippe folgendermaßen:

In Sachen Sicherheit beim Radfahren werden besonders das Fahren im Mischverkehr mit Kraftfahrzeugen und das Fahren auf Radwegen und Radfahrstreifen negativ hervorgehoben. Weiterhin werden Konflikte mit Kraftfahrzeugen erwähnt. Es sei also wohl so, dass das Sicherheitsgefühl auf den für den Radverkehr eingerichteten Wegen noch unzureichend ist. Das gegenseitige Verständnis für andere Verkehrsteilnehmer lasse zu wünschen übrig.

Im Hinblick auf den Stellenwert des Radverkehrs sind die fehlenden Falschparkerkontrolle auf Radwegen und die unzureichenden Ampelschaltungen für Radfahrer besonders kritisiert worden. Hinzu kommen die mangelnde Reinigung der Radwege und ein mangelhafter Winterdienst.

Kritikpunkte beim Komfort beim Radfahren sind die erschwerte Fahrradmitnahme im ÖPNV, die teilweise immer noch mangelnde Breite der Wege für Radfahrer und die oftmals vernachlässigte Führung an Baustellen.

Wunsch nach verkehrssicheren Verbindungen

Für den ländlichen Raum in Lippe ist nach Angaben des ADFC der Wunsch nach verkehrssicheren Verbindungen in die jeweiligen Nachbarorte besonders groß. Das habe die Sonderbefragung aus dem Jahr 2022 gezeigt. Bei der Sonderbefragung 2024 „Miteinander im Verkehr“ habe der Punkt „Überholen mit ausreichendem Abstand" mit der Schulnote 4,25 eine überdurchschnittlich schlechte Bewertung erhalten. „Das ist wenig verwunderlich, zeigen doch Messungen, dass bei mehr als zwei Drittel aller Überholvorgänge der gesetzliche vorgeschriebene Mindestabstand von anderthalb beziehungsweise zwei Meter nicht eingehalten wird“, heißt es in der Mitteilung.

Die Auswertung des Fahrradklimatests habe Fakten ans Tageslicht gebracht, die beim Unterhalt der Radwege und bei Veränderungen und Neuplanung von Radwegen oder Radwegführungen über Kreuzungen unbedingt zu beachten seien. Deshalb setze der ADFC Lippe als Schwerpunkt für seine Arbeit auf die „Sicherheit beim Radfahren“.

Der ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test zeigt, wie zufrieden Radfahrer in Deutschland mit den Bedingungen vor Ort sind. Alle zwei Jahre, jeweils von September bis November, können Radfahrer in Deutschland per Fragebogen bewerten, wie fahrradfreundlich ihre Städte und Gemeinden sind. Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zum Radfahrklima weltweit und fand im Jahr 2024 zum elften Mal statt. Im vergangenen Jahr haben mehr als 210.000 Menschen an der Umfrage teilgenommen.

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