Windkraft-Unternehmer aus dem Kreis Paderborn: "Lippe zählt jede Erbse"

Paderborn/Münster. Wie geht es weiter mit dem Ausbau der Windkraft im Land? Darüber sollte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) jetzt mit dem Paderborner Windkraftunternehmer Johannes Lackmann und dem früheren Landrat Manfred Müller diskutieren. Eine Diskussion entstand während der Veranstaltung des Politische Forums "Mehr Mut zur Tat" in Münster jedoch nicht, da auf dem Podium ausschließlich Redner saßen, die mehr Windkraft begrüßen.

Vor allem Neubaur und Lackmann zeichneten das Bild einer Technologie, die neue Türen öffne. "Wir müssen heute nicht mehr über Lastenverteilung reden, sondern über Chancen", meinte Lackmann. Windkraft sei klar erwünscht. Man müsse die Leute inzwischen gar nicht mehr zwingen, Windkraft zu akzeptieren, so Lackmann: Heute gebe es nur noch einige Menschen, "die noch zurückgeblieben sind und es nicht kapiert haben, und die wir irgendwann dazu zwingen müssen."

Forderungen nach einer fairen regionalen Verteilung neuer Anlagen erteilte der Paderborner Unternehmer eine Absage. "Wir reden ja auch nicht darüber, ob wir die Autofabriken in Deutschland gerecht verteilen. Die nächste Autofabrik wird auch da gebaut, wo Autofabriken sind."

Lippe gehöre zu denen die Planung radikal verhindern Einem weiteren Ausbau im Wege stehen laut Lackmann einige Behörden, die "jede Erbse" zählten - wie der Kreis Lippe. "Der gehört zu denen, die Planung radikal verhindern", sagte Lackmann und fügte an, dass der Kreis bei einem geplanten Anlagenbau moniert habe, dass der vorgeschriebene 1000-Meter-Abstand nicht eingehalten werde, da 2,5 Zentimeter fehlten. Dem Naturschutzbund Nabu warf Lackmann vor, die Klage gegen Windkraft zum Geschäftsmodell gemacht zu haben.

"Dagegen muss man etwas tun. Man darf solche Strukturen beim Nabu nicht auch noch unterstützen", forderte Lackmann. Wenig freuen dürfte den Unternehmer, dass die Kreise und kreisfreien Städte auch weiterhin für die Genehmigungen der Anlagen zuständig sein werden. Diese Aufgabe wollte die Landesregierung eigentlich auf die Bezirksregierungen übertragen, um mehr Tempo zu machen. Doch es fehlt dort schlichtweg an ausreichendem Fachpersonal.

Neubaur fordert, Klima- und Artenschutz zu versöhnen Mitarbeiter aus den Kommunen abzuziehen, sei aber auch kein Thema. "Wenn wir jetzt die Struktur umbauen, verlieren wir auch dadurch unnötig Zeit", sagte Neubaur, um anzufügen, dass man nicht alles so belasse, wie es aktuell sei. So sollen die Bezirksregierungen die Kommunen mittelfristig bei den Genehmigungen unterstützen. Dafür werden dort 60 Stellen geschaffen. Die Wirtschaftsministerin und Vize-Regierungschefin in NRW erklärte am Beispiel eines Vogels, wie das Land den Ausbau beschleunigen wolle.

Die Grauammer halte sich nur in einzelnen Gebieten auf. Trotzdem werde beim Aufstellen von neuen Anlagen in ganz NRW geprüft, ob der Vogel dort lebe. "Wo noch nie eine Grauammer geflogen ist, müssen wir nicht 18 Monate prüfen, ob da eine vorbeigeflogen kommt", sagte Neubaur und forderte, Klima- und Artenschutz nicht gegeneinander auszuspielen.

Neubaur glaubt, dass die Akzeptanz für Windkraft nicht durch Abstandsregeln erhöht wird, sondern, wenn Bürger und Unternehmen finanziell beteiligt werden. Manfred Müller, der inzwischen den Verein Westfalen vertritt, berichtete, dass Veranstaltungen mit Windkraft-Kritikern zwar "nicht vergnügungssteuerpflichtig" seien. Doch in der jetzigen Situation des Ukraine-Kriegs müsse man eben zu Entscheidungen kommen und viel stärker an heimische Energie denken. "Wir müssen ja irgendwo unsere Energie her beziehen", so Müller.

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