Klinikum Lippe will Spitzenzentrum in der Krebsbehandlung bleiben

Kreis Lippe . Die größte Klinikreform in der Geschichte des Landes ist in vollem Gange, und das Klinikum Lippe ist mit dem Stand der Dinge im Großen und Ganzen zufrieden. Mit einer wichtigen Ausnahme: Für die Stammzelltherapie hat es keinen Zuschlag im Vorschlag der Kostenträger bekommen . &bdquo;Dafür kämpfen wir noch. Das Klinikum benötigt die Stammzelltherapie elementar für das Angebot einer hochwertigen Onkologie“, sagt Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte.

Bekanntlich krempelt Minister Karl-Josef Laumann das System um, nicht alle Häuser sollen noch alle Leistungen anbieten dürfen. Parallel haben sich Bund und Länder diese Woche auf die Eckpunkte einer bundesweiten Reform geeinigt – die LZ LZ LZ LZ LZ berichtete. Da geht es vor allem um die grundsätzliche Finanzierung der Kliniken. Auf Landesebene sind erste Entscheidungen, welche Klinik welche Leistungen vorhalten darf, gefallen.

Frühchen-Anzahl reicht Der Erhalt der Frühchenstation steht demnach fest. Damit hatte Hütte schon – wie berichtet – im Juni gerechnet, waren doch bis Ende Mai bereits zwölf extreme Frühchen geboren worden, so dass die vom gemeinsamen Bundesausschuss festgelegte Mindestanzahl (25) auch dieses Jahr ziemlich sicher erreicht werden wird.

Die Medizinische Geschäftsführerin des Klinikums Lippe, Dr. Christine Fuchs, hat der Kommunalen Gesundheitskonferenz Lippe in einer Sondersitzung den Reformstand erläutert. Es gebe eine völlig neue Systematik, &bdquo;weg von der starren Bettenplanung.“ Wichtig: Die beiden Standorte Detmold und Lemgo müssen getrennt betrachtet werden, ringen in einer Fachgruppe mit den großen Kliniken Herford, Bielefeld, Minden-Lübbecke und Gütersloh um Zuschläge. &bdquo;Eine sehr hohe Klinik-Dichte.“ Lippe könne weiter in fast allen somatischen Fächern ausbilden, der Weg, Uni-Klinik zu werden sei darum absolut richtig gewesen.

&bdquo;Insgesamt sind wir mit dem Vorschlag der Kostenträger weitgehend einverstanden. Insofern ändert sich für die Versorgung der Lipper erst mal wenig“ resümiert Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte. Gleichwohl gab es nicht überall eine Einigung. Eine Übersicht.

"Nein" zur Stammzellentherapie Hier gibt es ein negatives Votum der Kassen – weder aus Kliniksicht noch aus Sicht der Gesundheitskonferenz nachvollziehbar. &bdquo;Die Stammzellentherapie müssen wir unbedingt bekommen, sonst sind wir kein onkologisches Spitzenzentrum mehr“, machte Dr. Fuchs der Konferenz klar. Dr. Johannes Hütte erklärte der LZ , bekomme das Klinikum den Zuschlag nicht, ändere sich in dieser onkologischen Therapie alles: &bdquo;Sie dürfte zukünftig am Standort Lemgo nicht mehr erbracht werden. Für uns ist das nicht verständlich.“

Entscheidungsgrundlage sei offensichtlich nicht die Qualität gewesen, das Votum sei vielmehr &bdquo;rein formal standortbezogen“ gefallen. &bdquo;Aufgrund unserer unterschiedlichen Zuweisung der Fachkliniken zu Lemgo und Detmold sind wir nicht in der Lage, dieses formale Kriterium zu erfüllen, obwohl wir ein Krankenhaus sind.“ Fuchs verspricht: &bdquo;Wir werden uns vehement positionieren.“

Einsatz für Erwachsenenpsychiatrie Für das Angebot einer Erwachsenenpsychiatrie mit Schwerpunkt Gerontopsychiatrie in Lemgo gab es keine Empfehlung. &bdquo;Auch hier werden wir versuchen, ein positives Votum zu bekommen“, sagt Hütte. &bdquo;Grundsätzlich wollen wir als Vollversorger auch in der Psychiatrie antreten.“ Gerade bei Erwachsenen und insbesondere älteren psychiatrisch Erkrankten seien häufig zwei oder mehr verschiedene Erkrankungen vorhanden, die die Verbindung von Somatik und Psychiatrie unter einem Dach &bdquo;geradezu elementar machen“. &bdquo;Für diesen Antrag, der medizinisch &bdquo;absolut Sinn“ mache, erwarte er Außenseiterchancen. Die Gesundheitskonferenz appellierte an eine engere Zusammenarbeit mit dem GPZ in Detmold und den Ameos-Kliniken in Bad Salzuflen.

Die Mindestanforderungen in d er Kinder- und Jugendchirurgie werden im Moment nicht erreicht; es gibt nicht genug Fachärzte (2,2 auf drei Stellen). Ein bundesweites Besetzungsverf ahren ist angelaufen. Sobald die Zahl erreicht wird, soll ein neuer Antrag gestellt werden. &bdquo;Der Öffentliche Gesundheitsdienst unterstützt das, sobald die Voraussetzungen dafür gegeben sind“, stellt die Gesundheitskonferenz klar. Zurzeit &bdquo;kooperieren wir mit uns selbst“,sagte Dr. Fuchs – es sei Praxis, dass Chirurgen in der Kinder- und Jugendchirurgie aushelfen.

Spezialistin in der Behandlung von Eierstockkrebs Die Krankenkassen weisen dem Klinikum die Leistungsgruppe Ovarialkarzinome (Eierstockkrebs) zu. &bdquo;Dies wäre ohne die universitäre Frauenklinik, verbunden mit dem Ordinariat der medizinischen Fakultät für Gynäkologie und Geburtshilfe unter der Leitung von Frau Professor Beyhan Ataseven , nicht möglich gewesen. Sie ist die Spezialistin auf diesem Gebiet,“ nennt Hütte ein Beispiel für den Effekt der Transformation vom großen Kreiskrankenhaus zu einem Universitätsklinikum. Denn: Die Fallzahlen allein hätten nicht gereicht, um diese Leistungsgruppe zu bekommen.

Dass die Personalsituation in der Frauenklinik nach der Kündigung der Brustzentrums-Leiterin Dorothé Düpont und einer weiteren Ärztin sehr schwierig sei, räumte Dr. Fuchs ein. Sie könne nur spekulieren, warum es zu den Kündigungen gekommen sei. Senologie, also Vorsorge, Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Erkrankungen der Brust, sei Teil der universitären Frauenklinik.

Die strategische Entscheidung &bdquo;Uniklinik“ werde in der Ärzteschaft weiterhin große Veränderungen mit sich bringen . Und manche der fachlich hoch wertzuschätzenden Fach- und Oberärzte hätten sich vor Jahren bewusst gegen eine universitäre Karriere entschieden. &bdquo;Wir bedauern den Weggang von Frau Düpont außerordentlich – das kann dazu führen, dass wir die Senologie erst einmal in Detmold anbieten müssen, wir müssen ja alle Dienste besetzen.“ Prof. Ataseven bringe ihre Erfahrungen ein, fahre zwischen Detmold und Lemgo hin und her. &bdquo;Eine Klinik unter einem Dach zu haben – das ist schon unter meinem Vorgänger als sinnvoll erachtet worden.“

Kempf dem &bdquo; Apenberg-Syndrom “ Diese Aussage war Anlass für klare Worte von Prof. Wolfgang Hiller , dem Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Mitglied der Gesundheitskonferenz. Es müsse Schluss sein mit der Diskussion, was in Detmold und was in Lemgo gemacht werde. &bdquo;Das Apenberg-Syndrom liegt allerdings zum Teil stärker in den Köpfen der Verantwortlichen als in denen der Bevölkerung.“ Es gehe längst nicht mehr um ein &bdquo;Wo“, sondern um ein &bdquo;Ob überhaupt“. Das müsse in die Köpfe.

Welche Behandlungen bleiben sollen Sicher in Detmold sollen nach den Ergebnissen der ersten Verhandlungsrunde mit den Kassen unter anderem bleiben: die Leistungsgruppen Allgemeine Innere Medizin, komplexe Gastroenterologie, interventionelle Kardiologie, allgemeine Chirurgie, Urologie, kardiale Device-Therapie (Behandlung mit Herzschrittmachern, Defibrillatoren), die Kinder- und Jugendchirurgie, die Endoprothetik Knie, Wirbelsäuleneingriffe, Lebereingriffe, Ösaphaguseingriffe , Pankreaseingriffe, Tiefe Rektumeingriffe, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Urologie, Geburten, Perinataler Schwerpunkt, Perinatalzentrum Level 1 und 2, allgemeine Frauenheilkunde, Augenheilkunde, HNO, allgemeine Kinder - und J ugendmedizin.

In Lemgo sollen demnach folgende Leistungsgruppen bleiben: Allgemeine Innere Medizin, Komplexe Pneumologie, Allgemeine Chirurgie, Senologie, Stroke Unit, Geriatrie, Palliativmedizin, Thoraxchirurgie, Komplexe arterielle Gefäße, allgemeine Neurologie, allgemeine Frauenheilkunde

Die Gesundheitskonferenz Sabine Beine vom Verwaltungsvorstand des Kreises Lippe hatte zur Sondersitzung geladen, denn das Land erwarte eine Stellungnahme des Kreises zu den strittigen Punkten. &bdquo;Ich missbillige die Kurzfristigkeit dafür ausdrücklich“, sagte sie. &bdquo;Ich gehe aber davon aus, dass unsere Meinung wertgeschätzt wird.“ Die Gesundheitskonferenz trifft sich in der Regel zweimal jährlich, ihr gehören Vertreter von Institutionen und Verbänden des Gesundheitswesens an. Sie hat der Stellungnahme des Kreises voll zugestimmt.&bdquo;Wir sind in der Region neben Minden das einzige Klinikum, das die hohen Anforderungen an die Zertifizierung an mehr als einem Standort erfüllt hat und seit Jahren erfolgreich Patienten behandelt und heilt“, betont Dr. Kerstin Ahaus für das Gesundheitsamt Lippe zum Nein in Sachen Stammzellentherapie. Diese etablierte Leistungsgruppe aus der Versorgung zu nehmen, um sie woanders neu aufzubauen, sei weder aus Patientensicht noch aus ökonomischen Gründen nachvollziehbar.

Klinikum Lippe will Spitzenzentrum in der Krebsbehandlung bleiben

Minister-Klatsche, Hütte-Rausschmiss, Prozesse: So turbulent war 2024 fürs Klinikum Lippe

Finale Entscheidung: Das verändert die Krankenhausreform in OWL

Weniger Einnahmen für die Kinderklinik Detmold befürchtet

Ärztekammer will Aktionsbündnis Klinikum Lippe aus der Gesundheitskonferenz kicken

Meinung: Darum hat der Antrag gegen das Aktionsbündnis Klinikum Lippe ein Geschmäckle

Klinikum Lippe: Kreispolitiker fordern Zusagen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus