Lebensretter auf vier Pfoten: So trainieren Hunde in Detmold den Ernstfall

Kreis Lippe. Es geht nach links, es geht nach rechts. Die Nase stets knapp über dem Boden. Stopp. Richtungswechsel. Die Spur führt doch in eine andere Richtung. Auf dem Gelände rund um den Detmolder Hangar 21 üben Rettungshunde der Johanniter und des Bundesverbandes Rettungshunde (BRH) für den Einsatz. Wöchentlich treffen sich beide Organisationen, um für den Notfall zu trainieren.

Die Rettungshunde suchen nach Vermissten. Gesuchte Personen, die eine Straftat begangen haben, werden explizit nicht von den Johannitern und vom BRH gesucht. In anderen Organisationen gibt es zudem Spürnasen, die neben der Suche nach Menschen auch für das Finden von Tieren ausgebildet werden – diese kamen zum Beispiel bei der in Hiddesen in Detmold entlaufenen Hündin "Estrella" zum Einsatz .

Hunde werden speziell ausgebildet "Bei den Vermissten handelt sich in der Regel um ältere Menschen, die nicht mehr nach Hause finden, oder um psychisch kranke Menschen, die suizidgefährdet sind", sagt Jutta Sprenger, Leiterin der Rettungshundestaffel der Johanniter Lippe-Höxter. In diesen Fällen bezieht die Polizei häufig einen Hundeführer mit einem speziell ausgebildeten Rettungshund ein.

Die Organisationen ergänzen sich gut: Bei den Johannitern werden die Hunde vorrangig für die Flächen- und Trümmersuche eingesetzt, um Menschen in großen Gebieten zu finden. Beim BRH hingegen werden die Hunde zu sogenannten Mantrailern ausgebildet, um die Spur eines bestimmten Menschen anhand einer Geruchsprobe zu verfolgen. Ihr Einsatzgebiet ist vor allem der städtischen Bereich. Doch wie gehen sie genau vor?

Erfolgschancen sind nicht sehr hoch "Zunächst muss ein sogenannter Geruchsartikel gesichert werden, durch den die vermisste Person eindeutig identifiziert werden kann", sagt Alexandra Kruppe von der BRH-Rettungshundestaffel Südwestfalen. Dabei handele es sich beispielsweise um getragene Kleidung. Wichtig: der Geruchsartikel dürfe von keiner anderen Person angefasst werden, da der Hund sonst womöglich die falsche Spur aufnehme.

Wo der Vermisste zuletzt gesehen wurde, beginnt die Suche. Die vierbeinigen Spürnasen kommen vor allem im städtischen Bereich zum Einsatz – und dort sei es für die Rettungshunde besonders anstrengend: "Durch die zahlreichen Menschen gibt es dort viele verschiedene Eindrücke und Gerüche für den Hund. Die richtige Spur zu finden, ist sehr schwierig", sagt Alexandra Kruppe und gibt einen Vergleich, wie dieser Job für Menschen aussähe: "Man bekommt für drei Sekunden ein Foto von einer Person gezeigt und muss diese anschließend in einer Stadt wiederfinden."

Nicht überraschend, sei die Findequote nicht sehr hoch. Für die Rettungshundestaffeln sei es daher sehr wichtig, dass die Vermissten frühzeitig gemeldet würden, wenn die Spur noch frisch sei. "Wenn wir eine vermisste Person finden, ist das wie ein Sechser im Lotto", sagt Jutta Sprenger. Und weiter: "In diesen Situationen weiß man jedoch, warum man die Strapazen auf sich nimmt." In diesem Jahr habe sie bereits mehr als 800 Stunden dafür aufgebracht.

Rettungshunde finden vermissten Mann in Hiddesen Die Hundeführer sind durchweg Ehrenamtler, die ihre eigenen Hunde ausbilden. Jutta Sprenger engagiert sich bereits seit 20 Jahren und bildet mittlerweile schon den vierten Hund als Rettungshund aus, vor allem für die Flächensuche. Für ein Hund sei es problemlos möglich, eine Fläche von 40.000 Quadratmeter in 20 Minuten zu durchforsten, sagt sie. Das entspricht fast sechs Fußballfeldern. "Diese Möglichkeit ersetzt jede Hundertschaft im Wald", sagt Jutta Sprenger mit Stolz. Vor allem die Zusammenarbeit mit dem Hund mache ihr großen Spaß. Die Arbeit bei den Johannitern verbinde sie zudem mit einem ernsthaften Hintergrund.

Auf dem Gelände rund um den Hangar 21 zeigt Alexandra Kruppe, wie beim Mantrailing gearbeitet wird. "Iva", ihr Schwyzer Laufhund, riecht an einem Taschentuch. Das gehört einem Kollegen, der sich gut 50 Meter entfernt hinter einem Gebüsch versteckt. Das Taschentuch dient als Geruchsartikel, das Alexandra Kruppe in einem kleinen Beutel – ohne es mit den bloßen Händen anzufassen – verwahrt. "Iva" schnüffelt den Boden entlang und nimmt die Spur schnell auf. Zielgerichtet läuft sie zum "Vermissten". Es dauert nur wenige Sekunden, bis der Schwyzer Laufhund ihn findet. Es wird deutlich: Das war keine wirkliche Herausforderung.

Erst vor kurzer Zeit seien die Johanniter bei einem Einsatz in Hiddesen in Detmold im Einsatz gewesen. Dort sei ein Mann aus einem Altersheim seit zwei Tagen vermisst worden. "Wenn so viel Zeit vergangen ist, stehen die Chancen nicht so gut, ihn mit Hunden noch zu finden", sagt Jutta Sprenger. Es habe jedoch Hinweise gegeben, dass der Mann in der Nähe des Hermannsdenkmals gesehen worden sei. Und tatsächlich habe ihn das Team dort in einem nahe liegenden Waldgebiet finden können – ein Moment, den sie nicht so schnell vergessen werden.

Hunde atmen bis zu 300 Mal in der Minute ein Hunde nehmen ihre Umwelt vorwiegend über die Nase wahr, es ist ihr primäres Sinnesorgan. Sie riechen wesentlich besser als der Mensch, bei dem die Sicht die primäre Sinneswahrnehmung ist. Die Riechschleimhaut eines Menschen misst rund fünf Quadratzentimeter. Hier sitzen ungefähr fünf Millionen Riechzellen. Beim Hund dagegen sind es etwa 200 Millionen Riechzellen bei einer Schleimhautfläche von 150 bis 200 Quadratzentimetern.

Beim Schnüffeln können Hunde bis zu 300 Mal in der Minute einatmen, um möglichst viele Duftstoffe aufzunehmen. Diese werden durch das Gehirn so analysiert, dass aus unzähligen Molekülen einzelne Substanzen herausgefiltert werden können. Zudem können Hunde Gerüche aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig aufnehmen. Der Grund: Sie können ihre Nasenlöcher unabhängig voneinander nutzen und daher erkennen, was sich in welcher Richtung befindet.

Auf diese Weise ist es möglich, Hunde gezielt auf die Verfolgung oder das Aufspüren bestimmter Gerüche zu trainieren und sie professionell einzusetzen. Ausgebildete Spürhunde nehmen den spezifischen Geruch eines Menschen auf und können dessen Spur noch Tage später verfolgen. Sie werden daneben im Katastrophenschutz eingesetzt, um Menschen zum Beispiel unter Trümmern zu finden. Sie sind zudem in der Lage, kleinste Drogenmengen oder Spuren von Sprengstoff zu erschnüffeln. Am besten können übrigens Jagdhunde, Schäferhunde, Beagle und Labrador Retriever riechen.

Hunde können auch Emotionen riechen. Der Grund dafür ist, dass verschiedene Gefühle unterschiedliche Düfte freisetzen. Und neben Angst und Trauer können sie sogar Krankheiten bei Menschen erkennen. Die Tiere werden eingesetzt, um etwa Diabetiker rechtzeitig bei einem Sinken des Blutzuckers oder Epileptiker vor einem Anfall zu warnen.

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