Kreis Lippe. Schnellere Integration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft: Das ist das Ziel, das der Kreis Lippe mit seinem „Welcome-Center“ verfolgt. Ein paar Probeläufe gab es bereits, und die seien ziemlich erfolgreich und vielversprechend gewesen, wie Björn Schröder, Leiter der Ausländerbehörde, und Jessica Keitel vom Kommunalen Integrationsmanagement sagen. Nun werden die Probeläufe ausgewertet und das beste Konzept für die Zukunft erarbeitet. Denn das Ziel ist klar: Das „Welcome-Center“ soll konstant an einem Ort als Anlaufstelle zur Verfügung stehen. „Ausländer stehen hier vor Herausforderungen, die Deutsche nicht haben“, sagt Jessica Keitel. Und das mache die Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt komplizierter. Deswegen brauche es gezielte Hilfe und Anlaufstellen. Den Vorwurf, den Deutschen werde nicht so geholfen wie Ausländern, lassen beide nicht stehen. „Es gibt jede Menge Angebote wie die allgemeine Sozialberatung, die Schuldnerberatung, in den Rathäusern, beim Jobcenter“, zählt Jessica Keitel auf. Man müsse die Hilfestellungen nur annehmen. Schnell und unkompliziert Björn Schröder hat ein Beispiel: „Kürzlich war hier ein hoch gebildeter Mann, Blue Card-Inhaber“, ein spezieller Aufenthaltstitel für Nicht-EU-Bürger mit einem anerkannten Hochschulabschluss oder vergleichbarer Ausbildung. Diese erhalten eine beschleunigte Aufenthaltserlaubnis für Fachkräfte, mit dem Ziel einer schnellen Integration und einem unbefristeten Aufenthaltsrecht. „Zum Teil wussten die Mitarbeiter vom Jobcenter und der Arbeitsagentur in dem Fall aber nicht, was für Ansprüche er hat und mit welchen Institutionen sie sich absprechen mussten.“ Und genau hier soll das „Welcome-Center“ schnell und unkompliziert weiterhelfen. Ein Ansprechpartner, der alles regelt, so soll es künftig möglichst sein, statt von einer Behörde zur nächsten zu laufen. An sechs Terminen - dreimal im Kreishaus und je einmal in Lemgo, Bad Salzuflen und Blomberg - sei das Konzept erprobt worden. Also an verschiedenen Orten, mit verschiedenen Modellen und Räumlichkeitssituationen, erklärt Schröder. Das sei wichtig gewesen, „nun werten wir die Ergebnisse aus, um einen guten Weg für ein regelmäßiges Angebot zu finden“. Arbeitgeber mit ins Boot holen Gerade auch den Mitarbeitern der verschiedenen Institutionen untereinander habe die Zusammenarbeit eine Menge gebracht, wissen sie um Ansprechpartner und das schnelle Ineinandergreifen verschiedener Stellen. „Bei einem Termin kann dann zum Beispiel direkt ein Sprachkurs gebucht und der Nachweis vorgelegt werden, ohne dreimal woanders hingehen zu müssen“, beschreiben sie die Simplizität. Für die Probeläufe seien die Menschen eingeladen worden, perspektivisch soll es ein offenes Angebot sein. Die Resonanz sowohl der Mitarbeiter als auch der Kunden, beziehungsweise Klienten sei durchweg positiv gewesen: „Vor allem der schnelle Prozess und die Umsetzung wurden gelobt.“ Innerhalb von einer Woche könnten Vorgänge abgeschlossen werden, die sonst einen Monat oder länger bräuchten. Im kommenden Jahr sollen auch die Arbeitgeber mit ins Boot geholt werden, wie Schröder erklärt. Denn auch bei ihnen herrsche teils Unsicherheit, unter welchen Voraussetzungen ein ausländischer Mitarbeiter eingestellt werden dürfe. „Da gibt es zum Teil generelle, aber auch individuelle Fragen“, weiß der Leiter der Ausländerbehörde. Deshalb sei eine Vernetzung zwischen den Stellen so sinnvoll. Alle profitieren „Unser Modell haben wir kürzlich in Essen bei einer Veranstaltung des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration vor gut 300 Teilnehmern vorgestellt“, erzählt Jessica Keitel. Mit dabei seinen unter anderem Vertreter von Unternehmen, Jobcentern und Integrationsstellen gewesen. Das Konzept sei schließlich eine Art Vorreiter, „für Kreise gibt es so etwas gar nicht, ein paar kreisfreie Städte haben Vergleichbares. Aber gerade im ländlichen Raum gibt es ja viele Herausforderungen“, und meint damit unter anderem den ÖPNV. Denn auch wenn ein Führerschein vorhanden sei, heiße das noch nicht, dass dieser hier gültig ist. Von einer gelungenen Integration profitierten alle, sind sich Schröder und Keitel einig: die Unternehmen, die Mitarbeiter, aber auch die Wirtschaft und die Gesellschaft. Beim Thema Integration gehe es zudem nicht nur um den Arbeitsmarkt: Wer kommt und bleibt, muss sich wohlfühlen, in der Gesellschaft ankommen. Und dazu gehören Schulen genauso wie Sportvereine und Kultureinrichtungen. Auch wenn es noch keinen finalen Ort mit regelmäßigen Öffnungszeiten gibt, können sich Interessierten und Hilfesuchende unter der zentralen Telefonnummer (05231) 621480 oder per E-Mail an welcome-center@kreis-lippe.de melden. Lesen Sie auch: Welcome-Center: Lippes Lösung gegen Fachkräftemangel?