Detmolder DJ wird deutlich: "Die Pionierzeit der Diskjockeys ist vorbei"

Kreis Lippe. Robin Schulz, Calvin Harris oder Martin Garrix – es gibt viele internationale DJs, die vor tausenden Zuschauern auflegen. Noch viel mehr DJ-Anfänger gibt es, die ihnen nacheifern möchten. So hat auch das Detmolder Labor Sieben erst kürzlich einen Workshop für DJ-Neulinge angeboten.

"Die glorreiche Zeit der DJs ist vorbei", konstatiert hingegen Sven Schmidt. Der Detmolder legt seit fast vier Jahrzehnten selbst Musik in Clubs auf, in den späten 80er-Jahren zum Beispiel in der Detmolder Kult-Disco "SL". Die 80er- und 90er-Jahre seien die große Pionierzeit der DJs gewesen. Jeder DJ habe seinen eigenen Stil, seine eigene Vinyl-Sammlung, seine eigenen Mixe gehabt. Keine Spur von 08/15-Musiksammlungen auf den Laptops. Wer heute mit Spotify und Apple Music die Allverfügbarkeit von Musik erlebt, werde die Begeisterung kaum verstehen.

Heutzutage sei es anders: "Viele DJs kennen das Auflegen mit Vinyl-Platten gar nicht mehr", sagt Schmidt. Das liege auch daran, dass viele Mixe gar nicht mehr auf Vinyl erscheinen. DJ-Controller gebe es hingegen wie Sand am Meer. Für die "Oldschool-DJs" sind diese Geräte "Teufelszeug", das mit dem Auflegen nichts mehr zu tun hat, sagt Schmidt. Die Spitze des Eisberges sei der sogenannte Sync-Button, mit denen zwei oder mehrere Songs synchronisiert werden können – völlig automatisch. Dieses "Beatmatching" sei jedoch die große Kunst beim Auflegen und Sync-Button bei vielen DJs daher verpönt.

Schmidt ist Hüter der Vergangenheit Als DJ tritt Sven Schmidt auch heute noch auf, zum Beispiel auf den Revival-Partys der Detmolder Disco "SL". Früher hörten die Disco-Gänger sofort heraus, wer gerade auflegte. DJs waren häufig Vorreiter, die bestimmten, welche Musik angesagt war. Doch mittlerweile laufe es anders. "Wenn du heute auflegst, hält dir jeder ein Smartphone unter die Nase: 'Spiel mal!'", beschreibt Schmidt. Dies sei ein Phänomen, das Schmidt vor allem in Deutschland feststelle und ihn sichtlich störe. "Einem Maler sage ich auch nicht, was er malen soll." Und auch gute DJs seien nichts anderes als Künstler – zumindest früher.

Dank ihm lebt das Disco-Kapitel, der 80er-Kult, in Online-Beats weiter. Seit einigen Jahre digitalisiert Sven Schmidt seine Kassetten-Sammlung. Darunter auch das, was Davey D, einer der bekannten DJs des ehemaligen Lemgoer "Frangipani", aufgelegt hat. Und hochgeladen hat er es auch – bei dem britischen Music-Streaming-Dienst Mixcloud, der sich auf Mixe und Mitschnitte elektronischer Tanzmusik spezialisiert hat. "Kassetten verlieren in den Jahren an Qualität. Als Erinnerung für die Leute, die diese Zeit miterlebt haben, müssen die Mixe erhalten bleiben", sagt Schmidt.

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