Erneut flüchten viele Hunde und Katzen in Lippe vor der Silvesterböllerei

Kreis Lippe. Es war extrem laut und das hat seinen Preis: Die ausgedehnte Knallerei rund um Silvester hat dieses Jahr ungewöhnlich viele Vierbeiner aus lippischen Haushalten vertrieben - das ist zumindest die traurige Bilanz, die hiesige Tierschützerinnen und Tierschützer ziehen. Die meisten der vier für Lippe zuständigen Tierheime hatten daher alle Hände voll zu tun, mehr als 40 Anfragen nach entlaufenen Tieren landeten bei den Teams. Manche Halterinnen und Halter haben ihre verängstigten Schützlinge wohl immer noch nicht wieder.

Das eigentliche Problem liegt dabei nicht mal beim großen Feuerwerk um Mitternacht, erklärt Christopher Imig, Vorsitzender des Vereins Tierschutz der Tat in Detmold. &bdquo;Es ist inzwischen einfach unberechenbar, zu welcher Uhrzeit geböllert wird.“ Die meisten Halterinnen und Halter verhielten sich zwar umsichtig und betreuten ihre Vierbeiner während des Feuerwerks in der Silvesternacht zu Hause, die eigentlichen Gefahrensituationen spielten sich aber insbesondere bei den Spaziergängen in den Stunden davor oder danach ab. Kein Halter könne sich darauf vorbereiten, wenn unvermittelt ein Böller losgehe.

Drei Hunde landen im Tierheim Bad Salzuflen Allein beim Tierheim Detmold, das ebenfalls für Horn-Bad Meinberg, Blomberg, Schieder-Schwalenberg, Augustdorf, Lage sowie Oerlinghausen zuständig ist, sind am Silvesterabend laut Christopher Imig zehn Hunde vermisst gemeldet worden. &bdquo;Das war schon außergewöhnlich viel dieses Jahr.“ Zwar sei keiner davon im Detmolder Tierheim gelandet, das Team habe allerdings mitbekommen, dass sechs der entlaufenden Schützlinge wieder sicher nach Hause gekommen seien. &bdquo;Bei vieren wissen wir es nicht“, sagt Imig. Ein Jack Russel Terrier und eine französische Bulldogge würden derzeit in den sozialen Netzwerken weiter gesucht.

Alle Hände voll zu tun hatte auch der Tierschutzverein Bad Salzuflen-Lemgo. &bdquo;Unser letzter Einsatz in der Silvesternacht kam um 3.30 Uhr rein“, sagt Melanie Vogt vom Salzufler Tierheim. Knapp 15 Anrufe zu entlaufenden Hunden und Katzen von besorgten Halterinnen und Haltern hätten das dortige Team erreicht. Drei Hunde seien letztendlich im Bad Salzufler Tierheim angekommen, sagt Melanie Vogt. &bdquo;Zwei davon sind am Neujahrstag direkt abgeholt worden, bei einem Hund müssen wir noch den Halter ermitteln.“

Extremes Jahr für Tierschutz rund um Silvester Besonders tückisch bei der Suche sei, dass ein erschreckter Hund blitzschnell weite Strecken zurücklegen könne und dann von Bad Salzuflen aus plötzlich in Lage oder Herford auftauche. &bdquo;Wir wissen, dass einige Besitzer ihre entlaufenen Hunde bisher nicht zurückbekommen haben. Das ist natürlich traurig.“ Die Situation rund um die Silvester-Knallerei sei in diesem Jahr &bdquo;deutlich schlimmer als in den letzten Jahren gewesen.“

Hundehausleiterin Melanie Vogt sieht als Mitarbeiterin des Salzufler Tierheims ebenfalls ein großes Problem in der sich zeitlich immer weiter ausdehnenden Böllerei. &bdquo;Auch die Tage davor und selbst jetzt, zwei Tage nach Silvester, knallt es weiter. Das ist einfach extrem.“ Viele Hundehalterinnen und -halter wiegten sich daher bei Spaziergängen in Sicherheit und würden dann sogar in abgelegenen Waldstücken von lauter Knallerei überrascht.

Noch sei es nicht leicht, eine abschließende Bilanz zu ziehen. Da sich vor Schreck entlaufene Katzen erfahrungsmäßig erst einmal zurückziehen würden, meldeten deren Menschen ihre vermissten Tiere meist erst ein paar Tage später. &bdquo;Ich denke, dass die Zahl der Fälle in den nächsten Tagen noch einmal ansteigen wird“, schätzt Vogt.

Das über Tage andauernde Böllern in den entlegensten Ecken zeige, weshalb der Silvesterbrauch eben nicht nur den Haustieren, sondern auch den Wild- und Nutztieren sowie der heimischen Vogelwelt schade, darauf weisen Detmolds Tierheim-Vorsitzender Christopher Imig genauso wie Susanne Häger vom Tierheim Franziskushof in Kalletal noch einmal hin. In Kalletal seien zwar keine entlaufenen Tiere gelandet, allerdings führe die ansteigende Böllerei laut Susanne Häger merklich zu einer immensen Unruhe im Tierreich.

Mit außergewöhnlich vielen Anfragen von besorgten Halterinnen und Haltern hat sich das Tierheim Eichenhof in Vlotho , das für Barntrup, Dörentrup, Kalletal, Extertal und Lemgo zuständig ist, herumschlagen müssen. Etwa 15 bis 20 Hilferufe erreichten das Tierheim im Nachbarkreis, sagt Mitarbeiterin Christina Dießelmeier. Nur ein in Vlotho entlaufender Hund sei letztendlich in Bad Oeynhausen gefunden und ins Tierheim gebracht worden. &bdquo;Der ist aber auch wieder abgeholt haben.“ Viele Halterinnen und Halter hätten ihre Tiere noch nicht wieder, sagt Dießelmeier. &bdquo;Es hat dieses Jahr schon ordentlich geknallt.“ Das habe Konsequenzen gehabt.

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