Das sagen die Ortsvertreter zur Umstrukturierung des Filialnetzes der Sparkasse Lemgo

Kreis Lippe. Die Sparkasse Lemgo verändert ihr Filialnetz. Wie berichtet, ziehen die Filialen in Extertal-Almena, Bad Salzuflen-Wüsten und Kalletal-Langenholzhausen in der zweiten Jahreshälfte aus ihren jetzigen Filialen aus in sogenannte SB-Pavillons . Der Standort in Oerlinghausen-Helpup wird im April ersatzlos zugemacht. Und die beiden Standorte in Lemgo in der Braker Mitte und am Detmolder Weg werden nächstes Jahr zu einer Modell-Filiale am Campusgelände zusammengeführt.

Hintergrund der Entscheidungen: die Gefahr durch Automatensprengungen von Kriminellen, die an das Geld aus den Automaten wollen. Denn all die genannten Standorte haben eines gemeinsam: In den Gebäuden befinden sich neben der Sparkasse auch Privatwohnungen. Die Bewohner könnten durch die Sprengungen verletzt werden. Für das Bankinstitut ein zu hohes Risiko.

Die Redaktion hat mit Vertretern der Ortsteile gesprochen, die von der Umstrukturierung betroffen sind. Was halten sie von den Plänen?

Kamil Gorny , Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Helpup , meint: &bdquo;Die Sparkasse hat vor der Information der Öffentlichkeit das Gespräch gesucht. Die Sprengungen sind gefährlicher geworden. Daher kann ich die Entscheidung der Sparkasse nachvollziehen. Ich hätte mir aber eine andere Lösung gewünscht, zum Beispiel einen Container oder eine gemeinsame Filiale mit der Volksbank. Denn die Bevölkerung wird nicht jünger. Zwar ist die nächste Filiale in Oerlinghausen nur vier Kilometer entfernt, aber es geht nur bergauf. Die Sparkasse hat uns 1000 Euro für das Blühwiesen-Projekt angeboten. Darüber haben wir auf der Jahreshauptversammlung abgestimmt und abgelehnt. Das hat einfach einen komischen Beigeschmack. Wir sind doch nicht käuflich. Vor ein paar Jahren sollte die Helpuper Filiale schon einmal geschlossen werden. Damals sind wir auf die Barrikaden gegangen und konnten so zumindest einen SB-Standort erhalten.“

Hartmut Baack , Vorsitzender des Ortsausschusses Brake und SPD-Ratsherr , meint: &bdquo;Die Sparkasse hat über ihre Pläne im Ortsausschuss berichtet. So wie es gemacht wurde, finde ich es bemerkenswert. Das hat die Sparkasse gut hingekriegt. Das Sparkassen-Gebäude in der Braker Mitte ist einfach zu groß und aus der Zeit gefallen. Außerdem ist das Risiko für die Familien, die dort leben, groß, bei einer Automatensprengung verletzt zu werden. Und die neue Filiale wird langfristig bestehen bleiben sowie auch die Mitarbeiter – etwas Besseres kann uns doch gar nicht passieren. Der Campus ist mit Auto, zu Fuß und mit dem Rad gut zu erreichen. Teilweise werden es die Leute kürzer und teilweise weiter haben. Sicherlich gab es viele Fragen und keiner hat vor Freude gestrahlt. Es ist eben eine Veränderung. Aber ich war selbst überrascht, dass es keinen Aufschrei in der Sitzung gab.“

Karl-Heinz Mense , Sprecher des Leitungsteams der Nachbarschaft Lemgo Süd , meint: &bdquo;Wir hatten in der Nachbarschaft Lemgo Süd eine Veranstaltung mit Hagen Eberhardt von der Sparkasse Lemgo. Unter dem Punkt Finanzen wurde der Schritt, die Filiale am Detmolder Weg mit der in der Braker Mitte zusammenzulegen angekündigt. Vor Ort haben wir ein offenes Gespräch darüber geführt und ich hatte schon den Eindruck, dass sich die Nachbarn mitgenommen fühlten von der Sparkasse Lemgo. Klar, nicht alle waren begeistert. Wer Richtung Hörstmar wohnt, der muss künftig schon weiter fahren, andere haben es bald näher. Aber wichtig war, dass wir die Gelegenheit zum Austausch hatten. Bei der Veranstaltung haben wir zwei Vereinbarungen getroffen: Wir wollen uns den Bau am Campus angucken und im Quartierzentrum eine Informationsveranstaltung zum Online-Banking machen – vor allem für die älteren Bürger.“

Sebastian Hokamp , Vorsitzender des Ortsausschusses Wüsten und CDU-Ratsherr , meint: &bdquo;Die Sparkasse hat vor ein paar Wochen mit mir und auch mit Matthias Nolting vom Kulturring gesprochen. Sie haben uns dargelegt, warum sie das machen und uns somit versucht, mit ins Boot zu nehmen. Ich finde das Argument nachvollziehbar. Meine Partnerin kommt aus Rheda-Wiedenbrück. Dort gab es schon drei Sprengungen und die Täter rüsten mit Plastiksprengstoff auf. Beim Gespräch stand jedoch noch nicht fest, dass wir so einen SB-Pavillon bekommen. Ich habe daher darauf hingewiesen, dass wir einen Automaten in Wüsten brauchen, vor allem wegen des Altenheims. Für ältere Menschen ist es einfach ein Stück Lebensqualität. Es ist eben etwas anderes, ob ich selbstbestimmt ins Dorf gehen kann zum Einkaufen, Frisör oder Geld holen. Außerdem wollen die Bewohner des Stifts ihren Enkeln vielleicht mal Taschengeld zustecken. Darum habe ich die Sparkasse explizit gebeten, mit dem Stift zu sprechen, welche Bedarfe es dort gibt. Wir haben noch Bargeld in Deutschland, also muss das auch zur Verfügung stehen. Die Sparkasse verwies auf die Möglichkeit des Bargeld-Bringdienstes. Das muss dann aber auch kommuniziert werden. Uns gefällt trotzdem nicht, dass es keine richtige Filiale mehr geben wird. Jedes kleine Stück, das in der Dorfgemeinschaft fehlt, fehlt im großen Ganzen.“

Manfred Rehse , SPD-Fraktionsvorsitzender aus Langenholzhausen , meint: &bdquo;Ich habe erst aus der Zeitung von der Schließung des Standortes erfahren. Die Ratsmitglieder wurden am selben Tag vom Bürgermeister darüber informiert. Ich denke, das Argument der Gefahr durch Automatensprengungen ist vielleicht vorgeschoben. Die wichtigeren Gründe sind wahrscheinlich zu wenig Umsatz und zu hohe Sicherheitsmaßnahmen. Aber ohne Bargeld kommt man auf dem Dorf nicht klar. Und der Automat in der Filiale war eh schon unzuverlässig, funktionierte manchmal tagelang nicht. Im Moment sehe ich auch keinen alternativen Standort für den SB-Pavillon.“

Dennis Brandt, Vorsitzender Heimat- und Kulturverein Almena , meint: &bdquo;Für unseren Verein ist es egal, wo sich der Automat der Sparkasse befindet. Wir machen eh vieles online. Darauf arbeiten die Banken ja auch hin. Außerdem ist der jetzige Geldautomat eh schlimm. Ich vermeide es, dort Geld abzuheben , weil man immer große Scheine bekommt. Wenn man das nicht will, muss man die Scheine extra einzeln auswählen. Vielleicht wird es mit dem Pavillon also künftig besser. Denn der könnte rund um die Uhr zugänglich sein. Jetzt ist die Filiale nachts zu und die nächsten Sparkassen-Standorte sind erst in Bösingfeld , Rinteln und Hohenhausen .“

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