Fake-News vorgegaukelt: Wie Opa Eckstein den Vogelpark Heiligenkirchen gegründet hat

Detmold-Heiligenkirchen. &bdquo;Auf unverständliche, fast spaßig anmutende Weise sonderbar, merkwürdig“ definiert der Duden &bdquo;kurios“ - und auf die Historie des Vogelparks in Heiligenkirchen trifft dies gewiss zu. Die Gründungsgeschichte beginnt mit Fake-News, wie es heutzutage heißt. Mitte der sechziger Jahre hieß das noch etwas wohlmeinender: mit einer Veräppelung.

Marc-Philip Ecksteins Großvater Kurt hatte die ganz Sippe zu einem Ausflug zum Hermannsdenkmal eingeladen. Die Familie wohnte damals in Löhne-Gohfeld, und da war eine Wochenendtour nach Detmold ja durchaus naheliegend. &bdquo;Opa und mein Vater Friedrich-Wilhelm sind von Hiddesen kommend zum Hermann hochgefahren, dann aber oben nicht rechts abgebogen, sondern links Richtung Heiligenkirchen wieder runter“, erzählt Marc-Philip Eckstein aus der Familienchronik. &bdquo;Großvater hatte im Schling ein Grundstück gekauft. Da wusste keiner was von.“

In Gohfeld wurde es eng Von Löhne aus hatte Kurt Eckstein extra einen Makler beauftragt, um eine Fläche zu suchen: Zu Hause war es zu eng geworden für Kurt Ecksteins Vögel. Der Möbelkaufmann hatte heimische Waldvögel daheim in Volieren gehalten, verletzte Elstern, Raben, Dohlen aufgepäppelt und wieder in die Natur entlassen. &bdquo;Und: Er liebte seine Sittiche, peu à peu kamen immer mehr Exoten dazu“, weiß Marc-Philip Eckstein.

So geschah es, dass Kurt Eckstein sich vergrößern wollte. &bdquo;Der Makler hatte mit dem Gelände im Schling Erfolg - wohl auch, weil die Heiligenkirchener ,auch was haben’ wollten. Die Berlebecker hatten ja schließlich die Adlerwarte.“ Der Heiligenkirchener Bürgermeister Fritz Schepperkötter überredete den Großvater später, den Park öffentlich zu machen. Ob er es wohl beim Einzug der Neubürger aus Gohfeld schon im Sinne gehabt hatte?

Die Ecksteins jedenfalls montierten die Volieren in Löhne ab und im Schling wieder auf, fuhren täglich rund 50 Kilometer zum Füttern ins Lipperland. Das Interesse der Heiligenkirchener und sonstigen Detmolder an den Neubürgern und vor allem ihren Tieren wuchs und wuchs, sodass die Ecksteins den Park am 2. August 1969 für Besucher öffneten (&bdquo;Oma musste tagsüber an der Kasse sitzen“) und schließlich ganz nach Lippe umzogen. Das Eintrittsgeld (1,50 DM) reichte, um die Futterkosten abzudecken.

Eines der Top-Ziele in der Region Heute, 55 Jahre später, ist der Vogel- und Blumenpark eines der meistbesuchten Ausflugsziele in der Region, kooperiert intensiv mit Zoos in ganz Europa und kommt dabei &bdquo;ohne auch nur einen Cent öffentlicher Gelder aus“, sagt Marc-Philip Eckstein stolz. Er leitet den Park in dritter Generation, nachdem sein Vater Friedrich-Wilhelm Eckstein sich zurückgezogen hat.

Für ihn war als jungem Mann nach nur einem halben Jahr in der Verbannung zum Geografie- und Zoologiestudium in Bonn klargewesen: &bdquo;Ich muss zurück.“ Aber erst studierte er zu Ende, lernte dann Tierpfleger, machte mit den Jahren alle möglichen denkbaren Scheine von der Fachkraft für Spielplatz-Sicherheit bis zum Baggerführerschein, der Lizenz zum Tiertransport und dafür, Gehegewild betäuben zu dürfen - &bdquo;Ich könnte einen Elefanten ruhigstellen“. Und er schmiedete Pläne, wie sein Vater und Großvater es schon getan hatten - nicht immer in Harmonie, erzählt er mit einem Lachen: &bdquo;Aber mein Vater hat sich durchgesetzt und beispielsweise die ersten begehbaren Gehege in deutschen Tierparks überhaupt eröffnet. “

Der 32-Jährige verfügt also über die Lizenz, Elefanten zu betäuben - und nimmt, während er davon erzählt, behutsam ein vier Tage altes Küken aus dem Nest. Das wenige Gramm schwere Federbüschelchen ist so ungefähr der größte (kleinste?) vorstellbare Gegensatz zu einem Elefanten. Ohnehin sind Ecksteins Erzählungen während des Rundgangs von kuriosen Begebenheiten geprägt (wie die LZ es schließlich von ihm erbeten hatte). Kostproben: Bali-Stare werden im Schling aufgezogen und dann in Bali ausgewildert. So helfen die Heiligenkirchener mit, die Zahl von nur 50 noch auf Bali lebenden Staren zu vergrößern.

Uralte Instinkte werden geweckt Einmal hatte ein Tiertransporter einen weiteren Passagier auf der Ladefläche: einen Leoparden auf dem Weg zu seinem neuen Zuhause. &bdquo;Als der Lastwagen hier bei uns Station machte, wachte der Leopard gerade aus seiner Narkose auf. So ein Fauchen haben Sie noch nie gehört. Gänsehaut. Das weckt uralte Instinkte.“

Dann berichtet Eckstein vom im Januar verstorbenen und in Lippe weltberühmten Gelbbrust-Ara Max, er sei älter als 50 Jahre alt geworden und hatte Jahrzehnte lang die Besucher am Eingang des Vogelparks begrüßt. &bdquo;Da war ich schon traurig - und mit mir alle Mitarbeiter.“ Kurios auch die Geschichte von &bdquo;Pablo“: Der Gelbbrust-Ara war 1987 aus dem Vogelpark gestohlen worden und schrieb 1990 überregionale Schlagzeilen: &bdquo;Der unbekannte Einbrecher wurde seines Lebens nicht mehr froh, ,Pablo’ plapperte pausenlos“, schrieb das Magazin &bdquo;Die Zwei“. So kam es, dass Friedrich-Wilhelm Eckstein eines Tages ein Paket vor der Tür fand, samt Zettel: &bdquo;Wir können das unerträgliche Schreien nicht mehr hören.“

In Ecksteins Archiv findet sich noch weitere Kuriositäten: Über einen Marabu, der abgehauen war und am großen Weserbogen wieder eingefangen wurde, oder über einen Tukan, der es bis Holzhausen-Externsteine geschafft hatte.

Der Vogelpark in Zahlen 3,8 Tonnen Äpfel verspeisen die Tiere im Jahr – jeden Tag schälen die Tierpfleger 50 Stück und schneiden sie klein. Dazu gibt es 100 Kilogramm Heidelbeeren, 500 Kilogramm Papaya, zwei Tonnen Fisch, zwei Tonnen Küken, aus Nordamerika importiertes Spezialfutter für die Tukane, 300 Kilogramm lebende Insekten...125.000 Besucher kommen im Schnitt im Jahr - eine neue Gastro-Terrasse und viele Spielgeräte laden zum Verweilen ein.1000 Tiere leben im Schling – schon lange nicht mehr nur Vögel. Vom größten Vogel, dem Helmkasuar, bis zum Zebrafinken ist alles vertreten. Dazu kommen Kängurus, Präriehunde, Affen, indische Muntjaks (sehr kleine Hirsche)... 20.000 Blumenzwiebeln werden jedes Jahr neu gesetzt, dazu 6000 weitere Sommerblumen.Gemäß der &bdquo;Welt-Zoo-Naturschutzstrategie“ beteiligt sich der Vogelpark an einem Programm zur Art-Erhaltung. Er betreut Doppelhornvögel, Molukkenkakadus, Equadoramazonen und Palawanpfau-Fasane. Die Tiere kommen aus oder gehen in Zoos in ganz Europa.Eine Besonderheit des Parks ist der Krähenstirnvogel – er wird nur in ganz wenigen europäischen Zoos gehalten.Öffnungszeiten sind täglich von 9 bis 18 Uhr. Jeden Tag um 15.30 Uhr startet der kostenlose Futterrundgang bei den Nandus.Nähere Infos: www.vogelpark-heiligenkirchen.de

Fake-News vorgegaukelt: Wie Opa Eckstein den Vogelpark Heiligenkirchen gegründet hat

Vogelpark Heiligenkirchen eröffnet mit neuer Tier-WG

Lilli nicht gefunden, aber zweiter Gelbbrustara in Lemgo eingefangen

Salzufler Schwanen-Streit: Jetzt spricht der wohl einzige Augenzeuge

Bundesweites Zoo-Ranking 2025: Das sind die besten Tierparks in OWL

Affenbaby und Jubiläumselefant - NRWs Tiere des Jahres 2025

Von Schlangen und Aras: Das sind die kuriosesten Nachrichten des Jahres 2024 in Lippe

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

LZplus Black-Deal

1 € pro Woche

Weiterlesen mit LZplus