Mammutaufgabe steht bevor: Warum der Landesverband Lippe seine Museen neu aufstellen will

Kreis Lippe . Die Museen des Landesverbandes Lippe wollen sich für die Zukunft fitmachen und neu aufstellen. Sie wollen ihre &bdquo;herausragenden Sammlungen“, wie Landesmuseumsdirektor Michael Zelle sagt, zeitgemäßer präsentieren, didaktisch neu aufbereiten, ihre Relevanz für Lippe stärker herausarbeiten, noch mehr mit anderen Kulturträgern kooperieren, digitaler werden, der &bdquo;Erfolgsgeschichte“ ihrer Sonderausstellungen mehr Fläche gönnen – auf Kosten der Dauerausstellung.

Auch der Immobilienkomplex an der Ameide steht auf der Agenda. Zuletzt waren Mittelmühle und Zehntscheune 2008 und 2009 saniert worden; im ehemaligen Gesellschaftshaus rechts des Haupteingangs sind mittlerweile unter anderem Fenster und Heizungen reif – und warum braucht die Naturkundesammlung einen eigenen Eingang samt Kassenkraft? Dies ist nur ein Puzzleteil im Fusionsprozess, künftig wird Personal in beiden Häusern eingesetzt. Die innere Organisation neu zu strukturieren: eine anspruchsvolle Aufgabe. Aus zusammen acht Abteilungen werden vier in Detmold, eine in Brake. Denn bald ist es ja nur noch ein Museum mit einem Leitungsgremium: Landes- und Weserrenaissance-Museum fusionieren, mit zwei Standorten.

Das ist einer der Gründe, wenn auch längst nicht der einzige, für das Konzept &bdquo;Leitbild – Ziele – Strategien“, das Zelle vorgelegt hat und das in Kooperation mit dem Weserrenaissancemuseum und dem Landschaftsverband in Münster (LWL) entstanden ist. Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast hatte – ungewöhnliche Premiere – die Fraktionschefs der in der Verbandsversammlung vertretenen Parteien zusammengetrommelt, um das Papier vorzustellen, das noch von der Verbandsversammlung beschlossen werden muss – eine Formsache, aber wichtig.

Die Stadt Lemgo und das Museumsamt des LWL begleiten den Prozess. &bdquo;Die Münsteraner sind seit 2020 voll im Thema“, berichtet Düning-Gast. Der LWL ist ja wie die Stadt Lemgo Geldgeber für das Haus in Brake. &bdquo;Grundlage für alles, was wir tun werden, ist es, unsere Handlungsfähigkeit zu sichern. Und wir fangen ja bei Weitem nicht bei null an“, sagt Zelle. Die Dauerausstellungen sollen künftig beispielsweise stärker als bisher Menschen mit Behinderungen, verschiedene Altersgruppen oder gesellschaftliche Außenseiter repräsentieren. Und die Sonderausstellungen? Sie werden eine größere Rolle spielen, aktuelle Themen aufgreifen. Partizipative, also teilhabende, Formate sollen auf neuen Flächen erprobt werden: Mitmach-Labore, interaktive Stationen, digitale Vermittlungsangebote. Besuche können Dank digitaler Strategien vor- und nachbereitet werden. Die Sammlung, die zum Teil eher zufällig so ist, wie sie ist, soll sorgfältig &bdquo;entsammelt“ werden – ohne dass ihr gleichermaßen globaler wie lokaler Charakter verloren geht.

Ein weiterer Grund für das Strategiepapier sind die Investitionen anderswo: Das Freilichtmuseum wenige Hundert Meter entfernt baut und öffnet dann sein neues Ausstellungsgebäude ganzjährig, das Ziegeleimuseum Lage investiert, in Oerlinghausen gibt es die Klima-Erlebniswelt, der Landesverband selbst freut sich auf das Ausstellungsgebäude am Hermann, das Hermanneum. Da wollen und müssen die Museen mithalten. Wenigstens einige der 500.000 Besucher jedes Jahr am Hermann sollten doch bitteschön nachher in die Stadt fahren, ins Museum. Außerdem, nicht unbedeutend: Das Museum im Herzen Detmolds ist für das Leben in der Innenstadt wichtig, für Cafés, Eisdielen, Restaurants. &bdquo;Wir wollen Detmolder und Gäste anlocken – und dabei locker sein, ohne erhobenen Zeigefinger“, verspricht Düning-Gast. Zelle erinnert an die Gründung des Landesmuseums vor 189 Jahren als Ausstellungsort für die Sammlung des &bdquo;Naturwissenschaftlichen Vereins für das Land Lippe“. &bdquo;Das war immer schon ein Bürgermuseum. Wir wollen es noch mehr für Externe öffnen und andere mit ins Boot holen.“

Was das Ganze kosten soll, wie der Zeitplan aussieht, was realisierbar ist – entscheidende Fragen, auf die es noch keine Antwort gibt. Eine Machbarkeitsstudie muss her. Düning-Gast sagt, nun gehe an die Akquise möglicher Fördermittel dafür.

Das sagt die Politik: Lars Brakhage (CDU) stellt klar: &bdquo;Es ist der Anspruch der Politik, nicht jedem Trend nachzulaufen, wir wollen eine wohlüberlegte und nachhaltige Lösung.“ Und die sei nach langen Beratungen nun in ein Konzept gegossen: &bdquo;Es stand halt noch nirgendwo, was wir wollen.“ Deswegen sei das Papier als Grundlage für die Finanzierung der Machbarkeitsstudie so wichtig.

SPD-Fraktionschef Andreas Kuhlmann sagt, es sei gut, sich weiter zu öffnen und noch mehr kooperieren zu wollen. &bdquo;Das geht in die richtige Richtung. Mit mehr Fläche für Sonderausstellungen können wir auch unsere Schätze aus dem Depot holen.“ Er lenkte den Blick auf die Immobilien: &bdquo;Wir müssen baulich mehr anbieten.“

Robin Wagener (Grüne) stellt das Besondere heraus: &bdquo;Hier, in unserem Regionalmuseum, sind weltgeschichtliche Epochen konkret zu erleben. Das Zeitalter der Renaissance etwa: In Lemgo zeigen wir, was es für die lippische Identität bedeutet. Bringen universal, global, regional in Einklang“

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