Landrat Lehmann: Veränderung ist eher „eine Chance für Lippes Klinikum als ein Verlust“

Kreis Lippe. &bdquo;Zu sagen: ,In Lippe soll alles bleiben, wie es ist´, streut den Menschen Sand in die Augen.“ Landrat Dr. Axel Lehmann hat sich im Kreisausschuss deutlich zur Kritik der vier Bürgermeister aus Lemgo und Nordlippe geäußert. Sie hatten die Vorschläge des Unternehmensberaters Berger, nach und nach Abteilungen aus Lemgo nach Detmold zu verlagern und in Lemgo nur wenige Abteilungen wie die Geriatrie zu lassen und dort eine ambulante Versorgung zu etablieren, &bdquo;als Schlag ins Gesicht“ bezeichnet. Lehmann will diese Pläne Anfang Oktober der Gesellschafterversammlung zum Beschluss vorlegen.

80 Kliniken gingen pleite, betonte der Landrat vor diesem Hintergrund. Und zu den Auswirkungen, die die Entwicklung auf die Kreisumlage habe, hätten die vier Räte nichts gesagt. &bdquo;Veränderungen als Verlust zu begreifen, ist menschlich nachvollziehbar, aber wir müssen die Gesamtperspektive im Blick behalten.“ Er werbe dafür, &bdquo;das Ganze auch als Chance zu begreifen, nicht als Verlust.“

Grüne: &bdquo;Strukturen jetzt anpassen“ Werner Loke als Fraktionschef der Grünen pflichtete ihm bei und dankte Lehmann für die klare Positionierung: &bdquo;Wir können nicht einfach so offenen Auges in die Situation rennen, wir stehen kurz vor dem Kollaps. Ich höre schon den Schrei nach einer Privatisierung“, und dazu dürfe es nicht kommen. Die Grünen sprachen tags drauf in einer Presseerklärung von einer &bdquo;richtungsweisenden Entscheidung“ der Gesellschafterversammlung. &bdquo;Bund und Land haben deutlich gemacht, dass einschneidende Veränderungen vorgenommen werden müssen.“ Unklar sei noch, welche Notfallstandorte durch Vorgabe des Landes in Lippe vorgehalten werden müssen.

Loke, langjähriges Mitglied im Aufsichtsrat des Klinikums, stellt klar: &bdquo;Wir müssen jetzt und nicht erst in einem Jahr die Strukturen des Klinikums an die Gegebenheiten und Entwicklungen anpassen. Und: &bdquo;Das Land muss endlich sagen, was aus seiner Sicht in Lippe erhalten bleiben muss“.

In einem seit 2022 laufenden Beratungsprozess mit Unterstützung von professionellen Beratern seien alle Optionen in der nötigen Tiefe und Breite betrachtet worden, winkt Loke mit dem Zaunpfahl in Richtung CDU, die vor &bdquo;hektischem Aktionismus“ gewarnt hatte. Wichtig sei es, gute und nachhaltige Perspektiven für den Standort Lemgo zu entwickeln, einige Optionen lägen bereits auf dem Tisch. Diese müssten mit allen Beteiligten weiterentwickelt und ergänzt werden.

&bdquo;Sollten die notwendigen Entscheidungen zur Umstrukturierung nicht getroffen werden, kommen weitere Mehrbelastungen in Millionenhöhe auf den Kreishaushalt und somit auch auf die Kommunen zu“, fürchtet Loke. Darüber hinaus würde &bdquo;sehr wahrscheinlich“ der Verlust von qualifizierten Mitarbeitern, die eine unsichere Situation hinsichtlich der Zukunft des Klinikums nicht mehr mittragen wollen, die Folge sein. Auch der Status eines Universitätsklinikums und der Verlust von Fördermitteln des Landes seien in Gefahr.

&bdquo;Die Zukunft des Klinikums Lippe und damit einer bestmöglichen Gesundheitsversorgung für die Menschen hier in Lippe durch Taktieren eines vorgezogenen Wahlkampfthemas oder aus Angst oder Mutlosigkeit vor der eigenen Entscheidung auf das Spiel zu setzen, ist keine Option“, ist Loke sicher. &bdquo;Auch die von Extertals Bürgermeister Frank Meier in den Raum gestellte Forderung, über eine Privatisierung oder Teilprivatisierung des Klinikums zu beraten und dann diesen Weg einzuschlagen, ist aus meiner Sicht nicht zielführend und führt immer weiter zu noch mehr Verunsicherung bei den Beschäftigten.“

Mit dem Anstoßen einer Privatisierungsdebatte habe Meier &bdquo;der ganzen Sache“ einen Bärendienst erwiesen.

IG Metall warnt vor Privatisierungsdebatte Ähnlich äußert sich die IG Metall. Sie warnt in einer Pressemitteilung vor einer Privatisierungsdebatte. Sie halte Kliniken in öffentlicher Trägerschaft für gesellschaftspolitisch sinnvoller und menschlicher, schreibt der Erste Bevollmächtigte Daniel Salewski. In den nun bekannt gewordenen Plänen sehe er eine Verschlechterung der Versorgung der Nordlipper. Eine starke Gesundheitsversorgung sei ein wichtiger Standortfaktor.

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