Entflogener Papagei irrt seit Monaten durch Lippe - jetzt gibt es Hoffnung

Kreis Lippe/Schloß Holte-Stukenbrock. Ein ungewöhnlich lautes Krächzen schallt von draußen durch die geöffnete Balkontür ins Innere. Ein Blick zum Himmel. Da fliegt er, ein Vogel mit blau-gelbem Gefieder. Das war doch nicht etwa ein Papagei, oder doch? Wurde so einer nicht im sozialen Netzwerk Facebook als vermisst gemeldet? So oder so ähnlich dürfte es wohl vielen Lippern in den vergangenen Wochen gegangen sein, denn der Vogel treibt sich ganz schön herum.

Bei dem Tier könnte es sich um Lilli, ein Gelbbrustara-Weibchen aus der Nähe von Leipzig handeln. Das vermutet jedenfalls ihre Besitzerin. Lilli ist fünf Jahre alt, hat einen Ring am Fuß und spricht. Zum Beispiel soll sie oft &bdquo;du Affe“, &bdquo;gut gemacht“, guten Tag“, &bdquo;na komm“, &bdquo;komm her“ und &bdquo;1, 2, 3“ sagen. Der Ara soll ihrer Besitzerin bereits Mitte Mai entflogen sein. Ob es sich bei dem gesichteten Papagei wirklich um Lilli handelt und sie damit rund 250 Kilometer Luftlinie von ihrem Zuhause aus zurückgelegt hat, kann wohl erst geklärt werden, wenn sie gesichert wurde und der Ring abgelesen wurde.

Kalte Nächte und weniger Futter Doch das gestaltet sich schwierig, denn Lilli legt ganz schöne Strecken am Tag zurück. An einem Tag gab es beispielsweise viele Sichtungen: Morgens wurde sie noch in Lemgo-Brake gesehen, später in Dörentrup-Humfeld, dann in Barntrup, Kalletal-Bentorf und schließlich Vlotho. Oft gab es auch Meldungen aus Lemgo-Hörstmar, aus Lage, Schieder und Detmold-Diestelbruch.

Laut Foren legen die Tiere zur Futtersuche schon mal 50 Kilometer zurück. Die Besitzerin war bereits in Lippe und hat nach Lilli gesucht, jedoch erfolglos. Es sei wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Doch die Nächte werden kälter. Gelbbrustaras mögen es warm, sie leben in freier Natur in Mittel- und Südamerika. Auch das Nahrungsangebot wird im Winter weniger. Auf ihrem Speiseplan stehen Obst und Früchte, Nüsse und Beeren. Gern auch Sonnenblumenkerne.

Doch nun gibt es offenbar Hoffnung: Lilli ist in der vergangenen Woche mehrmals in Schloß Holte-Stukenbrock gesichtet worden. Eine Papageienkennerin will nun helfen, das Tier zu finden und zu fangen. Dass Lilli überhaupt so lange durchgehalten hat, sei schon erstaunlich, sagt Verena Keuchel. Die Schloß Holte-Stukenbrockerin kennt sich mit Aras aus, hat fast 20 Jahre im Fachgeschäft &bdquo;Tiergarten Homann“ gearbeitet und hält mit ihrem Mann Jan selbst Aras in einer großen Voliere.

So fängt man einen Ara Den Vogel zu fangen, wird wohl nicht so leicht. Erstens hält sich Lilli gern hoch oben in Bäumen auf, zweitens weist der farbenprächtige Papagei nicht nur eine stattliche Körpergröße von etwa 80 Zentimeter auf, sondern auch einen kräftigen Schnabel, mit dem er ganz schön hacken kann. Verena Keuchel empfiehlt daher, den Ara mit dem Namen zu rufen oder ihn mit Futter am Boden anzulocken. Dann sei es möglich, ein Tuch über ihn zu werfen und ihn bestenfalls in eine Kiste oder Tiertransportbox zu packen. Denn bis die Besitzerin aus Sachsen hier ist, kann Zeit vergehen.

Ein weiterer Tipp ist, das Tier in den Abendstunden zu fangen. Denn dann sehen Aras nicht gut und fliegen wahrscheinlich nicht so schnell weg. Wer nicht so furchtlos ist, kann sich an die Feuerwehr oder ein Tierheim wenden. Von allein wird Lilli den Weg wohl nicht zurückfinden. Papageien verfügen nicht über einen Orientierungssinn wie Brieftauben.

Als Tierfreundin hat Verena Keuchel Lillis Odyssee mitverfolgt. Denn um das Tier wiederzufinden, hat die Besitzerin aus Sachsen die Facebookseite &bdquo;Gelbbrustara Lilli“ angelegt. Wer Hinweise hat, kann sich dort melden. Längst ist das Schicksal des Vogels aber auch auf anderen Seiten geschildert, die sich mit vermissten Tieren beschäftigen. Tierfreunde sind untereinander vernetzt.

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