Kein Geld, keine Erzieher: Warum lippischen Kitas die Puste ausgeht

Kreis Lippe/ Düsseldorf. Verkürzte Betreuungszeiten und Gruppenschließungen in Kitas haben auch in Lippe im vergangenen Kitajahr 2023/24 enorm zugenommen: An 17 Tagen musste eine der insgesamt 220 Einrichtungen im Kreis wegen fehlenden Personals ungeplant zu bleiben, im Vorjahr war es keine Einzige. &bdquo;Familie und Beruf lassen sich in Nordrhein-Westfalen immer schlechter vereinen“, schreibt Dr. Dennis Maelzer, familienpolitischer Sprecher der SPD im Landtag und Landratskandidat der SPD Lippe in eine Pressemitteilung. Und auch der Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen in NRW fordert mehr Verlässlichkeit in der Kindertagesbetreuung.

Noch häufiger als zu Corona-Zeiten hätten laut Maelzer die Kitas personalbedingt ihre Öffnungszeiten reduziert oder komplett geschlossen. &bdquo;Fachkräftemangel und Geldnöte der Träger heizen die Probleme weiter an.“ Doch was wünschen sich die Träger? &bdquo;Weniger Bürokratie in den Verwaltungsprozessen und in der Anerkennung von Abschlüssen“, erklärt das DRK Lippe als ein Träger lippischer Kitas auf Nachfrage. Dazu Zeit für Teamführung und -entwicklung und vor allem eine auskömmliche und verlässliche Finanzierung für das Personal sowie &bdquo;ausreichend Zeit, um sich für Themen fit zu machen, die den Fachkräften begegnen“, etwa Inklusion, Medienpädagogik, herausfordernde Kinder, aber auch Eltern.

Demo gegen Kürzungen bei Kitas und anderen sozialen Diensten Stichwort Finanzierung: Etwa 500 Millionen Euro hätten die Träger seit der Tarifsteigerung aus eigener Tasche zahlen müssen. Immer mehr Kitas arbeiteten nur noch mit der Mindestbesetzung und könnten wegen des knappen Geldbeutels keine neuen Azubis einstellen. &bdquo;Kleine Krankheitswellen führen in solchen Fällen bereits zu personalbedingten Schließungen“, erklärt Maelzer.

Die Kita-Träger in NRW rufen daher auch zur Demo vor dem Düsseldorfer Landtag auf: Am Mittwoch, 13. November, gibt es dort eine Kundgebung der freien Wohlfahrtspflege. Unter dem Schlagwort &bdquo;NRW bleibt sozial“ protestieren die Verbände gegen die im Haushaltsentwurf 2025 vorgesehenen Kürzungen bei zahlreichen sozialen Diensten und Angeboten. Auch die Kitas seien davon betroffen. Denn eine Personal-Mindestausstattung könne eben keine Vertretungen für Krankheitsausfälle, Urlaube oder Fortbildungen abdecken - und das führe zu Betreuungseinschränkungen. Schließlich habe die Kita einen klaren Auftrag, der nicht nur im &bdquo;Verwahren“ der Kinder besteht, sondern in der frühkindlichen Bildung - so ist es auch im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) festgehalten.

Mehr Spielraum beim Personaleinsatz Beim Thema Personal sieht der Landeselternbeirat Potenziale &bdquo;besonders in Quereinstiegsmöglichkeiten, aber auch einer Modularisierung von Fortbildungen, in beschleunigten Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsabschlüsse und in verkürzten Anpassungslehrgängen“. Zumindest für einen befristeten Zeitraum müsste mehr Spielraum beim Personaleinsatz geschaffen werden, um Betreuungsausfälle zu verhindern.

Die SPD-Fraktion im Landtag fordere ein Kita-Rettungspaket, bei dem Trägeranteile und die Finanzierung der praxisintegrierten Ausbildung übernommen werde, um den Kitas Luft zu verschaffen. Die Jugendämter hätten bereits mehr als 27 Millionen Euro für erweiterte Öffnungszeiten an das Land zurückgeben müssen, weil das unter den aktuellen Bedingungen nicht zu stemmen sei. &bdquo;Bevor den Einrichtungen komplett die Puste ausgeht, wollen wir dieses Geld lieber für die Ausbildung und für trägerübergreifende Springer-Pools einsetzen“, schlägt Maelzer vor. &bdquo;Damit in Zukunft weniger Kinder vor verschlossenen Kita-Türen stehen müssen.“

Kein Geld, keine Erzieher: Warum lippischen Kitas die Puste ausgeht

Licht und Schatten in den Randstunden: Im NRW-Vergleich schneidet Lippe noch gut ab

NRW-Städte können 30 Millionen Euro Fördergelder für länger geöffnete Kitas nicht nutzen

Forderung nach kostenlosem Mittagessen an Schulen und Kitas in NRW

Kita-Kollaps: Wie die wichtigsten Wahlversprechen in NRW verfallen

Bedarf an Kita-Plätzen in NRW sinkt erstmals - das sind die Folgen

Personalnot in Kitas bremst auch wichtige Naturerfahrung aus

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €