Mutter soll Baby in Horn getötet haben: Weshalb der Prozessauftakt nur Minuten dauert

Detmold/ Horn-Bad Meinberg. Beim Prozessauftakt vor dem Schwurgericht passiert an diesem Freitagmittag nicht viel, und dennoch ist die Stimmung in Saal 165 kurz vor Verhandlungsbeginn ungewöhnlich angespannt. Die spürbare Schwere mag am Vorwurf liegen, der hier verhandelt wird. Eine Mutter aus Horn soll im April ihr Baby zu Hause auf heimtückische Weise getötet haben. Das wirft ihr die Staatsanwaltschaft Detmold vor.

Nicht nur der Tatvorwurf an sich sticht heraus. Kein einziges Detail zu diesem Fall ist in den vergangenen sechs Monaten an die Öffentlichkeit gedrungen, seitdem sitzt die jetzt angeklagte 38-jährige Mutter in U-Haft. Dass die Ermittler überhaupt auf die Mutter als mutmaßliche Täterin kamen, ist der Angeklagten selbst zu verdanken. &bdquo;Sie hat sich gestellt, obwohl es keine Anhaltspunkte gab“, sagt ihre Verteidigerin Franziska Janßen auf dem Gerichtsflur. Die Polizei hatte zunächst ein gängiges Todesermittlungsverfahren eingeleitet, um die Ursache zu klären. Die hinzugerufenen Rettungskräfte hatten für das Kind nichts mehr tun können.

Dass sie ihr Kind aus Verzweiflung getötet haben könnte, weil sie geglaubt habe, es sei behindert, will die Verteidigerin nicht stehenlassen. So hatte es die Frau laut Gericht zunächst bei der Polizei angegeben. &bdquo;Es stellt sich inzwischen alles etwas anders dar“, sagt die Bielefelder Rechtsanwältin. &bdquo;Wenn die Sachverständige ihr Gutachten erstattet, wird sicher auch verständlicher werden, was das Motiv gewesen sein könnte.“ Gemeint ist damit das psychiatrische Gutachten, das der Frage nachgeht, ob die Frau schuldfähig war und was sie zur Tat getrieben haben könnte.

Mord aus Heimtücke am eigenen Kind?

Zum Prozessbeginn tritt am Freitagmittag eine zierliche Person in den Saal, die ihr Gesicht zum Schutz vor Kameras hinter einem Aktenordner vergräbt. Im Zuschauerraum sitzt ein Teil ihrer Familie. Die Gesichter lassen tiefe Trauer erkennen. Während Staatsanwältin Helena Fromme die Anklage verliest, kämpft die angeklagte Mutter selbst mit den Tränen.

Sie soll ihren wenige Tage alten Sohn in der Nacht vom 27. auf den 28. April im heimischen Schlafzimmer in Horn-Bad Meinberg auf unbekannte Weise erstickt haben, während ihr Mann im Nebenzimmer schlief. Weil die Frau aus Sicht der Staatsanwaltschaft genau diesen Umstand der Anklage nach heimtückisch ausgenutzt hatte, geht es um Mord aus Heimtücke. Die Anklage ist ähnlich kurz wie das durch die Tat ausgelöschte Leben.

Keine zehn Minuten dauert der erste Prozesstag, der in erster Linie dafür da ist, um die gängigen Fristen zu wahren. Der Vorsitzende Richter Karsten Niemeyer erklärt daher auch, wie das Verfahren weiterlaufen soll. Die eigentliche Beweisaufnahme könne erst am 4. Dezember richtig starten, sagt der Richter, weil erst dann die psychiatrische Sachverständige Zeit hat.

Erst dann will Verteidigerin Franziska Janßen eine schriftliche Stellungnahme für ihre Mandantin verlesen. Darin sollen Angaben zur Person und genauso zu den Vorwürfen gemacht werden. Die zierliche Frau sitzt aufmerksam daneben und nickt, während ihre Verteidigerin spricht. Dann führen die Wachtmeister die 38-Jährige wieder in ihre Zelle. Die Familie bleibt draußen zurück.

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