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Bald zu sehen: Diese bedeutenden Funde wurden in Schieder-Schwalenberg gemacht

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Restauratorin Susanne Bretzel-Scheel (rechts) zeigt LWL- Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann und Dr. Martin Zelle, Leiter des Lippischen Landesmuseums ein frühmittelalterliches Langschwert, die Spatha. - © LWL/ Steimer
Restauratorin Susanne Bretzel-Scheel (rechts) zeigt LWL- Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann und Dr. Martin Zelle, Leiter des Lippischen Landesmuseums ein frühmittelalterliches Langschwert, die Spatha. (© LWL/ Steimer)

Schieder-Schwalenberg/Münster. Schmuck, Schildfragmente, Schwerter: Diverse Artefakte haben Archäologen in einem Gräberfeld in Schieder-Schwalenberg gefunden. Über 70 Gräber, alle aus dem 7. bis 9. Jahrhundert, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mitteilt. Mit dem Fund schließe sich eine Forschungslücke für das Frühmittelalter im Kreis Lippe. Und einiges soll ab kommendem Jahr unter anderem in Detmold zu sehen sein.

Fotostrecke: Archäologische Funde aus Schieder-Schwalenberg

Im Jahr 2022 wurde das Gräberfeld entdeckt und erlaube Einblicke in den gesellschaftlich-kulturellen Wandel von der Merowinger- zur Karolingerzeit am Rande des fränkischen Reiches. Auch für Dr. Michael Zelle, Leiter des Lippischen Landesmuseums Detmold, eine Sensation: „Ein Reihengräberfeld war an der Stelle nicht zu erwarten und so staunten wir jeden Tag mehr, was sich da bei Bauarbeiten im Neubaugebiet ,Seeblick’ unter der Erde auftat.“ Funde hieraus, teilweise im Block geborgen, werden aktuell in der Restaurierungswerkstatt der LWL-Archäologie für Westfalen in Münster wiederhergestellt.

Anlässlich des Jubiläums „1250 Jahre Westfalen“ werden einige Stücke ab dem kommenden Frühjahr in der Dauerausstellung des Lippischen Landesmuseums Detmold zu sehen sein. Die jüngeren Funde - darunter ein Sax, ein einschneidiges Hiebschwert, und eine bronzene Kreuzfibel, also eine Gewandnadel, sowie zahlreiche Glasperlen - werden laut LWL ab dem 16. Mai in der großen Jubiläumsschau „775 - Westfalen. Die Ausstellung“ im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn präsentiert.

Eine Gürtelschnalle, gefunden im frühmittelalterlichen Reihengräberfeld von Schieder-Schwalenberg, nach der Restaurierung in der LWL-Archäologie. - © LWL/ Susanne Bretzel-Scheel
Eine Gürtelschnalle, gefunden im frühmittelalterlichen Reihengräberfeld von Schieder-Schwalenberg, nach der Restaurierung in der LWL-Archäologie. (© LWL/ Susanne Bretzel-Scheel)

Hunderte Perlen als Grabbeigaben

Und um die herausragenden Funde aus Schieder-Schwalenberg sichtbar zu machen, seien zwei Restauratoren seit 2022 im Einsatz, um mehr als 47 Metallobjekte und Hunderte von Perlen wieder zum Leben zu erwecken. Dabei gehe es nicht nur ums Reparieren und Haltbarmachen, sondern auch darum, mithilfe moderner Technik wissenschaftlich zu untersuchen und die neuen Erkenntnisse für zukünftige Generationen auch in 3-D fassbar zu machen.

In Schieder-Schwalenberg wurden auf einer Fläche von 2100 Quadratmetern über 70 Gräber ausgegraben und untersucht. Ganz im Einklang mit den Bräuchen des frühen Christentums ist ein großer Teil der gefundenen Gräber West-Ost-ausgerichtet. Fünf seien aufgrund ihrer geringeren Größe als Kindergräber identifiziert worden. Außerdem seien mindestens sechs Pferdebestattungen nachgewiesen. Diese seien „als besonders wertvolle Grabbeigabe zu interpretieren, welche den hohen sozialen Stand der Verstorbenen abbildet“, betont Michael Zelle.

Auch die Ausgrabung zweier aufwendiger Grabkammerkonstruktionen spreche dafür ebenso wie wertvolle eiserne Grabbeigaben. Die Funde zeigen laut LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger typische Kriegswaffen in den Männergräbern, aber auch reiche Frauengräber. „Besonders ist: Der Friedhof ist über einen langen Zeitraum bis in die Karolingerzeit genutzt worden.“

Drohnenaufnahme der Grabungsfläche in Schieder-Schwalenberg. - © EggensteinExca/ P. Robinson
Drohnenaufnahme der Grabungsfläche in Schieder-Schwalenberg. (© EggensteinExca/ P. Robinson)

Ausstellungen, Geschichten und Persönlichkeiten

Im Jahr 2025 jährt sich die erstmalige Erwähnung der Westfalen in einem Bericht der fränkischen Reichsannalen für das Jahr 775 zum 1250. Mal. Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL: „Die bundesweite Bedeutung Westfalens wird auch dadurch unterstrichen, dass der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Schirmherrschaft über das gesamte Kulturprogramm zum Jubiläum übernommen hat.“ Die Ausstellung zum Gründungsjahr 775 in Paderborn sei Anker und Höhepunkt des Westfalen-Jubiläums. „Heute zeigen wir den Weg vom unscheinbaren Fund im Lehmboden zum glänzenden Exponat in dieser Ausstellung.“

Insgesamt 44 Projekte, welche die LWL-Kulturstiftung mit rund drei Millionen Euro fördert, tragen mit ihren Angeboten in der gesamten Region das Jahr hindurch zur Feier bei. „Neben der Geschichte Westfalens und örtlich herausstechenden Ereignissen widmen sich weitere Projekte aktuellen Fragen nach Identität, Herkunft und Zugehörigkeit“, betont Georg Lunemann. Dabei gehe es unter anderem um westfälische Moorlandschaften, jüdische Frauen im Widerstand, neue Impulse aus der Freien Szene oder um bekanntere und weniger bekannte Geschichten und Persönlichkeiten, ergänzt Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.

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