Ein Mann der klaren Kante räumt das lippische (Straßen)Feld

Kreis Lippe. Schlitten fahren? Nicht mit Rainer Huneke. Wenn’s um Pisten geht, dann eher um Asphalt, schließlich ist er elf Jahre lang der Kopf des Eigenbetriebes Straßen beim Kreis Lippe gewesen. Im Übrigen schwimmt der 64-Jährige auch nicht mit dem Strom, obwohl er sich rund um den Schiedersee auch mit Gewässern befassen musste. Nun hat das alles ein Ende: Rainer Huneke wird in wenigen Tagen in die passive Phase der Altersteilzeit wechseln.

Er kennt sich in Lippe aus wie kaum ein Zweiter: Schon seit 30 Jahren ist er für die Kreisverwaltung auf den Straßen unterwegs, wenn nicht persönlich, dann wenigstens gedanklich auf den Plänen für Radwege und Straßen, Kreuzungen und Brücken. Dabei hat sich der Mann, Jahrgang 1960, seine ersten beruflichen Meriten zunächst in der freien Wirtschaft verdient. &bdquo;Eigentlich wünschte ich mir, dass jeder, der auf so einer Position in der Verwaltung sitzt, auch mal die andere Seite kennengelernt hat“, sagt Rainer Huneke.

Verkehr verlangsamen

Er ist ein echter Lipper, hat in Lippe auch seinen Ingenieur an der Fachhochschule gemacht, Schwerpunkt Verkehrswesen. Dann guckte er erst mal über den lippischen Tellerrand, ging 1987 nach Hamburg als Bauleiter zu einem Bauunternehmen, wo er sich ganz schön durchbeißen musste, bevor er nach verschiedenen weiteren beruflichen Stationen, unter anderem bei Straßen.NRW, 1993 beim Kreis Lippe zunächst als Sachbearbeiter ankam. Er bildete sich Mitte der Neunziger fort mit CAD-Lehrgängen, sammelte Erfahrungen und Respekt bei unzähligen wichtigen Verkehrsplanungen im gesamten Kreisgebiet.

Die Ortsdurchfahrt Wellentrup und Brüntrup gehen beispielsweise auf sein planerisches Konto, &bdquo;das war der Rückbau. Man hat ja früher die Durchgangsstraßen wie Rennstrecken angelegt, jetzt ging es darum, den Verkehr zu verlangsamen.“ Die Planerei gefiel ihm: &bdquo;Kreativ sein, Lösungen finden, das hat mir immer Spaß gemacht.“ Der Kreisel in Blomberg am Schmuckenberger Weg, die Ortsdurchfahrten in Dalborn und Pottenhausen: Hier überall hat der künftige Ruheständler Spuren hinterlassen.

Harter Kampf am Köterberg

So ging es ihm auch im tiefsten lippischen Südosten, als die Köterberger die täglich 3000 Motorräder vor ihrer Haustür einfach nicht mehr ertragen konnten. Eine heiße Kiste: &bdquo; Es war ja auch klar, dass wir den Köterberg nicht gänzlich für Motorräder sperren konnte n“, erinnert sich Rainer Huneke. &bdquo;Die Leute hatten echten Leidensdruck.“ Am Ende lief es in Zusammenarbeit des Kreises Lippe mit der Kommune und der Polizei auf Dialogdisplays hinaus, die die Fahrer zumindest direkt ansprechen sollen. Teuer in der Anschaffung, &bdquo;aber es gibt Untersuchungen, dass das wirklich was bringt“, gemeinsam mit den Geschwindigkeitsmessungen an Ort und Stelle. &bdquo;Das war insgesamt ein harter Kampf, aber es hat sich gelohnt.“

Hart kämpfen: Dass Rainer Huneke das kann, hat ihm Landrat Dr. Axel Lehmann auch bei seiner offiziellen Abschiedsfeier auf dem Liemer Bauhof bescheinigt. &bdquo;Auf der Straße des geringsten Widerstands versagen die stärksten Bremsen“, hatte er in seiner Laudatio gesagt. Für den geringsten Widerstand war Rainer Huneke auch nicht gemacht. Er sei ein harter Verhandler, &bdquo;der sich durchboxt“ und mit viel Geschick einiges erreiche. &bdquo;Bremsen ist nicht so seins, er gibt lieber Gas“, sagt sein Ex-Chef in spe.

Jenseits der Komfortzone

Und das war anscheinend auch gut so, bei der Modernisierung des Bauhofes mit dem Neubau in Liem e, das Gegenstück in Blomberg ist noch in Planung. Dass ihm auch noch der Schiedersee und damit die Modernisierung und Überholung des Stauwerks als Aufgabenbereich zufiel, obwohl das für einen Straßenbauer nicht gerade die Komfortzone ist, hat ihn nicht abgeschreckt, längst ist das Projekt fertig.

Und dann war da noch der Bahntunnel in Lügde, bei dem mit Steinen gefüllte Drahtkäfige, also Gabbionen, verbaut worden sind. Die Steine begannen nach wenigen Jahren, sich aufzulösen, und beinahe hätten der Eigenbetrieb Straßenbau und damit der Kreis auf einer ziemlich teuren Sanierungsmaßnahme gesessen. Denn die beauftragte Baufirma verlegte sich auf die Argumentation, der Kreis habe den Auftrag schließlich so unterschrieben. Man achte auf das Kleingedruckte, und genau das machte in diesem Moment Rainer Hunekes designierter Nachfolger Thomas Hilker: &bdquo;Das Unternehmen hätte wissen müssen, dass das Material nicht geeignet war.“ Gemeinsam erklärten Huneke und Hilker, wo der Hammer hängt: Die Firma übernahm die Sanierungskosten in sechsstelliger Höhe komplett.

Durchsetzungsvermögen und Verhandlungsgeschick, das hat er ganz sicher in all den Jahren gehabt, beispielsweise wenn es um Grundstückskäufe für Straßenprojekte ging und darum, Kompromisse auszuhandeln. Dazu verfügt Rainer Huneke allerdings auch noch über eine Wunderwaffe, die er jetzt beim Ausscheiden aus dem Amt aber hinter sich lassen muss: &bdquo;Ich hatte ein Super-Team, auf dass ich mich immer verlassen konnte.“ Die Kehrseite: &bdquo;Mit Thomas Hilker weiß ich den Laden in guten Händen.“

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