Detmolder Gericht fällt die letzten Urteile zum Goldbarrenraub und Kurierfahrer-Überfall

Kreis Lippe. Der brutale Raubüberfall auf einen Kurierfahrer in Augustdorf sowie zwei weitere Einbrüche in Lagerhallen von Kurierdiensten in Augustdorf sowie Barntrup haben das Landgericht Detmold jetzt gleich mehrfach beschäftigt. Dabei ging es um einen materiellen Schaden von 170.000 Euro, den die Männer zwischen Oktober 2023 und Januar 2024 teils mit Goldbarren und Schmuck erbeuteten. Ein Mann wurde schwer traumatisiert.

Die Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Karsten Niemeyer verhandelte zum selben Vorwurf jetzt drei Verfahren, insgesamt standen dabei fünf Angeklagte im Fokus. Nun sind auch die beiden noch ausstehenden Urteile kurz nacheinander gefallen. Drei von fünf Männern hatte das Gericht bereits vor ein paar Wochen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

30-Jähriger will nicht Kopf der Bande gewesen sein Der erst durch einen Mittäter entlarvte mutmaßliche Drahtzieher der Bande, ein 30-Jähriger aus Oldenburg, gab zum zweiten Prozesstag am Freitag vor Gericht zu , den Plan im Jahr 2022 mit einem Kollegen entwickelt zu haben. Seiner Einlassung über seinen Verteidiger nach sei die Idee, diverse Lagerhallen von Kurierdiensten auszuräumen, erst aus Jux in einer Shisha-Bar entstanden, als er mit einem Zusteller-Kollegen über die Standorte von Werttransporten philosophiert habe. Er sei allerdings nicht der Kopf der Bande gewesen, alle Entscheidungen seien gemeinsam getroffen worden.

Die Große Strafkammer sah das ein bisschen anders und verurteilte den 30-Jährigen am Ende der Beweisaufnahme wegen eines Einbruchsdiebstahls und eines Raubes in Augustdorf zu viereinhalb Jahren Haft, teilt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth mit. Außerdem sieht die Kammer ihn für einen Schaden von 167.000 Euro verantwortlich.

Seine Tatbeteiligung an einem Einbruch in Barntrup hatten die Ermittler nicht mehr nachweisen können, deshalb war dieser Vorwurf auch nicht - wie bei den anderen Mittätern - angeklagt. Staatsanwältin Johanna Bretthauer beantragte sechseinhalb Jahre Haft, sein Verteidiger Daniel Dietrich plädierte auf dreieinhalb Jahre Gefängnis.

Der zwischenzeitlich als Disponent arbeitende Angeklagte hatte sich zunächst über ein privates und nicht-öffentlich von seinem Verteidiger vorgetragenes Gutachten eher als Mitläufer-Typ darstellen wollen, erklärt Wormuth im Anschluss, diesen Eindruck habe die Kammer allerdings nicht geteilt. &bdquo;Gegen den 30-Jährigen sind wohl noch zwei weitere Verfahren in Oldenburg und Köln anhängig“, sagt der Landgerichtssprecher. Inwiefern diese ebenfalls mit Einbrüchen auf Kurierdienste zu tun hätten, sei nicht bekannt. Insider der Branche berichten, dass die Truppe mutmaßlich für ein Dutzend ähnlich gelagerter Einbrüche verantwortlich sein soll.

Sechseinhalb Jahre Haft für Pfefferspray-Angreifer Einen Tag zuvor ging auch das abgetrennte Verfahren gegen den für den Überfall auf den Kurierfahrer (43) als hauptverantwortlich geführten Angeklagten (29) mit einem Urteil zu Ende. Drei Männer hatten sich im Januar 2024 auf den betroffenen Kurierfahrer gestürzt und ihm Handschellen angelegt, als dieser gerade das Lagertor aufrollen ließ. Da der 29-Jährige den Bielefelder mit Pfefferspray angriff, wertete die Kammer seinen Part als bewaffneten Raubüberfall. Der 29-Jährige wurde daher wegen schweren Raubes zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt.

Der psychiatrische Gutachter ging laut Landgerichtssprecher nicht davon aus, dass sich das zwei Stunden zuvor eingeworfene Kokain auf die Schuldfähigkeit des Angeklagten ausgewirkt haben könnte. Allerdings sei der 29-Jährige nachweislich drogenabhängig, daher soll er zunächst zwei Jahre und vier Monate Haft verbüßen und dann in einer Entziehungsanstalt untergebracht werden. Hier müsse er sich dann maximal für die Dauer der ausgeurteilten Strafe einer Therapie unterziehen, erklärt Wormuth. Ihm wird eine Schadenssumme von 50.000 Euro zugerechnet. Die fünf verurteilten Männer müssen das Geld gesamtschuldnerisch zurückzahlen.

Vorerst gilt der Fall damit als abgearbeitet. Die Staatsanwaltschaft Detmold ermittelt in der Sache noch gegen zwei weitere unbekannte Täter.

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