Kreis Lippe. „Wir schauen auf ein außergewöhnliches Jahr mit Höhen und Tiefen für die Landwirtschaft zurück“, erklärt der Kreisverbandsvorsitzende des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Dieter Hagedorn, in einer Pressemitteilung.
Der Jahresbeginn stand im Zeichen bundesweiter Proteste. Erst ging es um den Erhalt der Kfz-Steuer-befreiten Fahrzeuge, später um noch viel mehr. „Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Landwirte stand auf dem Spiel. Es ist gelungen, die Steuerbefreiung zu erhalten, die Agrardieselrückerstattungen sollen stückweise in den nächsten drei Jahren abgebaut werden, anstatt sofort ganz wegzufallen. Landwirte protestierten auch gegen zu viel Bürokratie. Hier wünscht sich der Berufsstand mutigere Schritte“, blickt Hagedorn zurück.
Viel Sommergetreide
Während der Getreideaussaat im Herbst und Winter 2023 regnete es häufig und ergiebig. So konnten viele Landwirte nicht wie geplant das Wintergetreide aussäen, sondern mussten teilweise auf Sommergetreide umsteigen. Dieses konnte erst später gesät werden. Der späte Frost mit lokalen Schneefällen im April setzte manchen Kulturen – wie dem Raps - zu, die sich aber später recht gut erholten. „Anders als erwartet lagen die Getreideerträge deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Kartoffelernte ist hingegen rekordverdächtig. Gräser und Mais sowie zum Teil die Zuckerrüben, profitierten vom nassen Halbjahr. Der Mais stand in diesem Jahr recht gut. Auf den Wiesen wuchs das Gras sehr gut und die Milchvieh- und Rinderhalter, Schaf-, Pferde- und Ziegenhalter konnten Futter bevorraten“, zieht der Kreisverbandsvorsitzende Bilanz.
„Der ausgeprägte Dauerregen, der uns in der ersten Jahreshälfte begleitete, und die regional sehr unterschiedlich guten Ernteerträge sind Zeugen des Klimawandels“, sagt Hagedorn. Eine vielseitige und anpassungsfähige Landwirtschaft sei das beste Instrument, dem Klimawandel zu begegnen. Wetterextreme hätten sich verstärkt und eine Witterungsphase halte über Tage oder Wochen an. Um flexibel auf solche Wetterkapriolen reagieren zu können, brauche die Landwirtschaft Spielraum, der ihr von der Politik eingeräumt werden müsse.
Tierseuchen auf dem Vormarsch
In den vergangenen Monaten hat das Tierseuchengeschehen in NRW Fahrt aufgenommen. Afrikanische Schweinepest (ASP), Blauzungenkrankheit, Rinderherpesvirus oder Vogelgrippe, jede Nutztierart scheint bedroht zu sein. Eine Entwarnung gibt es nach Angaben des Vebandes noch nicht überall.
Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe werden nach Angaben des Landwirtschaftsverbandes aufgegeben oder umgenutzt. Besonders deutlich würden die Betriebsaufgaben in der Tierhaltung sichtbar. „Bei der Schweinehaltung gab es beispielsweise in den vergangenen fünf Jahren einen massiven Rückgang der Tierzahlen und ihrer Halter. Gab es im Jahr 2020 noch rund 1,4 Millionen Mastschweine in OWL, sind es aktuell nur noch 1,2 Millionen. Ähnliche Entwicklungen sind bei Milchkühen zu beobachten. Grund dafür sind nicht zuletzt zahlreiche Verordnungen, die in der Praxis schwer umsetzbar sind“, wird Hagedorn in der Mitteilung zitiert.