Deshalb nimmt der Kreis Lippe die Gesundheit bei Mann und Frau in den Blick

Kreis Lippe. &bdquo;Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“ - Sollte man heutzutage meinen. Fakt aber ist: Frauen haben im Jahr 2023 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient als Männer, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Und damit ist die Gleichstellung von Mann und Frau - gerade im Job - immer noch ein Thema. Auch in Lippe. Die Kreisverwaltung erstellt immer für fünf Jahre einen Gleichstellungsplan mit verschiedenen Schwerpunkten, der aktuelle gilt seit diesem Jahr. Fazit: Viel ist bereits erreicht, doch es gibt auch noch einiges zu tun.

Die Schwerpunktthemen des Gleichstellungsplanes 2025 bis 2029 lauten &bdquo;geschlechtsspezifische Personalentwicklung“, &bdquo;Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, &bdquo;Frauen- und Männergesundheit“ sowie passende Fortbildungsangebote.

Frauen- und Männergesundheit Egal ob physisch oder psychisch: Gesundheit ist ein hohes Gut und nur ein gesunder Mitarbeiter ist leistungsfähig. Dabei gibt es durchaus Unterschiede in Bezug auf Häufigkeit der Krankheitsfälle und Dauer der Ausfallzeit pro Krankmeldung in den Altersgruppen sowie zwischen Männern und Frauen.

Laut des bundesweiten Gesundheitsreports der Techniker-Krankenkasse für das Jahr 2023 werden jüngere Mitarbeiter häufiger krank, bei älteren allerdings dauert die Genesung länger: Während eine einzelne Krankschreibung in der Altersgruppe 15 bis 19 Jahre durchschnittlich rund fünf Tage dauert, sind es nach dem 60. Lebensjahr mehr als 20 Tage.

Frauen sind laut Report in allen Altersgruppen etwas öfter krank als Männer und im Jahr 2023 auch insgesamt länger ausgefallen. Bei den Krankheitstagen je Fall besteht nur ein geringer Unterschied - bei den über 60-Jährigen fielen Männer sogar pro Krankheit länger aus als Frauen. Und auch die Barmer erklärt auf Nachfrage für NRW: Bei ihnen versicherte Frauen waren 2023 durchschnittlich an 24,5 Tagen arbeitsunfähig, Männer an 22,1 Tagen.

Zudem hat die Barmer für 2023 Daten zu Diagnosen auswerten lassen. Das Ergebnis: Männer leiden häufiger an Erkrankungen der Herzkranzgefäße - insbesondere mit zunehmendem Alter - als Frauen, die hingegen eher an Migräne oder depressiven Episoden.

Bei der Kreisverwaltung stehen drei gesundheitliche Themen im Fokus: die mentale Gesundheit, die allgemeine gesundheitliche Vorsorge sowie das Spezifikum der Wechseljahre. Dazu soll unter anderem ein betriebliches Gesundheitsmanagement installiert werden, das Herausforderungen und Handlungsbedarf identifizieren soll und gesundheitsfördernde und präventive Maßnahmen einleitet. Zudem gebe es bereits das Vorsorge-Angebot eines internen Hautkrebsscreenings. &bdquo;Darüber hinaus soll auf eine Erhöhung der Inanspruchnahme für diese und weitere bei Fachärzten extern durchgeführten Krebs-Vorsorgeuntersuchungen hingewirkt werden, indem eine Erstattung von zwei Arbeitsstunden für alle Mitarbeitenden ermöglicht wird“, wie es heißt.

Gerade mit Blick auf die Themen mentale Gesundheit und Wechseljahrbeschwerden bei Frauen möchte die Gleichstellungsstelle verstärkt Fortbildungen anbieten - auch, um diese Themen aus der Tabuzone zu holen. Denn: Etwa ein Drittel der Frauen zwischen 40 und 64 Jahren gaben an, unter Wechseljahresbeschwerden zu leiden. Und 10 Prozent der Befragten mit Wechseljahresbeschwerden wollen oder sind aufgrund dessen früher in Rente. &bdquo;In der Altersgruppe der über 55-Jährigen war es fast jede fünfte Frau (19,4 Prozent). Darüber hinaus bestätigt fast ein Viertel aller Befragten, aufgrund der Menopause bereits Arbeitsstunden reduziert zu haben.

Teilzeit und &bdquo;Stille Reserve“ Beim Schwerpunkt &bdquo;geschlechtsspezifische Personalentwicklung“ geht es unter anderem darum, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Hier sei auch die Aktivierung der &bdquo;Stillen Reserven“ eine Maßnahme, also derjenigen, die nicht erwerbstätig sind, eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt aber anstreben - insbesondere mit dem Blick auf Frauen. Dabei spiele auch der Punkt &bdquo;Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ mit hinein. &bdquo;Die Möglichkeit, Arbeitszeitmodelle von Mitarbeitenden individuell an verschiedene Lebenssituationen anzupassen, ist ein wichtiges Instrument“, heißt es im Gleichstellungsplan hierzu. Es steigere die Attraktivität als Arbeitgeber sowohl für bestehende und als auch künftige Fachkräfte.

Teilzeitarbeit sei ein weiterer Punkt, denn fast die Hälfte der erwerbstätigen Frauen in der Kreisverwaltung (43 Prozent) arbeitet in Teilzeit. Insbesondere in der Gruppe der 40- bis 65-Jährigen, weil sie etwa nach Elternzeit stundenreduziert in den Job zurückgekehrt sind. Plus: Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt. &bdquo;Aktuell werden 80 Prozent dieser Menschen zu Hause versorgt, 75 Prozent davon von Frauen. Im Schnitt sind die Pflegenden 53 bis 64 Jahre alt und stehen also noch voll im Erwerbsleben.“ Auch hier sollen Maßnahmen entwickelt werden, etwa durch flexibles Arbeiten.

Frauen vs. Männer Beim Kreis Lippe arbeiten 2143 Personen, 1305 Frauen und 838 Männer. Der Anteil weiblicher Führungskräfte hat sich laut Gleichstellungsstelle von 33 auf 45 erhöht. Der Anteil von Frauen in Teilzeit beträgt 43 Prozent, bei den Männern sind es 8 Prozent.

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