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TH OWL macht zugewanderte Ingenieure fit

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An der TH OWL und anderen Hochschulen werden ausländische Ingenieure, die in ihrer Heimat ein Studium absolviert haben, für den deutschen Arbeitsmarkt weitergebildet. - © TH OWL
An der TH OWL und anderen Hochschulen werden ausländische Ingenieure, die in ihrer Heimat ein Studium absolviert haben, für den deutschen Arbeitsmarkt weitergebildet. (© TH OWL)

Kreis Lippe. Ein Problem: Gut ausgebildete zugewanderte Akademiker müssen in Deutschland oft bei null anfangen, weil Arbeitgeber die Studienabschlüsse aus dem Ausland häufig nicht einschätzen können. Und das beim aktuellen Fachkräftemangel. Ein Problem, das die Technische Hochschule OWL mit Partnern beheben helfen will.

Im einjährigen Programm „QualifyING“ werden die zugewanderten Fachkräfte, insbesondere in Ingenieurberufen, akademisch für den deutschen Arbeitsmarkt nachqualifiziert, wie die TH OWL mitteilt. Mit im Boot sitzen die Hochschule Bielefeld und die Technische Hochschule Georg Agricola Bochum. Seit 2021 haben an der TH OWL 48 Teilnehmer das Programm durchlaufen oder sind noch dabei. Unterstützt wird es vom NRW-Wissenschaftsministerium.

An der TH OWL stehen Bauingenieurwesen, Geowissenschaften und Architektur im Fokus. Die internationalen Ingenieure, überwiegend mit Fluchthintergrund, die ihr Studium in ihrem Heimatland abgeschlossen haben, werden sowohl an den Hochschulen als auch durch Praktika in regionalen Unternehmen nachqualifiziert. Ziel ist nach Angaben der TH OWL, die Akademiker umfassend in Theorie und Praxis auf den deutschen Arbeitsmarkt vorzubereiten.

Din-Normen und Präsentationen

Das passiert in Lehrveranstaltungen, mit Sprachkursen, Workshops und Praxisphasen. Darin werden Themen wie Din-Normen vermittelt, es gibt aber auch überfachliche Weiterqualifizierungen wie Zeit- und Projektmanagement, Bewerbungstrainings und Präsentationstechniken. Die Hochschulen verleihen für die erfolgreiche Teilnahme ein Zertifikat.

Einer, der das Programm an der TH OWL bereits abgeschlossen hat, ist der gebürtige Syrer Ahmad Al Kejji. Der 30-Jährige ist jetzt Masterstudent, ebenfalls an der TH OWL. „In meiner Heimat habe ich Bauingenieurwesen studiert und als Bauleiter gearbeitet. Seit 2020 lebe ich in Deutschland“, berichtet der Vater einer Tochter laut TH-Mitteilung. Während des Programms hat Ahmad Al Kejji die Praxisphase, die ein wesentlicher Bestandteil von „QualifyING“ ist, beim Bauunternehmen Goldbeck in Bielefeld absolviert. Auch Goldbeck-Personalchef Jürgen Eggers („Head of Human Resources“) lobt demnach das Programm als „wichtigen Schritt, um aktiv zur Fachkräfteentwicklung beizutragen“.

Beruflich Fuß fassen

Auf das „QualifyING“-Programm war Ahmad Al Kejji über eine Ingenieursgruppe auf Facebook aufmerksam geworden. „Das Programm ist eine gelungene Kombination aus Theorie und Praxis“, wird er von der TH OWL zitiert. „Dadurch habe ich ein besseres Verständnis dafür bekommen, wie die Arbeit in Deutschland abläuft.“ Für ihn ist das Programm eine gute Möglichkeit, „sich weiterzuentwickeln, sich zu integrieren und beruflich in Deutschland Fuß zu fassen“.

Ähnliche Erfahrungen wie Ahmad Al Kejji hat die 47-jährige Maschinenbauingenieurin Olena Prykhodko gemacht, die 2022 aus der Ukraine nach Bad Salzuflen kam. Sie hat in ihrem bisherigen Berufsleben unter anderem den Bau von Telefonmasten für große Mobilfunkanbieter projektiert. Olena Prykhodko hat laut Mitteilung besonders von den Deutschkursen im „QualifyING“-Programm profitiert, an dem sie an der Hochschule Bielefeld teilnimmt. Inzwischen spricht sie die Sprache fließend.

Bewerber und Unternehmen, die Praktikumsplätze anbieten möchten, können sich an Projektkoordinatorin Ananya Nagendran wenden, erreichbar per E-Mail an ananya.nagendran@th-owl.de. Die aktuelle Bewerbungsphase läuft noch bis Freitag, 31. Januar. Weitere Informationen gibt es im Internet auf der Seite www.th-owl.de/international/international-campus-th-owl/gefluechtete/qualifying

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