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Erster „Uni Div Day OWL“

In Detmold zeigen Studenten aus OWL ihre Arbeiten zu den vielen Aspekten von Diversität

Detmold. Diversität wurde kürzlich an der TH OWL gefeiert. Auf dem Kreativ Campus Detmold stieg der erste „Uni Div Day OWL“. Veranstaltet haben ihn die Universität Bielefeld, die Hochschule Bielefeld, die Universität Paderborn, die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, die Hochschule für Musik Detmold und die TH OWL. Der interdisziplinäre Aktionstag fand im Rahmen des Deutschen Diversity-Tages statt. Das Programm wurde ausschließlich von Studenten gestalteten.

„Wie wollen wir miteinander leben – und welche Potenziale stecken in unserer Vielfalt?“ Diese zentrale Frage stellte Moderatorin Lydwine Nitidem zum Auftakt der Veranstaltung. Ein Livestream auf YouTube machte das neue Talk-Format „Div Talks OWL“ bundesweit sichtbar. Sieben Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungen präsentierten live ihre Ideen, Abschlussarbeiten und gesellschaftlichen Visionen rund um Diversität, Inklusion, Intersektionalität und soziale Nachhaltigkeit. „Die Vorträge verbanden Theorie mit Praxis, Kreativität mit Haltung und zeigten: Vielfalt ist kein Modethema, sondern ein zukunftsweisendes Prinzip für Bildung, Gestaltung und Miteinander“, schreibt die TH in einer Pressemitteilung.

Von Design bis politische Bildung

Wie gestalterische Prozesse aktiv für mehr Teilhabe sensibilisieren können, hätten zum Beispiel Viktoria Proffen und Lara Hartmann gezeigt. Die beiden Innenarchitektur-Absolventinnen entwickelten das „Dive-in Toolkit“, ein interaktives Workshopformat zur Untersuchung von Vielfalt, Chancengleichheit und Teilhabe im räumlichen Kontext. „Das Toolkit besteht aus sieben strukturierten Schritten: von der Einladung einer betroffenen Person, über Perspektivwechsel, Raumanalyse, gemeinsame Rundgänge und Gruppenarbeit bis hin zu Ideenbildung, Mini-Mock-Ups und Reflexion.“

Unterstützt wird der Prozess durch analoge Materialien wie Perspektivkarten, Reflexionsblöcke und eine Mini-Mock-Up-Matte als Spielfläche. „In der Praxis wurde das Toolkit bereits erfolgreich erprobt, unter anderem im Detmolder Bülowblock, wo es zur farblichen Markierung von Treppenstufen und Etagen zur besseren Orientierung beitrug“, schreibt die TH.

Vorstandsmitglied des CSD Lippe, Joey Brouwer, hat soziale Arbeit an der Hochschule Bielefeld absolviert und betonte die Bedeutung intersektionaler Sichtweisen für politischen Aktivismus. Die Wurzeln des Konzepts wurden in diesem Vortrag nahegebracht. „Mit Rückgriffen auf Sojourner Truth und Kimberlé Crenshaw zeigte Brouwer auf, wie verschiedene Diskriminierungsformen miteinander verwoben sind und wie wichtig kollektives Mitgefühl und Verständnis sind.

„Mein Körper ist nicht das Problem“

„Wir können nur etwas verändern, wenn wir es gemeinsam tun.“ Besonders eindrücklich sei der Appell gewesen, dass das Bewusstmachen und Anerkennen eigener Privilegien niemandem schadet, „aber entscheidend dazu beiträgt, eine Gesellschaft zu gestalten, in der Chancengleichheit möglich wird.“

Elena Entrup, Absolventin der TH OWL, sprach offen über ihre Erfahrungen mit Dysmelie, einer angeborenen Fehlbildung der Gliedmaßen. Sie stellte ihr Abschlussprojekt „Körperpoesie – die Ästhetik des Andersseins“ vor. Der bewusst gewählte Titel „Körperpoesie“ stehe dabei für eine neue, weiche und respektvolle Bildsprache, die sich von Härte und Stigmatisierung absetze. Ihre Ausstellung porträtiert Körper mit Behinderung jenseits gängiger Stereotype und setzt sich für ein neues Verständnis von Schönheit, Würde und Menschlichkeit ein. „Mein Körper ist nicht das Problem, es ist die Umwelt, die nicht mitgedacht wurde.“

Julia Etteldorf, Studentin der Innenarchitektur, und Christian Einsiedel aus dem Nachhaltigkeitsmanagement der TH OWL schlugen in einem Gespräch den Bogen zwischen Diversität und nachhaltiger Entwicklung: Nachhaltigkeit bedeute längst mehr als Umweltschutz. Sie sei ein umfassendes gesellschaftliches Konzept, das ökologische, ökonomische und insbesondere soziale Dimensionen vereint. Ziele wie Geschlechtergerechtigkeit (SDG 5) und das Verringern von Ungleichheiten (SDG 10) sind für ihn keine Randthemen, sondern Grundpfeiler zukunftsfähiger Hochschulentwicklung. SDG steht für Sustainable Development Goals (Ziele für nachhaltige Entwicklung) der Vereinten Nationen.

Workshops und Beteiligung

In anschließenden Workshops, die von den Vortragenden konzipiert und begleitet wurden, hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, eigene Erfahrungen und Ideen einzubringen. Fragen wie „Welche Perspektiven fehlen noch?“ oder „Wie können Strukturen nachhaltig inklusiver gestaltet werden?“ wurden gemeinsam diskutiert. Abschließend wurden die Ergebnisse im Auditorium präsentiert und gemeinsam reflektiert.

Der „Uni Div Day OWL“ sei weit mehr als ein Aktionstag gewesen, findet die TH. „Er war der Beginn eines langfristigen Dialogs über Teilhabe, Sichtbarkeit und strukturellen Wandel. Die beteiligten Hochschulen verstehen Vielfalt nicht als Trend, sondern als Auftrag und Zukunftschance.“ 2026 wird der Aktionstag an der Universität Paderborn fortgeführt.

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