Bleibt der Landratsposten bei der SPD? Wie der Detmolderin Ilka Kottmann das gelingen will

Kreis Lippe. Seit zehn Jahren stellt die SPD den Landrat - doch Dr. Axel Lehmann tritt ja bekanntlich nicht mehr an. Ilka Kottmann will dafür sorgen, dass der Chefsessel im Kreishaus in sozialdemokratischer Hand bleibt. Sie ist Fraktionschefin im Kreistag.

Frau Kottmann, wie ist es denn so, sich selbst auf Plakaten anzugucken?

Ilka Kottmann : Die kleinen Plakate gab es ja schon, denn ich mache ja seit 15 Jahren Kommunalpolitik im Kreistag - immer im Finanzausschuss, erst für Lemgo, jetzt für Detmold. Vorher habe ich mich mit viel Spaß auf Juso-Konferenzen herumgetrieben. Wenn jetzt diese überlebensgroßen Plakate kommen, ist das natürlich etwas anderes.

Sie sind Lehrerin – wie lässt sich Ihr Beruf mit dem Wahlkampf verbinden?

Ilka Kottmann: Ich erstelle jetzt den Stundenplan, dann kommen die neuen Klassen Es fällt mir ein bisschen schwer, die Verantwortung abzugeben. Aber ich will mich hundertprozentig für den Wahlkampf einsetzen. Denn wenn ich mich einmal für etwas entschieden habe, geht es los. Wäre ich nicht Mathematikerin, würde ich sagen, ich gebe sogar 200 Prozent.

Sie tragen gerne Verantwortung, sagen Sie – Sie müssen als Landrätin auch Verantwortung abgeben können. Können Sie das?

Ilka Kottmann: Ja. Wenn ich Leute habe, auf die ich mich verlassen kann, bekommen die ihren Spielraum. Es muss eine Koordination von oben geben, aber nicht bei jeder Mikro-Entscheidung eine Rückkoppelung nach oben. Das lernt man als Lehrerin: Arbeitsaufträge erteilen und warten, was dabei herumkommt. Ich pflege eher einen kooperativen Führungsstil, erwarte aber konstruktive Kritik.

Kommen wir also zu den Inhalten Ihrer Politik. Wofür setzen Sie sich ein?

Ilka Kottmann: Wir müssen verlässlich von A nach B kommen können, gute Mobilität ist der ausschlaggebende Punkt für alle, um gerne in Lippe zu wohnen. Dann geht es um gute Gesundheitsversorgung als Grundlage dafür, dass man hier gut leben kann, die Basis für die wirtschaftliche Entwicklung ist und dafür, dass die Arbeitskraft sich für diesen Ort entscheidet.

Das würden Ihre Mitbewerberinnen und Mitbewerber sicherlich genau so sagen Wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte, um sich zu unterscheiden?

Ilka Kottmann: Zur Gesundheitsversorgung: Es ist wichtig, dass wir das, was wir zum Klinikum beschlossen haben, umgesetzt bekommen. Das hängt beim Land, da muss deutlich mehr eingefordert werden. Es geht aber nicht nur um die äußere Struktur, wir müssen am inneren Zusammenhalt arbeiten. Nur wenn die Mitarbeiter zufrieden sind, gibt es gute Pflege und gute medizinische Versorgung. Drittens dürfen wir die ambulante Versorgung nicht aus den Augen verlieren. Die Kassenärztliche Vereinigung ist zuständig, trotzdem stehen wir in der Verantwortung, müssen mit der KV und den Kommunen Lösungen finden.

Welche könnten das sein?

Ilka Kottmann: Das können Medizinische Versorgungszentren wie in Kalletal sein oder trägergestützte MVZ wie vom DRK, Bad Salzuflen, Lage, Lemgo geplant. Das können Stipendien sein. Bei dem Thema müssen alle zusammen in eine Richtung steuern und nicht schulterzuckend sagen, es gebe halt keine Ärzte.

Also sollte der Kreis sich moderierend einbringen, Ideen entwickeln?

Ilka Kottmann: Nicht nur. Er muss dann gegebenenfalls als kommunales oder Kreis-MVZ agieren.

Und wie kann die Mobilität auf dem Land verbessert werden?

Ilka Kottmann: Jugendliche wollen mal raus, Ältere fahren vielleicht nicht mehr so gerne Auto, Schulen und das Klinikum müssen besser angebunden werden. Die SPD fordert, stündlich in eines der Zentren kommen zu können, besser im Halbstundentakt. Das muss sinnvoll mit Individualverkehr verbunden werden.

Diese Verknüpfung funktioniert ja im Moment nicht so ganz optimal. Oder sehen Sie oft Leute, die an den Radstationen ihre Räder parken und mit dem Bus weiterfahren?

Ilka Kottmann: Das läuft in den Städten tatsächlich wenig glücklich. Aber bei der Verknüpfung geht es insbesondere darum, dass wir starke Linien in die Zentren hinein brauchen und in den Dörfern verlässlich das Fahrrad abstellen können. Wenn wir mit den Stadtbusstädten gemeinsam planen, bekommen wir mehr hin. Und bei der Bahn? Tja, da haben wir wenig Einfluss

Wohnraum in Lippe fehlt, das wurde bei unserem Lippe-Check deutlich. Wie kann der Kreis die Kommunen unterstützen?

Ilka Kottmann: Es gibt klare Zeichen der Bürgermeister, dass sie daran arbeiten, etwa mit eigenen Gesellschaften. Wenn wir den kleinen Kommunen beim Fördermittel-Management helfen können, sind wir dabei, können auf Fördertöpfe hinweisen und bei Anträgen unterstützen. Dafür gibt es in manchen Kommunen einfach kein Personal.

Wie wollen Sie den Kreishaushalt gemeinsam mit den Kommunen in den Griff bekommen?

Ilka Kottmann: Ich sehe ein Grundproblem der kommunalen Finanzierung: Die Grundmittel sind nicht ausreichend. Lieber scheint das Land Geld über Fördermittel zu verteilen, das gibt ja auch ein schönes Foto mit der Ministerin oder dem Minister. So läuft das aber nicht. Wir brauchen zu allererst mehr Grundfinanzierung für die zahlreichen Aufgaben, die wir erfüllen müssen - und für unser Recht, selbst zu entscheiden, was in unseren Kommunen und Kreisen wichtig ist. Denn wenn die Selbstverwaltung der Kommunen darin besteht, zu überlegen, welche freiwilligen Leistungen zu streichen sind, kann das nicht im Sinne des Grundgesetzes sein. Dann haben sie irgendwann das Ehrenamt gegen sich. Fördermittel sind ein Add-on. Gleichzeitig müssen wir in der Verwaltung effizient arbeiten - auch wegen des Fachkräftemangels.

Und was wir auch jeden Kandidaten fragen: Sind Investitionen für Wilbasen von mehr als einer Million Euro notwendig?

Ilka Kottmann: Das ist eine traditionsreiche Kirmes. Mein Vater war Schulleiter in Blomberg, da gab es schulfrei. Ich hoffe wirklich, dass wir es gemeinsam mit Schaustellern, der Stadt, der Wirtschaft hinbekommen, sie zu erhalten. Es bringt dem Kreis nichts, wenn in den Städten und Dörfern Veranstaltungen, die den Leuten am Herzen liegen, sterben. Und den Kommunen bringt es nichts, wenn wir Beratungsangebote oder Projekte etwa mit Wohlfahrtsverbänden einstellen müssen. Wir müssen ganz viel reden, diskutieren, entscheiden. Wir müssen es gemeinsam mit den Kommunen hinbekommen, die kommunale wie die Kreis-Identität zu erhalten.

Zur Person: Ilka Kottmann ist in Bad Salzuflen geboren, hat ihr Abitur und Referendariat in Lemgo gemacht und wohnt nun in Detmold. Die Lehrerin arbeitet als stellvertretende Direktorin des Abendgymnasiums in Bielefeld. Ihre Fächer: Mathematik und Sozialwissenschaften.

&bdquo;15 Jahre aktive Kreispolitik und meine Erfahrungen als stellvertretende Schulleitung des zweiten Bildungsweges haben mich gelehrt, Wege zu suchen und sie bis zum Erfolg zu gehen. Frei nach Heinrich Drake: Pflanzen wir gemeinsam Kartoffeln“, beschreibt sie ihre Motivation. Die 42-Jährige ist Mutter von zwei Kindern; ihr Mann Kai ist stellvertretender SPD-Fraktionschef in Detmold und kandidiert nun für den Kreistag.

Bleibt der Landratsposten bei der SPD? Wie der Detmolderin Ilka Kottmann das gelingen will

Im Video: Was Ilka Kottmann und Meinolf Haase als Landrat für Lippe tun wollen

Meinung: Lippes Landrat Meinolf Haase muss sich im Kreishaus und Kreistag beweisen

Eine Landrätin für Lippe - wen die SPD ins Rennen schickt

Wer wird Chefin oder Chef im Kreishaus? Was die Kandidaten fürs Landratsamt wollen

Neuer Landrat: Was CDU-Mann Meinolf Haase nun vorhat und was die SPD sagt

Was die Landratskandidaten vom Comeback der DT- und LE-Kennzeichen halten

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

LZplus Herbst-Deal

1 € pro Woche

Weiterlesen mit LZplus