Anwältin vor Gericht: Ermittler spricht von „lebendiger Festnahme“ der Detmolderin

Detmold. Es ist ein spezieller Ring, dessen Verbleib die Detmolder Anwältin (58), die auf der Anklagebank sitzt, besonders interessiert. Am 16. Prozesstag gegen sie hat unter anderem der Leiter der polizeilichen Ermittlungen ausgesagt - und dabei auch über den Inhalt eines Schließfaches der Angeklagten gesprochen.

Angefangen habe alles damit, dass die Polizei eine Betreuungsakte in der Kanzlei der vorwiegend als Betreuerin tätigen Anwältin sicherstellen sollte. &bdquo;Das ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich“, weiß der Kriminalbeamte aus Bielefeld, es komme durchaus vor, dass Klienten oder deren Angehörige sich über Betreuer beschweren. Doch hier seien immer mehr Fälle dazugekommen: &bdquo;Da wurde uns klar: Da hängt wohl mehr dran.“ Und so wurden schließlich die Kanzlei und das Privathaus der Angeklagten sowie weitere Immobilien durchsucht.

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Als ein &bdquo;extensives Betreuungsbüro“, beschreibt er die Kanzlei der Angeklagten, es sei vieles einfach gesammelt worden. Schließlich hätten die Ermittler vor Ort Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft gehalten, was mitgenommen, auf was der Fokus gelegt werden sollte. &bdquo;Für alles hätten wir einen Lkw gebraucht“, beschreibt der Beamte die Menge an potenziellem Beweismaterial.

Festnahme mit Theatralik Die Verhaftung der Angeklagten bezeichnet er als &bdquo;lebendige Festnahme mit gewisser Theatralik“, so habe sie ihren Gesundheitszustand angeführt und erwähnt, sie trage über 200.000 Euro an Schmuck und Wertsachen am Körper. Unter anderem sei bei der Festnahme dann der Schlüssel zu ihrem privaten Schließfach gefunden worden, dass versiegelt und später von ihm geöffnet worden sei.

Darin zum Teil gefüllte, zum Teil leere Schmuckschatullen, Goldmünzen und kleine -barren, Unterlagen sowie Rolex-Uhren. Zu einer davon habe es einen Kaufbeleg gegeben, der die Angeklagte eindeutig als Besitzerin identifiziert, die anderen beiden seien Anfang der 1970er-Jahre gekauft worden, habe die Polizei ermittelt.

&bdquo;Seriös nicht zu leisten“ Eine Akte mit Fotos hierzu sowie ein &bdquo;buntes Sammelsurium“ an Asservaten aus dem Schließfach hatte er dann auch als Anschauungsobjekte dabei - &bdquo;die wirklich wertvollen Stücke befinden sich im Tresor der Kripo in Bielefeld“, wie er erklärte. Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Gericht nahmen die Gegenstände - unter anderem Schmuck - in Augenschein, auch die Angeklagte warf einen Blick auf die Stücke. Und fragte immer wieder nach einem speziellen Brillantring, den sie unter den Stücken, aber auch auf den Bildern anscheinend nicht entdecken konnte. Es fehlten Dinge, schien sie sicher. Doch alle Stücke aus dem Schließfach seien aufgelistet und gut verwahrt, beteuerte der Ermittler.

Der Schwerpunkt ihrer Arbeit als Betreuerin habe eindeutig auf dem materiellen Aspekt und der Nachlassverwaltung gelegen, ordnet der Kriminalbeamte ein. So habe sie wohl Werte abgefragt und alle Vorgänge möglichst online bearbeitet. Bei 60 Fällen sei es mit persönlicher Betreuung schon schwierig im Sinne des Gesetzgebers. Ganze 130 Fälle habe die Angeklagte betreut, &bdquo;das ist seriös nicht zu leisten“.

Der Prozess wird am 29. April fortgesetzt.

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