Lippische Landeskirche bereitet sich auf „unsichere Zukunft“ vor - was sich ändern könnte

Kreis Lippe. Er sei ein &bdquo;Ermöglicher“, sagt Martin Bock. Die typische Journalisten-Schublade &bdquo;Sparkommissar“ schließt er entschieden. Es gehe um nichts weniger als darum, dass die Lippische Landeskirche auch in 30 oder 40 Jahren vom Evangelium berichten kann, sagt deren Juristischer Kirchenrat mit Blick auf alarmierende Zahlen, die Steuerrückgänge belegen, höhere Ausgaben, weniger Gemeindeglieder. Für die Zukunftssynode im Juni hat er diese Zahlen zusammengefasst und jetzt in einer öffentlichen Zoom-Konferenz seinen Konsolidierungsweg aufgezeichnet. &bdquo;Wir bereiten uns auf eine unsichere Zukunft vor.“

Es geht um &bdquo;nachhaltige Stärkung“ &bdquo;Konsolidierung“: Noch so ein Wort, dass sofort negativ aufgefasst wird, für den 49-Jährigen - seit Dezember im Amt - jedoch eine andere Interpretation bedingt: &bdquo;Konsolidieren heißt: nachhaltig stärken.“ Wie das genau aussehen wird, das werden die Synodalen bis zum nächsten Jahr auf Basis der Zahlen und den daraus folgenden Konsequenzen entscheiden. Noch steht nichts fest, betont Bock, aber im November 2026 soll der Konsolidierungsplan stehen.

Einige dieser Zahlen: Um 4,5 Prozent werden die Kirchensteuereinnahmen jährlich zurückgehen, in Summe fast um eine halbe Million Euro im Jahr. Die Rezession und mit ihr sinkende Einkommens- und Lohnsteuereinnahmen (an denen sich die Kirchensteuer bemisst) sind ein Grund, auch weniger Mitglieder durch Austritt und Tod. In zehn Jahren werden die Steuereinnahmen - jetzt 38 Millionen Euro - um 37 Prozent zurückgegangen sein, kalkuliert Bock. Drum schlägt er der Synode vor, den Landeskirchenrat damit zu beauftragen, mittelfristig (bis 2031) einen pro Jahr um drei Prozent reduzierten landeskirchlichen Haushalt vorzulegen - sozusagen mit Sparmaßnahmen &bdquo;quer durch die Bank“.

&bdquo;Man konnte es sich leisten“ Wie kann das realisiert werden? Bock blickt zunächst zurück. Bis in die Siebzigerjahre boomten die großen Kirchen, so gut wie jeder war Mitglied, Spätaussiedler kamen hinzu. &bdquo;Die Kirche war mit Diensten aller Art gut aufgestellt, es wurden viele Gebäude errichtet. Man konnte es sich leisten.“ Doch diese Zeiten sind vorbei. Verlief der Rückgang an Einnahmen und Mitgliedern zunächst schleichend, beschleunigte er sich in den vergangenen Jahren zusehends. Doch die teurer und älterer werdende Infrastruktur ist immer noch da. &bdquo;Das müssen wir korrigieren“, sagt der Kirchenrat. Auch die Fülle an Angeboten werde sich verringern müssen. &bdquo;Wir werden also auch inhaltlich etwa verändern müssen.“ Und zwar nicht vom grünen Tisch in Landeskirchenamt aus, Martin Bock setzt auf die Mitwirkung aller.

Die Gebäude und die Dienste sind der eine, die Gemeindegrößen ein weiterer Faktor: Auf 2500 Mitglieder der evangelisch-reformierten Gemeinden ist rechnerisch ein Pfarrer zuständig (lutherisch: 2375). Zum Vergleich: In der Evangelischen Kirche von Westfalen sind es 4000. Der Gemeindepfarrstellen-Haushalt ist von der Kirchensteuer abhängig. Auch hier gehe es darum, die Ausgaben zu reduzieren. Also zu überlegen, die Spanne zu vergrößern. &bdquo;Diese Frage muss gestellt und beantwortet werden - und zwar nicht nur dann, wenn ein Pfarrer in den Ruhestand geht.“ Zumal es immer weniger junge Leute gebe, die Pfarrerin oder Pfarrer werden wollten, es also schwieriger werde, einen geordneten Dienst zu gewährleisten. Die Anforderungen an Diakone, Gemeindepädagogen, Prädikanten werden steigen, die Bedeutung des Ehrenamtes noch weiter wachsen. &bdquo;Jede Christin und jeder Christ wird sich fragen müssen, was sie oder er für die Gemeinde tun kann.“

Weniger Geld für die Gemeinden Auch die Gemeinden werden künftig mit deutlich weniger Geld auskommen müssen, statt 14 Millionen Euro wie in 2024 werden es in zehn Jahren noch acht Millionen sein. Dieses Minus auszugleichen, wird Aufgabe der Kirchenvorstände sein.

Bei all dem hat Bock im Blick, die Rücklagen nicht aufzubrauchen. &bdquo;Wenn wir nichts tun, sind die aber 2028 weg.“ Der gesamte Prozess müsse also vernünftig gestaltet werden, um Gestaltungsfreiheit zu behalten - für notwendig werdende Investitionen oder neue Aufgaben. &bdquo;Die Kirche muss auf Finanzmittel setzen, die auf mehreren Säulen stehen.“

Der Text wurde überarbeitet.

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