Keine Nachfolge in Sicht: Wie die Landeskirche Personalien und Kirchenaustritte verkraftet

Detmold. Immer mehr Leute treten aus der Kirche aus: Die fehlenden Kirchensteuereinnahmen führen dazu, dass das Kirchenparlament der Lippischen Landeskirche ein Minus von rund 1,2 Millionen Euro in zwei Haushaltsbereichen verzeichnet. Außerdem müssen zwei Leitungsämter neu besetzt werden - für die Landeskirche keine einfache Aufgabe.

Diese und weitere Punkte sollen bei der Herbstsynode am 24. und 25. November ausdiskutiert werden. Nach dem Gottesdienst um 9 Uhr in der Erlöserkirche am Markt geht es direkt mit der Tagung im Landeskirchenamt weiter. Im Vorfeld geben Landessuperintendent Dietmar Arends, der theologische Kirchenrat Thomas Warnke, der juristische Kirchenrat Martin Bock und Synodenpräses Michael Keil einen Ausblick auf die Inhalte.

Ein Fundament schaffen Es lässt sich nicht schönreden: Dadurch, dass immer mehr Leute aus der Kirche austreten, sinken die Kirchensteuereinnahmen, erklärt Martin Bock: &bdquo;Wir prognostizieren einen Rückgang von 4,5 Prozent jährlich.“ Das sei im Haushaltsplan deutlich zu spüren. Mit den Steuereinnahmen finanziere die Kirche ihre Arbeit sowie die Arbeit in den Kirchengemeinden. Der juristische Kirchenrat rechne für das Jahr 2026 mit einem Kirchensteueraufkommen von rund 32,5 Millionen Euro.

Damit verzeichne der Haushalt ein Minus von rund 1,2 Millionen Euro – was mit den Rücklagen des landeskirchlichen Haushaltes ausgeglichen werden müsse. Auch der Haushaltsanteil für die Pfarrstellen liege mit 1,2 Millionen Euro im Minus. Das hänge mit den gestiegenen Personalkosten in Höhe von 800.000 Euro zusammen. Der Betrag werde mit den Rücklagen aus dem Haushalt für die Bezahlung der Pfarrer ausgeglichen.

Die Lippische Landeskirche müsse nun schnellstmöglich ein finanzielles Fundament schaffen, da sind sich alle einig. Denn: Die Landessynode habe aufgetragen, der Ausgleich des Haushaltes müsse ab 2027 ohne Rücklagenentnahme gelingen, da die Rücklagen sonst in wenigen Jahren aufgebraucht seien.

&bdquo;Die Sendung Gottes“ In diesem Zuge wird Landessuperintendent Dietmar Arends bei der Herbstsynode thematisieren, wie die Sendung Gottes verantwortungsbewusst in der Welt vorangebracht werden könne. Denn: &bdquo;Es gibt Erfahrungen von Menschen – auch in Deutschland, die sie jetzt nicht als unbedingt positiv werten würden“, erklärt er. Aktuell zählt die Lippischen Landeskirche rund 128.000 Mitglieder in 65 evangelisch-reformierten und evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden.

Das Thema sei durch den Mitgliederrückgang aufgekommen, was aber nicht mit Mitgliederwerbung verwechselt werden solle. Dietmar Arends meint, die Grenzen der Kirche müssten sich ausweiten. Dabei knüpft er an die &bdquo;Lagenser-Mahlzeit“ oder seiner Diakoniereise an, auf der er mit Mitarbeitern über ihre Arbeit gesprochen habe. Er sei beispielsweise in Schulen, Beratungszentren oder der Seelsorge unterwegs gewesen: &bdquo;Gerade in diesen Zeiten ist die Notfallseelsorge wichtig, die sich eben an alle Menschen richtet.“

Am Ende seines Berichtes wolle er verschiedene Standpunkte setzen, wie etwa den Missbrauch christlicher Symbole der Kirchen für den Wahlkampf oder den Begegnungen mit Menschen während seiner Reise in der Ukraine.

Zwei freie Spitzenämter Dietmar Arends, der amtierende Landessuperintendent hat seine Kandidatur aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Damit endet seine Amtszeit am 1. März. Der 62-Jährige war der einzige Kandidat, der vom Nominierungsausschuss vorgeschlagen wurde. Das heißt, bisher gibt es keine Lösung für die Nachfolge. Wie es weiter geht, muss auf der Synode besprochen werden.

Auch der 59-jährige Thomas Warnke, der bisher das Amt des theologischen Kirchenrats ausgeführt hatte, wird Leiter des evangelischen Beratungszentrums in Detmold. Was die Aufgaben des Landessuperintendenten angeht, könnten vorerst einige vom Synodenpräses sowie vom juristischen Kirchenrat übernommen werden.

Weitere Punkte der Herbstsynode Stichwort Gleichbehandlungsgesetz: Die Lippische Landeskirche nimmt sich hierbei die evangelisch-lutherische Kirche in Oldenburg als Vorbild, sagt Bock: &bdquo;Wir gehen nicht nur davon aus, dass es zwei Geschlechter gibt, sondern, dass es eben auch das diverse Geschlecht gibt.“

Eine weitere wichtige Rolle spiele der Klimaschutz, erklärt Synodenpräses Michael Keil: &bdquo; Dieses Jahr ist es das erste Mal der Fall, dass datenbasierte Berichte vorliegen, um zu ermitteln, wie es um den CO2-Ausstoß steht.“ Aus diesen Daten gehe hervor, dass die Landeskirche ihre CO2-Emissionen deutlich reduzieren könne. Der mit Abstand größte Ausstoß hänge mit den Gebäuden zusammen.

Darüber hinaus wird Dietmar Arends noch mit zwei Vertretern der unabhängigen regionalen Aufarbeitungskommission West (URAK) referieren. Dabei werde versucht, herauszufinden, wie es überhaupt zu Missbrauchsfällen kommen würde – und wie Prävention aussehen müsse. Arends erhofft sich, Betroffene zu ermutigen, sich zu melden.

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