Kreis Lippe. Kinder und Jugendliche beschäftigen sich in der Schule zwar mit Zahlen, doch Matheformeln allein würden beim Umgang mit Geld nicht reichen, sagt Rainer Bartonitscheck, Schuldner- und Insolvenzberater des Caritasverbandes für den Kreis Lippe und die Stadt Bad Pyrmont. Eine gute Finanzbildung sei aber wichtig, da sie Überschuldung vorbeugen oder eine erneute Überschuldung verhindern könne. Die Caritas setzt daher auf Prävention und bringt mit dem Projekt „Young Finance“ Finanzwissen auf den Stundenplan. Auch Rainer Bartonitschek ist öfters in Schulklassen zu Gast, um junge Menschen für einen planvollen Umgang mit Geld zu sensibilisieren und vor Schuldenfallen zu warnen, wie er berichtet. Eine solche Finanzbildung hätte sich auch Philipp Meier aus Detmold (Name von der Redaktion geändert), der anonym bleiben möchte, gewünscht. Mit 29 Jahren hat er bereits einen Schuldenberg von rund 20.000 Euro angehäuft. Workshops in Schulen und Jugendzentren Wenn Philipp auf die vergangenen Jahre zurückblickt, stellt er fest, dass er wenig Wissen hatte, wie man mit Krisen umgehen kann. Er habe sich zu wenig Gedanken gemacht, war dann auch verzweifelt und gleichgültig. Finanzentscheidungen seien nicht überlegt gewesen. Heute würde er das nie wieder so machen, sagt er, da die Probleme dadurch immer größer geworden seien. Die negativen Auswirkungen, etwa auf die Wohnungssuche, wenn die Schufa-Auskunft negativ ist, hätte er sich nicht ausmalen können. Zwischen Schule, Ausbildung und Beruf sind Jugendliche oft mit Fragen rund um das Thema Finanzen konfrontiert: die erste eigene Wohnung, Abos und Online-Shopping. Die Caritas möchte mit ihrem Projekt „Young Finance“ dabei helfen, den Jugendlichen ein solides Finanzwissen zu vermitteln. Fachkräfte wie Rainer Bartonitscheck bieten daher Workshops für Schulen und Jugendzentren an. Themen sind beispielsweise Budgetplanung, Konto, Kredit, Bezahldienste und Verträge. Über Kaufentscheidungen eine Nacht schlafen Auch praktische Tipps hat Bartonitscheck für die Jugendlichen parat, wie er erklärt. Zunächst einmal sei es wichtig, sich bewusst zu machen, welche Wünsche man hat, und diese in Relation zu seinen finanziellen Möglichkeiten zu stellen. „Das ist ja häufig der Spagat, den man nicht hinbekommt.“ Konsum erfülle immer auch eine Funktion, führt der Schuldner- und Insolvenzberater weiter aus. So bringe der Kauf etwa ein gutes Gefühl mit sich. Der Jugendliche könne darüber nachdenken, welche andere Aktivität ihm ein ähnliches Glücksgefühl beschere. Erwachsenen rät er, ein Haushaltsbuch zu führen, um die Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten. Diesen Tipp gibt er aber auch jungen Menschen mit auf den Weg. Wofür wird das Taschengeld ausgegeben? Um dies zu dokumentieren, gebe es gute Apps, erzählt Bartonitscheck. Im Nachgang könnten die Jugendlichen dann überlegen, welche Ausgaben sinnvoll waren und welche nicht. Generell sei es immer gut, über Kaufentscheidungen eine Nacht zu schlafen, sagt der Experte. So lasse man sich etwa beim Online-Shopping nicht zu Spontankäufen hinreißen. Schulen und Jugendeinrichtungen, die an solch einem Workshop interessiert sind, bei dem die Jugendlichen noch viel mehr Tipps erhalten, können sich unter Tel. (05231) 992983 oder per E-Mail an schuldnerberatung@caritas-dt.de mit Rainer Bartonitscheck in Verbindung setzen.