Kreis Lippe. Am zweiten Augustwochenende steigt das „Lippe Open Air 2025“. Mit dem kleinen, teils defizitären Rockfestival alter Prägung hat das LOA schon seit einigen Jahren nichts mehr zu tun. Mit dem weiterhin familiär-lippischen Ansatz auf der einen und professionellem Management auf der anderen Seite hat der Lemgoer Michael Nolting die Zwei-Tages-Veranstaltung im Liemer Industriegebiet so gepusht, dass nahezu 10.000 Karten für die beiden Abende über die Bühne gehen. Mit Michael Nolting hat die LZ geklärt, was man als LOA-Neuling wissen muss und was vielleicht selbst für alte Hasen noch neu ist.
Steht das Line-up 2025?
Ja, und es folgt weitestgehend dem Konzept des vergangenen Jahres. Am Freitag heizen auf der Hauptbühne zunächst viele Partyschlager ein (Marc Eggers, Julian Sommer, Sabbotage ...), DJ Antoine beschließt den Abend mit Electro- und Dance-Musik. Samstag ist Pop-/Rock-Abend mit den Hauptacts Max Giesinger und Juli. Besonders stolz ist Nolting auch, mit „Remode“ die „beste Depeche-Mode-Coverband“ verpflichtet zu haben.
Gibt es auch wieder ein Electro-Zelt?
Ja und nein. Das Zelt verschwindet, und auch der Name ist neu: Electric Desert. Freitag legen Noel Holler, Ely Oaks und das Produzenten-Duo „Ostblockschlampen“ auf. Samstag sind „Gestört aber geil“ der große Name. Die House-DJs dürften durch ihre vielen „Kollabos“ und die deutschen Texte auch etwas älteren Semestern bekannt sein. Der Name „Electric Desert“ verrät es bereits: Das große Zelt weicht einer Atmosphäre mit viel Sand, offenen Stretch- und Pagoden-Zelten, Überseecontainern und Flammenwerfern. Wer hier im „Burning-Man-Outfit“ kommt, liegt richtig. Der Style hat auch einen praktischen Hintergrund: Da das Gelände nach hinten abfällt, sammelte sich hier immer der Regen. Der Sand soll ihn gewissermaßen neutralisieren.

Steht der Timetable?
Zu 90 Prozent, aber offiziell ist er noch nicht. „Es ändert sich immer noch etwas bis kurz vor knapp“, erklärt Nolting. Mit einer Veröffentlichung der konkreten Bühnenzeiten rechnet er zwei bis drei Wochen vor dem Festival. Relativ klar ist, dass Max Giesinger als Headliner am Samstagabend gegen 20 Uhr ran darf - und zwar mindestens 90 Minuten.
Sind die Tickets limitiert?
Definitiv, denn die Auflagen für das Gelände begrenzen die Zuschauer auf maximal 5000 je Abend. Vergangenes Jahr war der Freitagabend im Laufe der Abendkasse ausverkauft; einige mussten enttäuscht wieder abziehen. Aktuell steht der Vorverkauf bei ungefähr 3000 Tickets je Abend, das LOA ist also zu etwa 60 Prozent ausverkauft.
Was passiert, wenn ich krank werde?
Der Ticket-Weiterverkauf, der anderswo immer schwerer gemacht wird, ist ausdrücklich erlaubt. Allerdings sind die Eintrittskarten schon personalisiert, sodass man den Kaufbeleg mitbringen muss. Mit dem können die Tickets dann vor der Einlasskontrolle am Ticketschalter schnell umgeschrieben werden.
Wie sind die Preise?
Die gute Nachricht zuerst: exakt wie im vergangenen Jahr. Die ersten Early-Bird-Runden sind bereits gelaufen. Aktuell rufen die LOA-Macher fürs Freitagsticket 35,50 und für den Samstag 44,50 Euro auf. Das deutlich teurere VIP-Paket inklusive Getränkeflatrate und VIP-Balkon ist für Samstag bereits ausverkauft. Das 2–Tages-Ticket kommt 70,50 Euro. Sind 4000 Tickets verkauft, ziehen die Preise ein weiteres Mal an - an der Abendkasse kommen noch mal 10 Euro drauf. „Wir handhaben das so, wie die Airlines bei den Flugtickets - nach Nachfrage“, erklärt Michael Nolting.
Sind auch die Getränkepreise stabil?
Ein Bier (0,4 Liter) kostet wie schon 2024 fünf Euro. „Wir halten die Getränkepreise“, verspricht Nolting.
Darf ich auch etwas mitbringen?
Grundsätzlich nicht, auch Essen ist tabu. Sollten allerdings hochsommerliche Temperaturen über 30 Grad Einzug halten, ist es erlaubt, eine kleine Plastikflasche Wasser mit hineinzunehmen. Auch ein, zwei Trinkwasser-Zapfstellen hat Nolting in so einem Fall vorgesehen, wo der Körper durch Tanzen und Hitze gefordert sein wird.

Sind genug Stände eingeplant?
Michael Nolting musste sogar zahlreichen Betreibern absagen, die einen Essensstand angeboten hatten. Sechs Bierstände, drei große Longdrink-Bars (der VIP-Bereich on top), dazu Eis von Hof Stock aus Lieme, erstmalig Crêpes und Waffeln, Currywurst/Pommes, Pizza, Döner, vegetarische Gerichte - so soll jeder etwas für sich finden.
Wie kann ich bezahlen?
Die Getränkestände nehmen nur Chips an, die zuvor erworben werden müssen. Das geht sowohl mit Bargeld, als auch mit Karten-/Handyzahlung. Bei den Essensständen nehmen alle Bargeld, einige auch Karte. „Man kommt, mit ein wenig Einschränkung bei der Auswahl, also komplett bargeldlos durch“, verspricht Michael Nolting. Fürs kommende Jahr plant er die Revolution: Wie beispielsweise in der Arena auf Schalke soll es aufladbare Bezahlkarten geben, deren Restguthaben man sich am Ende auszahlen lassen oder fürs Folgejahr mitnehmen kann.
Was wird für die Sicherheit getan?
Durch die Lage des Festivalgeländes seitlich zur Liemerheide reicht es, wie gewohnt die Trifte bereits Hunderte Meter vorher zu sperren. Poller und Fahrzeuge sind dafür vorgesehen. Mehr als 70 Sicherheitskräfte sind engagiert.

Was ist mit Alterskontrollen?
Die sind Standard. Unter 16 Jahren dürfen Jugendliche nur mit einem Erziehungsberechtigten rein, bis 18 Uhr geht es dann auch mit dem sogenannten „Muttizettel“. Dann muss das LOA aber bis Mitternacht verlassen werden, ein spezieller, nicht-abwaschbarer Stempel macht die noch nicht volljährigen Besucher fürs Sicherheitspersonal kenntlich.
Ist wieder mit Engpässen bei der Sicherheitskontrolle zu rechnen?
Das lässt sich leider nicht vermeiden, sagt Nolting. Die Taschen-, Sicherheits- und Alterskontrolle ist, wie gewohnt, auf der Kreuzung Trifte/Liemerheide vorgesehen. Durch sternförmige Zugänge soll sich das Ganze entzerren. Aber zu Stoßzeiten ist der Andrang einfach zu groß, damit gar keine Schlangen entstehen. Etwas schneller soll es gehen, weil nur noch kleine Taschen (maximal A4-Größe) zugelassen sind. Das soll die Taschenkontrolle beschleunigen. Messer, andere Waffen, spitze Gegenstände & Co. sind natürlich tabu. Cannabis ist auch verboten.
Wann sind die Wartezeiten erfahrungsgemäß kurz?
Wer keine Lust auf Schlangestehen hat, ist freitags am besten bis 20 Uhr drin, dann staut es schon mal etwas. Samstag verlagert sich das Ganze zwei Stunden nach vorne. Die Tore öffnen um 18 (Freitag) und 15 Uhr (Samstag).
Für wann bestelle ich mein Taxi nach Hause?
Freitag ist um 3 Uhr Schluss, der Samstagabend endet um 1 Uhr. „Es gibt keine Verlängerung“, verweist Michael Nolting auf das von der Stadt Lemgo „in super Zusammenarbeit“ genehmigte Konzept, Lärmschutz inklusive.
Apropos: Lärm. Brauche ich einen Gehörschutz?
Natürlich hält das LOA auf beiden Bühnen die gesetzlich vorgeschriebenen Höchstwerte ein, die permanent kontrolliert werden. Für Kinder oder empfindliche Naturen dürfte ein Gehörschutz dennoch sinnvoll sein. Je näher an den Boxen, desto lauter. Also: Haben ist besser als brauchen. Kostenlose Ohropax-Spender gibt es nicht.
Gibt es genug Toiletten?
Die 2024 komplett neu gestaltete und aufgewertete Toiletten-Meile wird es wieder geben. Warteschlangen gab es dort, auch bei den Damen-WCs, kaum. Die Nutzung ist kostenlos, Trinkgeld kann freiwillig gegeben werden.
Sind noch Zeltplätze zu haben?
Tatsächlich ja, denn der Campingbereich ist erweitert worden, nachdem er vergangenes Jahr sehr schnell ausverkauft war. 20 Euro werden pro Person fällig, und ein Kombiticket für beide Abende ist dafür Pflicht. Sowohl Wohnwagen und -mobile, für die ein Extra-Bereich vorgesehen ist, als auch Zelte, sind möglich. Eine Anreise ist nur bis Freitag, 16 Uhr, möglich, weil dann die Straßen abgesperrt werden. Das Auto muss nicht unweit vom Zeltplatz geparkt werden, direkt mit zur Parzelle fahren, ist nicht möglich.
Wie hoch ist das Komfortlevel?
Es gibt neue Annehmlichkeiten: einen Extra-Toilettenwagen am Zeltplatz (ohne Duschen) und ein Stromaggregat mit Verteilerkasten. Wer eine Kabeltrommel mitbringt, hat also ab sofort auch Strom an seinem Zelt oder Wohnwagen. In Kooperation mit den Rewes von Alexander und Eduard Schulz wird ein Festival-Store aufgebaut, in dem man die wichtigsten Dinge (Feuerzeuge, Zigaretten, Kondome ...) und Frühstück (Brötchen, Kaffee, Marmelade ...) kaufen kann. Ob der Store nur vom Zeltplatz oder auch vom Festivalgelände zugänglich sein wird, ist noch nicht klar.
Von wegen Strom: Droht Lemgo ein Blackout?
Ohne Vorkehrungen wäre das tatsächlich möglich angesichts des Energiehungers des Festivals. Aber das Team hat mittlerweile sechs Dieselaggregate gekauft, die den Strom für die 65 und 35 Quadratmeter große Bühnen und das ganze Drumherum liefern. „Sonst wäre das Industriegebiet dunkel“, sagt Michael Nolting.
Wo parke ich als Nicht-Camper?
Viele Besucher, gerade aus Lippe, lassen sich gerne bringen und abholen. Achtung: Ab Fensterbau Uffmann ist gesperrt. Ansonsten stehen bis weit ins Industriegebiet kostenlose Parkplätze zur Verfügung. Gespräche mit einem ansässigen Unternehmen, ob der Firmenparkplatz genutzt werden kann, laufen. In 10 bis 15 Gehminuten ist man von überall am Festivalgelände. Außerdem arbeiten die LOA-Macher an einem Shuttleservice, der von den wichtigsten Orten (Detmold, Herford/Bad Salzuflen, Stukenbrock/Leopoldshöhe, Nordlippe) angedacht ist. Der Plan könnte aber am knappen Personal bei den Busunternehmen scheitern, sodass der derzeitige Stand die „Eigenanreise“ ist.
Darf ich das Festival verlassen und wiederkommen?
Nein, das geht nur mit dem Kombi-Bändchen vom Zeltplatz. Bei allen anderen wird der Eintritt sonst entwertet.
Wer stemmt das eigentlich alles?
Inzwischen viele bezahlte Profis, aber auch 80 ehrenamtliche Helfer, die kein Geld bekommen. So ist es der LOA-Familie jedes Jahr möglich, die Reinerlöse des Ticketverkaufs für wohltätige Zwecke zu spenden. Auch „Nachbarn“ supporten das Festival, der Landwirt, der seine Wiese stellt, hat diese gerade erst wieder gemäht. Nicht unweit des Geländes nutzt Michael Nolting außerdem eine Abstellfläche, wo Container mit Equipment eingelagert werden.
Wer wird Headliner 2026?
Tatsächlich beschäftigt Michael Nolting diese Frage schon jetzt. Bis zum LOA will er sie klar haben. An wem er dran ist, verrät er nicht. Nur so viel: Sido (zu teuer), Jan Delay oder „BossHoss“ (beide 2026 wohl nicht auf Tour) hätte er gerne gehabt. Bands, die Hallen mit 1000 bis 2000 Leuten füllen, melden sich inzwischen auch von selbst, weil sie gerne in Lemgo spielen würden. Von wegen „zu teurer Eintritt“: Inzwischen wird an der Liemerheide eine halbe Million Euro bewegt, was ohne die vielen Sponsoren aus der lippischen und ostwestfälischen Wirtschaft nicht möglich wäre. „Sonst müssten die Tickets ein Drittel teurer sein“, unterstreicht Nolting.
Wird es noch ein Zurück zum Rock-Festival geben?
Nein, sagt Nolting, „auch wenn ich die Zeiten ebenfalls mochte“. Das Ganze sei auf Dauer nicht kostentragend gewesen, sodass der Schritt nach vorne (große Namen gleich erfolgreicher Ticket-Vorverkauf) aus einer Sicht richtig gewesen sei. „Familiär ist es bei uns nach wie vor, das wollen wir uns erhalten“, erklärt Nolting.