Kreis Lippe. Wie muss Kirche im 21. Jahrhundert aussehen, was muss sie leisten, wie kann sie ihre Mitglieder mitnehmen und wie lässt sich das in Zeiten steigender Kirchenaustritte alles überhaupt noch finanzieren? Diese und andere Fragen zur Zukunft der Lippischen Landeskirche treiben die Verantwortlichen um. Und deshalb ist die kommende Synode von Donnerstag bis Samstag, 26. bis 28. Juni, nicht irgendeine, sondern die Zukunftssynode. Vorab haben Präses Michael Keil, Landessuperintendent Dietmar Arends sowie Thomas Warnke (Theologischer Kirchenrat) und Martin Bock (Juristischer Kirchenrat) das durchaus umfangreiche Programm vorgestellt.
Die drei Tage werden im Zeichen des Zukunftsprozesses der Lippischen Landeskirche stehen. Die Synode hatte hierfür im Vorfeld sieben Zielbereiche festgelegt, dazu gehören die Förderung von Offenheit und der Abbau diskriminierender Strukturen, die Stärkung der Kinder- und Jugendarbeit, zielgruppengerechte Kommunikation, Serviceorientierung, eine verlässliche Finanzierung kirchlicher Arbeit, Wertschätzung und Förderung von haupt- und ehrenamtlicher Arbeit und Gemeinwesen-Orientierung. Aber: „Diese Zukunftssynode ist kein Schlusspunkt“, betonte Präses Michael Keil, es sei ein Semikolon, vielleicht auch nur ein Komma in der weiteren Entwicklung.
Gemeinsam von Stärken profitieren
So werde es einige Neuerungen geben, angefangen mit der Sitzordnung im Halbrund beziehungsweise im Kreis für eine bessere Kommunikation bis hin zur Teilnahme des Jugendkonvents, das Mitreden darf dank vorab eingeräumtem Rederecht. Denn das sei nicht selbstverständlich, aber „die Jugend ist die Zukunft, sie soll sich wohlfühlen und Kirche und Christentum lebendig vertreten“, stellte Keil heraus. Und Landessuperintendent Dietmar Arend ergänzte, sie sei nicht nur Zukunft, sondern auch Gegenwart und bereits jetzt ein wichtiger Bestandteil.
Doch um was wird es inhaltlich gehen? Unter anderem um die regiolokale Kirchenentwicklung. Die soll die Zukunft der Kirche in der Fläche sichern, indem Gemeinden gemeinsam Kirche für die Region denken, erklärte der Präses. Dabei gehe es nicht um eine Regionalisierung, sondern darum, Stärken zu fördern und Schwerpunkte zu setzen: Welche Gemeinde kann was besonders gut und wie kann das möglichst vielen zugutekommen? Dabei soll das hohe Maß der Selbstbestimmung der Gemeinden erhalten bleiben, sie aber entlastet werden, etwa durch gemeinsame Personalverantwortung oder Haushaltsverwaltung. Doch das alles soll gemeinsam mit den Gemeinden im Anschluss an die Synode entwickelt werden.
Wie kann Kirche ein attraktiver Ort zum Arbeiten und für ehrenamtliches Engagement sein? Wie kann sie moderner und ansprechender auftreten? „Was ist unsere Identität, unsere Wertebasis?“, beschreibt es Thomas Warnke, theologischer Kirchenrat, Stichwort Corporate Identity (zu Deutsch: Unternehmensidentität). Dafür soll das Leitbild in den Blick genommen und geprüft werden, wie die Außenwahrnehmung ist. Davon sollen Verhaltensweisen abgeleitet werden (Corporate Behaviour) und ein Corporate Design erarbeitet werden, samt Logo, Internet-Auftritt und Co.
Von Logos bis Popkantorat
Und auch verschiedene Konzepte aus Erprobungsräumen sollen auf die gesamte Landeskirche ausgeweitet werden, erklärte Dietmar Arends. So soll die interkulturelle Gemeinde, wie es sie in Detmold bereits gibt, mit Mitgliedern aus Korea, England, Ghana und vielen anderen auch konfessionell unterschiedlichen Gruppen weiterentwickelt werden. Und auch das Popkantorat der ev.-ref. Kirchengemeinden Blomberg, CappeI-Istrup und Horn habe das Potenzial, neue Bewegung in die gesamte Landeskirche zu bringen.
Doch was sind die schönsten Zukunftsvisionen ohne die nötige finanzielle Ausstattung? Und so sprach Martin Bock, juristischer Kirchenrat, dann auch dieses leidige Thema an. Für das kommende Jahr rechne er mit einem Minus an Kirchensteuer-Einnahmen von 4,5 Prozent, also statt 34 Millionen Euro in 2025 nur noch mit 32,47 Millionen Euro. In den kommenden zehn Jahren werde insgesamt ein Rückgang von 37 Prozent prognostiziert. Dabei wird der landeskirchliche Haushalt zu etwa 50 Prozent aus Steuereinnahmen finanziert, die anderen 50 Prozent über Zuschüsse. Der Gemeindepfarrstellenhaushalt hingegen wird laut Bock zu 90 Prozent aus der Kirchensteuer gespeist - das Minus bedeute hier 575.586 Euro weniger an Kirchensteuerzuweisungen für 2026. Hier lägen viele Herausforderungen für die Zukunft, wo an einer Stelle Geld ausgegeben wird, müsse an anderer gespart werden.
Doch es steht noch vieles mehr auf der 22 Punkte umfassenden Tagesordnung, mit der sich die 57 Synodalen beschäftigen. Los geht es am Donnerstag, 26. Juni, um 18 Uhr in der ev.-ref. Kirche Barntrup. Am Freitag und Samstag geht es im Gemeindehaus St. Pauli in Lemgo jeweils ab 9 Uhr weiter.