Kreis Lippe. Der Verein Lippequlität ist in Turbulenzen geraten. Es gibt Ärger vor Gericht, der Vorstandsposten ist vakant, er muss sich inhaltlich neu aufstellen. Mathias Wernicke und Andreas Kuhlmann vom Vorstand beantworten einige Fragen hier, LZ-Redakteur Martin Hostert ordnet in einem Kommentar ein. Wofür ein lokales Siegel? In jedem Aldi und in jedem Rewe gibt es doch als „regional“ ausgezeichnete Lebensmittel! Aber: Für die Ketten reicht es dafür, wenn Milch oder Gemüse von irgendwo aus NRW in ihre Läden kommen. Das ist etwas radikal anderes als das, was vor mehr als 20 Jahren die großartige Grundidee hinter „Lippequalität“ war und wofür die Initiative bundesweit ausgezeichnet wurde: Nämlich die Herstellung und den Verkauf von Produkten aus Lippe in Lippe zu fördern. Um Waren ohne lange Transportwege anbieten zu können, um Produzenten zu stärken, um Kunden ökologisch sinnvolle Alternativen zu bieten. Das waren und sind ungemein wert- und sinnvolle Ansätze. Und die Nachfrage ist da: Wer regelmäßig auf den Markt geht, der weiß, dass Waren aus der Region für die Region stark nachgefragt werden – übrigens unabhängig davon, ob sie bio-zertifiziert sind oder nicht. Biosiegel in Bioläden und Ketten wiederum gewährleisten nicht automatisch Regionalität – wie immer diese überhaupt definiert ist. In dieser Gemengelage ein etabliertes Siegel wie Lippequalität aufrechtzuerhalten und neu mit Leben zu füllen, ist eine große Aufgabe – und dann auch noch ohne Molkerei in Lippe. Interne und gerichtliche Auseinandersetzungen kommen hinzu. Der Verein muss sich jetzt entscheiden, was er will. Will er den guten Namen stärken und bewahren? Dann müssen Vorwürfe und verletzte Eitelkeiten zwingend geklärt werden und vom Tisch, ehe es um Inhalte geht. Oder will er einen Abschied in Ehren? Dann aber bitte bald.