Sigmar Gabriel spricht in Detmold über Wirtschaft Bildung und warum Menschen Trump wählen

Detmold. &bdquo;Es ist in der Kommunalpolitik ja oft so: Man muss auf die Menschen aus Bund und Land warten“, begrüßte SPD-Landratskandidatin Ilka Kottmann lächelnd und mit einem Augenzwinkern das Publikum in der Detmolder Stadthalle. Bereits über eine Viertelstunde war der prominente Gast des Abends, Sigmar Gabriel, da schon zu spät, ein paar Minuten später kam er dann doch in den Saal. Und auch das Thema, um das es gehen sollte, war nicht ohne: Trump und die Folgen vor Ort. Denn: &bdquo;Wirtschaft braucht Verlässlichkeit“, betonte Kottmann.

Die Zuhörer waren mit ganz eigenen Erwartungen in diesen Abend gegangen, nicht immer wurden diese aber auch erfüllt. Eine Detmolderin interessierte sich beispielsweise dafür, welche Ideen Sigmar Gabriel habe, um die Zusammenarbeit der USA und Deutschland wieder zu verbessern. &bdquo;Da ist so viel hochgekommen in den vergangenen Monaten, so viel Unsicherheit entstanden“, sagt sie.

Nicht um Sigmar Gabriel, sondern um Ilka Kottmann ging es Elisabeth und Karl-Hans Schlossstein. &bdquo;Was befähigt sie als Landrätin, was, 350.000 Lipper in die richtige Richtung zu leiten?“, fragten sie sich. Mit kritischem Blick verfolgten sie den Abend, sie vermissten auf Plakaten und Flyern die Themen Polizei und Sicherheit, wie sie sagten – gerade für ältere Menschen ein wichtiges Thema, bei dem es um individuelles Empfinden gehe.

Dietmar Reineke, seit über 40 Jahren SPD-Mitglied, betrachte mit Sorge die politischen Entwicklungen im Land, erklärte er. Früher sei man solidarischer gewesen, auch unter den Parteien. Nicht der Inhalt zähle mittlerweile, &bdquo;sondern wer am lautesten ist“.

Auf Bildung setzen Und es war dann auch keine Diskussion über Lösungen für wirtschaftliche Probleme, auch wenn Kottmann ausführte, Investitionen und Innovationen seien Wetten auf die Zukunft, &bdquo;die konkreten Strafzölle haben auch unsere Betriebe vor Ort in Schwierigkeiten gebracht“, Ausbildungs- und Arbeitsplätze seien gefährdet, 100 Unternehmen in Lippe hätten im Jahr 2024 Insolvenz angemeldet, eine große Unsicherheit herrsche in den Betrieben.

Lösungen hatte Gabriel nicht parat. Er erklärte, wichtig sei, was vor Ort passiert, hob die Bedeutung der Kommunalpolitik hervor - schließlich war er zur Unterstützung der SPD und Ilka Kottmann im Wahlkampf angereist. Und doch sei man vor Ort unmittelbar betroffen von dem, was in Düsseldorf und Berlin entschieden wird und betroffen von dem, was in der Welt passiert, erklärte der frühere SPD-Vorsitzende, der in einer Großen Koalition unter Angela Merkel von 2013 bis 2017 als Bundesminister für Wirtschaft und Energie sowie Vizekanzler agierte und seit 2019 Vorsitzender der Atlantik-Brücke ist, einem Verein mit dem Ziel, eine wirtschafts-, finanz-, bildungs- und militärpolitische Brücke zwischen den USA und Deutschland zu schlagen.

Er sprach von den USA als globale Ordnungsmacht, die sie nicht länger sein wolle, und Europa stehe daneben. Und davon, dass - in Ermangelung an Bodenschätzen - in Bildung investiert werden müsse. Das betonte auch Ilka Kottmann: &bdquo;Wir müssen junge Menschen stark machen vor Ort, in Berufsschulen, damit sie schnell ihren Weg in den Beruf finden.“ Das Potenzial von Arbeitslosen, insbesondere Frauen, müsse ausgeschöpft werden, es fehle an Kinderbetreuung, der ÖPNV brauche Verbesserungen.

Menschen fühlen sich nicht wahrgenommen In der anschließenden Diskussion rückte das Thema Wirtschaft dann in den Hintergrund. Hatte der stellvertretende Vorsitzende der SPD Lippe, Arne Brand, noch die Verbundenheit zwischen den USA und Europa angesprochen, zielten die Fragen des Publikums Richtung Aufrüstung, Wehrpflicht, aber auch, wie die Jugend heute tickt. Auf die junge Generation kämen andere Herausforderungen zu, aber ihr gehe es besser als jeder zuvor, das Lamentieren darüber, alles werde auf dem Rücken der Jugend ausgetragen, könne er nicht mehr hören.

Und er sprach an, warum auch viele SPD-Wähler zur AfD abwanderten: &bdquo;Das hat etwas damit zu tun, dass wir die Interessen der Leute nicht mehr wahrnehmen. Abstrakte Politik bringt denen, die Jobs verlieren nichts.“ Beim Braunkohleausstieg habe man Ersatzarbeitsplätze versprochen, doch passiert sei nicht. &bdquo;Nun haben wir in der Lausitz 40 Prozent AfD-Wähler.“ Ganz am Ende dann sprach er an, warum die Menschen in den USA Trump wählten: &bdquo;Sie fühlen sich von ,denen da oben’ nicht wahrgenommen.“ Und machen einen von &bdquo;da oben“ zu den Ihren. Ein Phänomen, dass auch hier zu beobachten sei.

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