Kreditbetrug im großen Stil: Senior aus Bad Salzuflen steht mit Bande vor Gericht

Bad Salzuflen/Lübbecke/Bielefeld. Die Masche, sollten sich die von der Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwürfe denn zutreffen, war perfide – und gutgläubige Kunden fielen darauf herein: Fünf Männer und eine Frau aus den Kreisen Lippe, Herford, Minden-Lübbecke sowie aus Duisburg müssen sich derzeit wegen des Verdachts des bandenmäßigen Betrugs vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Sie sind angeklagt, in der Zeit von 2007 bis 2014 ihren Kunden Kredite und Fördergelder für Bauvorhaben verschafft zu haben, obwohl die Kunden nicht über das dafür notwendige Eigenkapital verfügten. Der Schaden für die betroffenen Banken war enorm.

Vermeintliche Betrüger sind mittlerweile Senioren Die Staatsanwaltschaft geht von folgendem Geschehen aus: Die mutmaßlichen Köpfe hinter dem in Rede stehenden Konstrukts waren zwei mittlerweile 76 und 77 Jahre alte Männer aus Lübbecke und Bad Salzuflen. Diese betrieben ab 2006 eine als Bauträgerin tätige GbR mit Sitz in Hannover, die darüber hinaus auch den Vertrieb und die Vermittlung bebauter ebenso wie unbebauter Grundstücke anbot. Die GbR firmierte später als OHG. Auch diese wurde laut Staatsanwaltschaft faktisch von den beiden Hauptangeklagten weitergeführt, ungeachtet der Eintragung zweier Gesellschafterinnen.

Als es zu Streitigkeiten zwischen den beiden De-facto-Geschäftsführern kam, wurde das Unternehmen schließlich im März 2010 als eine GmbH ins Handelsregister eingetragen. Als Geschäftsführer firmierte nunmehr ein weiterer Angeklagter, ein 47 Jahre alter Mann aus Lübbecke.

In Zeitungsinseraten offerierte das Unternehmen seinen potenziellen Kunden, diesen auch bei fehlendem Eigenkapital oder gar bestehenden Verbindlichkeiten Kredite zur Finanzierung eines Eigenheims zu verschaffen.

Überweisungstrick für besseren Kredit Als Ansprechpartnerin für Banken und Kunden fungierte laut Anklage eine 52-jährige Frau aus Petershagen. Sie verschickte die entsprechenden Anträge und Unterlagen an die Banken. Fördergelder, so sahen es die Verträge seitens der Banken vor, würden nur bei einem Eigenkapitalanteil von mindestens zehn Prozent gewährt, auch dürfe der Antragsteller keine Schulden haben. Diese Klausel sollen die Angeklagten umgangen haben, in denen sie ihren nicht oder nur bedingt zahlungsfähigen Kunden kurzfristig das von den Banken geforderte Eigenkapital aufs Konto überwiesen und den entsprechenden Nachweis des Kontostands sodann an die Kreditgeber übermittelten.

Erteilten diese dann die Zusage zu einem Darlehen, wurde das zuvor eingezahlte Geld kurzerhand wieder abgehoben und teils sogar von den Angeklagten persönlich bei den Kunden wieder abgeholt. Auch tilgte die Firma in einigen Fällen bestehende Verbindlichkeiten der Antragsteller, um die Voraussetzungen für die Kreditzusage zu erfüllen – wodurch sich der tatsächliche Kredit der oftmals nicht solventen Kunden teils deutlich erhöhte.

Die weiteren Angeklagten waren insbesondere für die Akquise neuer Kunden zuständig – und daran interessiert, möglichst viele Verträge abzuschließen. Erhielten sie doch fünf Prozent der für das jeweilige Haus veranschlagten Kosten als Provision ausgezahlt. Durch das Vorgehen der Angeklagten soll den betroffenen Banken ein Schaden im unteren siebenstelligen Bereich entstanden sein.

Angeklagter kann sich Anreise angeblich nicht leisten Zum Prozessauftakt vor der XXI. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts schwiegen sämtliche Angeklagte zu den Vorwürfen. Der Vorsitzende Richter Bernd Bovenschulte stellte ihnen für den Fall geständiger Einlassungen Bewährungsstrafen in Aussicht. Dies, so Bovenschulte, gelte jedoch nicht für den angeklagten Mann aus Herford – der vorbestrafte 48-Jährige sitzt derzeit in anderer Sache in Haft.

Nicht erschienen war zum Prozessauftakt ein ebenfalls angeklagter Mann aus Paderborn: Der 55-Jährige halte sich derzeit im Ausland auf und sehe sich nicht imstande, die Kosten für die Anreise zum Prozess zu stemmen, teilte Verteidiger Richard Uhle dem Gericht mit. Das Verfahren gegen einen weiteren ursprünglich angeklagten Mann aus Porta Westfalica ist hingegen mittlerweile eingestellt worden: Der 84-Jährige ist aufgrund einer Erkrankung dauerhaft nicht verhandlungsfähig. Der Prozess wird am 10. Oktober fortgesetzt.

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