Kreis Lippe. Das Klinikum in Lemgo soll ein Haus der Grundversorgung bleiben. Das steht fest. Seit Montag allerdings auch, dass sowohl die Gefäß- als auch die Thoraxchirurgie nach Detmold ziehen werden. Das haben Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung bei einer Sondersitzung beschlossen. Stattdessen soll eine Allgemeine Chirurgie in Lemgo aufgebaut werden. „Mit dieser Entscheidung setzen wir konsequent unseren Weg fort, die medizinische Versorgung in Lippe zukunftsfest aufzustellen“, erklärt Dr. Niklas Cruse, Geschäftsführer des Klinikums Lippe, auf Nachfrage der LZ. Die Bündelung spezialisierter Fachkliniken in Detmold schaffe Synergien, die den Patientinnen und Patienten zugutekomme – „durch interdisziplinäre Zusammenarbeit, Bündelung personeller Ressourcen in Anbetracht des Fachkräftemangels und höchster Versorgungsqualität“, wie er betont. Klinikum Lemgo entwickeln und stärken Hintergrund der Beschlussfassung ist das Zukunftskonzept 2030 des Klinikums, wie der Kreis Lippe weiter mitteilt. Dieses zielt darauf ab, Kompetenzen an einem zentralen Standort so zu bündeln, dass eine bessere stationäre medizinische Versorgung für alle Lipperinnen und Lipper entsteht - und zwar in Detmold. Cruse betont jedoch, den Verantwortlichen sei der Standort Lemgo wichtig: „Daher wollen wir dort die wohnortnahe stationäre Grund- und Regelversorgung mit einer Notfallversorgung gezielt weiterentwickeln und das Angebot um ambulante Angebote erweitern.“ Das teilt auch der Kreis mit, es sollen eine Allgemeine Innere, eine Chirurgie, eine Notfallversorgung sowie stationäre Fachkliniken erhalten bleiben und mit ambulanten Angeboten weiterentwickelt und gestärkt werden. Die Geschäftsführung sei beauftragt worden, Gespräche mit dem Gesundheitsministerium NRW über die Sicherstellung einer chirurgischen Grundversorgung in Lemgo zu führen. Lemgos Bürgermeister fordert Transparenz vom Kreis Für Lemgos Bürgermeister Markus Baier kommt die Verlegung der Gefäß- und Thoraxchirurgie nicht überraschend, war diese doch schon länger im Gespräch. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Gremien den Umzug von Neurologie und Onkologie nach Detmold beschlossen, ein Umzug von Gefäß- und Thoraxchirurgie war damals noch offengelassen worden. In der Zwischenzeit ist durch das Beratungsunternehmen Lohfert & Lohfert eine gutachterliche Bewertung vorgenommen worden. Die Experten kommen darin laut Pressemitteilung des Kreises Lippe zu dem Schluss, „dass der Umzug der beiden chirurgischen Kliniken nach Detmold und der Aufbau einer Allgemeinen Chirurgie in Lemgo sinnvoller sei, als den Status quo zu erhalten“. „Wichtig für den Standort Lemgo ist jetzt, dass das beschlossene Zukunftskonzept für Lemgo konsequent angegangen und umgesetzt wird“, betont Markus Baier. Die Umgestaltung des Eingangsbereiches sei ein gutes Zeichen, aber: „Wann wird die 24-Stunden-Notfallversorgung konkret wieder am Start sein? Wie lautet der Zeitplan für die notwendigen Baumaßnahmen für die Sanierung des Klinikums? Welche konkreten Schritte sind für die verbleibenden Fachrichtungen geplant und schon eingeleitet? Hat das Ministerium schon die Gelder für Lemgo in Aussicht gestellt? Was ist der Stand der Kommunikation?“ Wichtige Fragen, auf die man in Lemgo zeitnah Antworten und Transparenz vom Kreis Lippe erwarte. Kalletals Bürgermeister fordert Vertreter in Gremien Kalletals Bürgermeister Mario Hecker fühlt sich in seinen Ausführungen zum Klinikstandort Lemgo und zum Klinikum Lippe insgesamt bestätigt, wie er auf Nachfrage erklärt. Bereits im März und im Oktober vergangenen Jahres hatte er seine Befürchtung geäußert, dass das Lemgoer Klinikum in Zukunft nicht mehr stationär betrieben wird, sondern nur noch ambulant, als eine Art MVZ in größerer Dimension. Nach der Entscheidung von Montag würde er „dringend anregen, dass ein ständiger Vertreter aus der Bürgermeisterkonferenz mit Rederecht in die Gremien des Klinikums entsandt wird“. Letztendlich seien und werden es in Zukunft die Kommunen sein, die die dort getroffenen Entscheidungen mittragen und in ihren jeweiligen Haushalten berücksichtigen müssten, wie er betont. Schließlich habe der Kreis in diesem Jahr laut Noch-Landrat Dr. Axel Lehmann 35 Millionen Euro ins Klinikum zuschießen müssen. Nicht entschieden hatte die Gesellschafterversammlung am Montag indes über die Zukunft des Interimsgeschäftsführers Dr. Niklas Cruse. Ein entsprechender Antrag der Grünen, Cruse zu kündigen, kam nicht zur Abstimmung.