ICE-Trasse durchs Kalletal vom Tisch - Obernbergtunnel wahrscheinlicher denn je

Kreis Lippe. Bei den ICE-Neubauplänen Bielefeld-Hannover kommt es zum Showdown zwischen Herford und Bad Salzuflen. Der dortige Bürgermeister Dirk Tolkemitt kalkuliert bereits ein, dass seine Salzestadt den Kürzeren ziehen könnte. Denn am Freitag hat die Bahn kurzerhand, und für manch einen überraschend, von zwölf nur noch zwei Streckenvarianten übrig gelassen: eine entlang der bestehenden Bahnstrecke, und damit quasi mitten durch Herford, und die durch den Westen Bad Salzuflens und weiter durch einen möglichen Obernberg-Tunnel.

Die Herforder Option (Variante 4) bezeichnet Bürgermeister Tolkemitt dabei unzweideutig bereits als &bdquo;Streichvariante“ angesichts der Enge, mit der eine solche Großbaustelle in der Hansestadt zu kämpfen hätte. Auch seien dort zweifelsohne mehr Menschen betroffen, sagt der Bad Salzufler Bürgermeister weiter.

Bogen um die Quellen? Variante 3 sähe dagegen vor, von der Autobahnraststätte &bdquo;Lipperland“ kommend, an den Salzufler Ortsteilen Lockhausen, Ahmsen, dem Gewerbegebiet Meerbrede und der Siedlung Elkenbrede vorbei per Tunnel im Obernberg zu verschwinden. Hierzu hatte es aus der Salzestadt bereits scharfe Kritik an den Planungen gegeben, weil ein möglicher Obernberg-Tunnel die wirtschaftlich und touristisch wichtigen Heilquellen gefährden könnte.

Kritik, die bei der DB InfraGO, der Infrastruktur-Tochter der Deutschen Bahn, angekommen zu sein scheint. Nach Draufsicht von Dirk Tolkemitt macht die Trasse neuerdings einen deutlicheren Bogen, der das Heilquellenschutzgebiet nur noch in der sogenannten B-Zone schneidet. &bdquo;Trotz allem bleibt es ein gewaltiger Eingriff“, sagt Tolkemitt.

Erleichterung in Kalletal Das sieht auch Kalletals Bürgermeister Mario Hecker so. Zwar dürften in der Gemeinde, wo viele Menschen die Planungen bei mehreren Aussprachen ebenfalls kritisch begleitet hatten, am Freitag die Sektkorken geknallt haben, führt doch keine der beiden verbleibenden Optionen mehr über Kalletaler Gemeindegebiet. Natürlich sei er mit diesem Ergebnis zufrieden, betont Mario Hecker, der die Sichtweise Kalletals persönlich in Berlin vorgebracht hatte. &bdquo;Es ist gut, dass wir uns eingesetzt haben“, bilanziert das Gemeindeoberhaupt.

Gleichwohl sei es an der Zeit, die Pläne in Gänze noch einmal zu hinterfragen - zumal sich die Betroffenheit im Bad Salzufler Westen noch einmal verschärfe. Tolkemitt bestätigt: &bdquo;In der Elkenbrede haben die Menschen Angst um den Werterhalt ihrer Grundstücke“, wenn auf die Belastung durch die Autobahn eine Weitere draufkomme.

Bad Salzuflens Stadtoberhaupt will nun darauf drängen, dass die Menschen in den betroffenen Ortsteilen und Siedlungen einen eigenen Infotermin mit Vertretern der DB InfraGO bekämen. Das Ziel der Bahn, die Fahrzeit von Bielefeld nach Hannover unbedingt auf 31 Minuten zu verkürzen (&bdquo;Deutschland-Takt“), sehe er kritisch.

Duell mit Herford Dass die Deutsche Bahn plötzlich derart aussiebt und nun nur noch zwei Varianten weiterverfolge, sei durchaus etwas überraschend gekommen. Mit drei, vier verbleibenden Optionen habe man durchaus gerechnet, sagt Tolkemitt weiter. Nicht aber, nun mit Herford gewissermaßen ins Duell zu gehen. Mario Hecker sieht sich weiter an der Seite seiner Amtskollegen, die die Schattenseiten des Mega-Vorhabens der Deutschen Bahn betonen.

Das Argument des Naturraums Weser-Aue und rastender Zug- und hausender Greifvögel gelte beispielsweise ebenso aufseiten des Amtskollegen Rocco Wilken (Vlotho), betont Hecker. Das Ärgernis über eine solche Großbaustelle und die Vernichtung von Ackerflächen lasse sich auch auf Bad Salzuflen übertragen.

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