Check am Kochtopf: Bürgermeisterkandidaten reden um den heißen Brei

Lage-Hörste. Sie haben keine Ahnung, was da auf sie zukommt. Nur, dass sie auf Einladung der Lippischen Landes-Zeitung gemeinsam ein Essen im Hörster Krug zubereiten sollen. Auf einer ungewöhnlichen Ebene haben sich die fünf Kandidaten für die Bürgermeister-Wahl am 26. Mai mit LZ-Lesern getroffen. Die Aufgabe für alle: Aus den ihnen von Wirtin Eleonore Hoffmann vorgelegten Zutaten etwas Ess- und vor allem Genießbares zuzubereiten. Auch sollen die Leser mit den Kandidaten während des Kochens ins Gespräch kommen, sie näher kennenlernen und zum Schluss ihr Urteil darüber abgeben – schmeckt es oder schmeckt es nicht.

Pünktlich um 12 Uhr treffen Dr. Stefan Everding (CDU), Matthias Kalkreuter (SPD), Martina Hannen (FDP), Frank Drexhage (Bündnis 90/Die Grünen) und Uwe Detert (AfD) in der Küche des Hörster Kruges ein und machen sich mit den &bdquo;Test-Essern" Angelika Tölle-Cassano, Guiseppe Cassano, Coby Wulf, Petra Niederdorf und Wilhelm Wortberg bekannt. Dabei quasi als Gastgeber LZ-Redaktionsleiter Dirk Baldus, Newsdesk-Chefin Silke Buhrmester, Video-Redakteurin Kateryna Akulenko sowie Fotografin Vera Gerstendorf-Welle und die beiden Lagenser LZ-Redakteure Cordula Gröne und Wolfgang Becker.

Das Ergebnis im Video: Viel Zeit zum lockeren Plausch bleibt zum Start nicht, denn in gut einer Stunde soll die Mahlzeit fertig zubereitet auf dem Tisch stehen. Als Eleonore Hoffmann die Zutaten hereinbringt, kräuselt sich bei einigen Köchen die Stirn, bei anderen zaubert das Gesehene sofort ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht. Der Blick fällt auf ein Tablett mit Hühnerbrust, eine Schüssel mit bereits geschälten Kartoffeln und eine weitere mit buntem Gemüse wie Paprika, Zwiebeln und Champignons.

Wer was macht, wer was zubereitet, ist erstaunlich schnell geklärt. Die fünf Leser kennen keine Berührungsängste, stimmen sich mit den Kandidaten ab, welche Aufgaben zu übernehmen sind. Dann das einstimmige Votum: &bdquo;Aus den Zutaten machen wir Hähnchengeschnetzeltes mit einer Sahnesoße. Dazu gibt es Kartoffeln und Gemüse und zum Nachtisch Kaiserschmarrn."

Dr. Stefan Everding erklärt sich bereit, die Hähnchenbrust zu schneiden, wobei ihm Angelika Tölle-Cassano zur Hand geht und auch das spätere Würzen übernimmt. Dabei fühlt sie Dr. Stefan Everding auf den Zahn und fragt, was der denn von der beabsichtigten Öffnung der unteren Bergstraße hält. &bdquo;Das muss gut abgewogen werden. Helfen können intensive Gespräche mit Anliegern, Kaufleuten, Politikern und der Verwaltung", so der CDU-Kandidat. Frank Drexhages Aussage ist eindeutig: &bdquo;Ich halte nichts davon. Als Service könnten sich die Geschäftsinhaber ja einen Bringdienst bis zu den Autos der Kunden einfallen lassen, wenn mehr Bequemlichkeit gewünscht ist."

"Den Kids schmeckt's" Ihre eigenen Worten nach &bdquo;Kernkompetenz im Delegieren" beweist Petra Niederdorf und hilft, wo sie nur kann und der enge Platz in der Küche es erlaubt. Die Frage, ob er oft die Küchenschürze umbindet, beantwortet Uwe Detert menschelnd: &bdquo;Bei fünf Kindern muss man Kochen können. Das ergibt sich einfach." Ähnlich die Antwort auf die selbe Frage von Frank Drexhage. &bdquo;Ich stand früher oft am Herd, als die Kinder noch klein waren, weil meine Frau auch berufstätig ist. Den Kids hat es immer geschmeckt." Beim Kochen im Hörster Krug stimmt er sich mit AfD-Kandidat Uwe Detert ab, beide sind per Du. &bdquo;Aus den Tomaten machen wir eine Garnitur für die Teller", lautet Deterts Vorschlag, den Frank Drexhage widerstandslos akzeptiert.

Sehr erfahren im Umgang mit scharfen Messern zeigt sich Matthias Kalkreuter. Blitzschnell hat er die Äpfel für die Nachspeise in Hälften zerteilt und das Gehäuse herausgetrennt. &bdquo;Ich koche gerne, das macht unheimlich Spaß. Auch zu Hause bin ich auf diesem Gebiet im Einsatz. Schließlich haben meine Frau und ich zwei kleine Kinder und da muss immer mal einer von uns beiden ran", sagt der Sozialdemokrat.

Nach etwas mehr als einer Stunde ist es vollbracht. Dampfend heiß steht das Essen auf dem Tisch, nichts ist angebrannt, alles sieht sehr lecker aus. Und – alles schmeckt auch so. Nichts ist versalzen, das Fleisch ist zart, und das Gemüse hat den nötigen Biss. Die Stimmung ist hervorragend, alle sind in ihr Essen vertieft, bis dann Martina Hannen von den Freien Demokraten Uwe Detert von der AfD fragt, warum er Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen für Freitag nach Lage eingeladen hat. Dies sei keine Einladung von ihm, sondern sie sei vom Vorstand der Partei ausgegangen. Anschließend hält Hannen ein flammendes Plädoyer für die Europäische Union, die man nach Kräften unterstützen und nicht abschaffen müsse.

Das Streitgespräch zwischen den beiden verdirbt den übrigen Gästen nicht den Appetit. Sie loben ihre Kochkünste in der Gemeinschaft und bedauern, dass es ein solches &bdquo;Kochevent" nicht öfter gibt.

Küchen-Splitter Großes Rätselraten: &bdquo;Jetzt dürfen Sie mal überlegen, was Sie dazu kochen wollen", sagt Wirtin Eleonore Hoffmann, als sie die Schalen mit Fleisch und Gemüse präsentiert. &bdquo;Warum machen wir nicht eine Kartoffel-/Champignonsuppe und danach Hähnchenbrust mit Paprikagemüse?", schlägt Martina Hannen vor. Sie ist dankbar, dass die Kartoffeln nicht mehr geschält werden müssen.

Ein Hauch Mittelmeer: Den Hinweis, dass noch Rosmarin als Kraut zum Würzen eingesetzt werden soll, greift Uwe Detert auf. &bdquo;Rosmarinkartoffeln. Das weiß doch jeder, wie das geht", gibt er sich als versierter Küchenprofi.

Kampf um Arbeitsfläche: Jeder sucht sich eine Arbeit: &bdquo;Ich schneide die Hähnchen", sagt Dr. Stefan Everding. &bdquo;Ich die Paprika", sagt Martina Hannen. Und scheucht ihn von der Arbeitsplatte vor sich weg: &bdquo;Das ist mein Spielraum für die Paprika."

Der Storch war da: Just ins neue Eigenheim ist Matthias Kalkreuter gezogen. &bdquo;Mein Leibgericht war immer Rinderroulade", erzählt er. Nicht weit auseinander liegen die Geburten seines Sohnes (21 Monate) und seiner Tochter (zehn Wochen). Den Spruch: &bdquo;Der Storch ist oft gekreuzt bei euch", hat er sich deshalb anhören müssen.

Leidenschaften: Kalkreuters Leidenschaft ist das Schwimmen, gern fährt er auch Rennrad. Angelika Tölle-Cassano tobt sich dagegen am Herd aus: &bdquo;Kochen ist meine Leidenschaft." Gern unternimmt sie Abstecher in die mediterrane Küche – und nicht immer allein. Ihr Mann Guiseppe kocht auch gern.

Engagement in der Küche: Dr. Stefan Everding grillt gern, die übrigen Bürgermeisterkandidaten bringen sich ebenfalls zur Versorgung der Familie ein. Frank Drexhages zwei Kinder sind allerdings schon erwachsen. Der Sohn von Dr. Everding ist kürzlich ausgezogen. Martina Hannen backt lieber – am liebsten Zupfkuchen. Beim Kochen fühlt sie sich nicht fix genug.

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