Kachtenhauser Gustav Bergmann erinnert sich an die Gebietsreform

Lage-Kachtenhausen/Heßloh . Gustav Bergmann feiert bald seinen 91. Geburtstag. An die Gebietsreform vor rund 50 Jahren erinnert er sich noch genau. Damals stand auf der Kippe, dass der Ortsteil Kachtenhausen zu Lage gehören würde. Das Land hatte einen Zusammenschluss mit der damaligen Gemeinde Oerlinghausen vorgesehen.

Zum Hintergrund: 1969 und 1970 wurden die Gemeinden in den damaligen Kreisen Lemgo (am 1. Januar 1969 durch das Lemgo-Gesetz) und Detmold (am 1. Januar 1970 durch das Detmold-Gesetz) neu gegliedert. Bereits im Jahr 1967 hatte der Gemeinderat von Kachtenhausen aber abgelehnt, dass die Gemeinde bei der Neugliederung des Kreises Lemgo künftig zu Oerlinghausen, Helpup und Lipperreihe gehören sollte. Stattdessen forderte der Rat eine Eingliederung in den Kreis Detmold.

Bei der geplanten Neuordnung der Gemeinden in NRW sollten bestehende wirtschaftliche, kulturelle und geografische Beziehungen zu Nachbarräumen als Orientierung dienen. Damals hatte die Gemeinde Kachtenhausen 1385 Einwohner und lag im Südwestzipfel des Kreises Lemgo.

Zusammenschluss mit Oerlinghausen verhindert Gustav Bergmann war damals größter Arbeitgeber im Ort; er hatte im Alter von 21 Jahren die Lippische Polstergestellfabrik Gustav Bergmann von seinem Vater übernommen, der den gleichen Vornamen trug. Bis zu 300 Mitarbeiter, &bdquo;die Bergmänner", stellten unter seiner Leitung Möbel her. Er arbeitete zunächst als parteiloses Mitgliede im Kachtenhausener Gemeinderat mit – &bdquo;obwohl ich mich aus der Lokalpolitik lieber herausgehalten hätte", erzählt er in seinem Haus in Heßloh. Arbeit hatte er nämlich genug. Doch er wurde gebeten, seine Finanz- und Wirtschaftskenntnisse zum Wohle der Gemeinschaft einzubringen – und das tat er. Auch engagierte er sich im Vorstand der Kirchengemeinde Helpup und in der Lippischen Landeskirche. Später trat der leidenschaftliche Anhänger der Wirtschaftspolitik Ludwig Erhards der CDU bei.

Die Gebietsreform stand also an, und Gustav Bergmann beschloss mit Adolf Jobst, damals Bürgermeister von Kachtenhausen und Mitarbeiter der Firma Bergmann, den geplanten Zusammenschluss mit Oerlinghausen zu verhindern. Sie sahen sich damit nicht allein, sondern die Bürgerschaft von Kachtenhausen hinter sich. Die einfachen Leute hätten gesagt, dass das Fahrrad von Kachtenhausen nach Lage zur Apotheke allein läuft, aber nicht bergan nach Oerlinghausen, erzählt der Senior. Er nutzte also Beziehungen und sprach mit dem Oberkreisdirektor. Als das nichts half, sorgte er dafür, dass ein Gespräch mit dem damaligen Innenminister Willi Weyer stattfand.

Eingliederung in Stadt Lage Und es waren gute Argumente vorhanden, die für eine Eingliederung in die Stadt Lage sprachen. Es gab damals wesentlich mehr Einpendler (3129) vom Kreis Detmold als zum Kreis Lemgo (157), erwähnt eine Denkschrift zur Neugliederung des Landkreises Lemgo von 1967. Die Bürger verwiesen darauf, dass lediglich der Außenbezirk &bdquo;Grüne Wiese" mit wenigen Einwohnern eine bauliche Verbindung mit der Gemeinde Helpup aufweise. Der Schwerpunkt der Siedlung befinde sich hingegen in Richtung Billinghausen und Wissentrup.

Zudem seien die Bankverbindungen der Gewerbetreibenden zum nur vier Kilometer entfernten Lage ausgerichtet. Die Fahrzeiten sprachen ebenfalls für Lage: Dorthin waren es mit dem Pkw nur vier Minuten, nach Oerlinghausen jedoch acht Minuten. Auch kauften die Bürger entweder in Lage oder in Detmold ein. Der Absatz der landwirtschaftlichen Produkte erfolgte über die Lippische Hauptgenossenschaft in Lage. Die Schüler besuchten meist die Realschule in Lage, die Gymnasiasten fuhren nach Detmold. Und auch die in der Freizeit waren die Menschen in Sportvereinen in Kachtenhausen und Ohrsen aktiv oder gingen in die Freibädern in Hörste und Lage. Es sprach also mehr für Lage als für Oerlinghausen.

&bdquo;Es ist uns gelungen, das Innenministerium zu überzeugen", resümiert Gustav Bergmann zufrieden. Auch nach der Gebietsreform engagierte er sich, unter anderem als Vorsitzender eines Fachausschusses. Der aktive Sportler setzte sich für eine Grundschule und den Bau einer Kirche und eines Gemeindehauses in Kachtenhausen ein. Das Parteibuch war für ihn nachrangig. &bdquo;Es kommt doch nur darauf an, für Lage etwas auf die Beine zu stellen", erklärt der 90-Jährige. Wenige Jahre später wurde das Schulzentrum gebaut. &bdquo;Es war damals eine Zeit, in der richtig was los war", resümiert Gustav Bergmann schmunzelnd.

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