Nach 36 Jahren hört Uwe Pohl im Lagenser Rat auf

Lage. Jetzt hat Uwe Pohl Zeit. Der Deutsch- und Erdkunde-Lehrer ist zum 1. August in Pension gegangen. Und schon bald wird er noch mehr Freizeit haben, denn zum 31. Oktober endet die aktuelle Legislaturperiode und mit ihr seine Zeit im Lagenser Rat – nach 36 Jahren.

&bdquo;Ich habe mich schon vor über einem Jahr dazu entschlossen jetzt aufzuhören", erklärt der 66-Jährige. Für ihn sei es an der Zeit, die jüngere Generation machen zu lassen. Er habe Glück gehabt, dass die 25-Jährige Esther Engelke seinen Wahlkreis gerne übernommen habe. Diesen hatte Pohl die letzten Male direkt geholt.

Er kam jung in die Politik Bereits mit 20 Jahren war Uwe Pohl in die CDU eingetreten. Er habe nie zu den &bdquo;Aufmüpfigen" gezählt, die es Ende der 60er und Anfang der 70er gegeben habe und sei dann &bdquo;irgendwie in die Junge Union reingerutscht". Zunächst sei alles &bdquo;harmlos" gewesen: Man habe zusammen ein Bier getrunken und über Politik geredet. 1984 – zehn Jahre später – stand dann aber eine Kommunalwahl an. Er kandidierte im Wahlkreis Müssen, wo er auch heute noch wohnt. &bdquo;Das war eigentlich aussichtslos. Müssen war immer rot", erzählt Pohl. Trotzdem schaffte er es in den Rat. &bdquo;Das war schon spannend. Ich kam mit Leuten zusammen, die ich nicht kannte. Und es lief noch alles nach alter Väter Sitte", erinnert sich der Mann, der in Essen geboren wurde.

Damals wollte er in den Schulausschuss. Das wurde ihm als Lehrer jedoch verwehrt. Stattdessen sollte er in den Rechnungsprüfungsausschuss. &bdquo;Das war ein schrecklicher Ausschuss. Ich hatte im ersten Jahr überhaupt nicht verstanden, um was es geht. So viele Zahlen...", sagt Pohl und muss lachen. Ähnlich erging es ihm im Liegenschaftsausschuss. Jungen Menschen, die in die Politik möchten, könne er daher nur empfehlen, &bdquo;sich nicht unterbuttern zu lassen". &bdquo;Man sollte seine Meinung sagen und eine gewisse Durchsetzungsfähigkeit haben", meint Pohl. Es mache Sinn, dass Jugendliche Mitglied im Jugendhilfeausschuss werden oder, wenn sie sich für Kultur interessieren, auch in diesem Ausschuss mitwirken. &bdquo;Man muss aber wissen, dass Politik zeitaufwendig ist." Das gelte für ein Amt wie das des Fraktionsvorsitzenden insbesondere. Uwe Pohl war von 1992 bis 2004 und von 2010 bis 2020 Fraktionsvorsitzender der CDU in Lage. In der Zeit dazwischen war er Stellvertreter. &bdquo;Man muss immer am Ball bleiben, Leute ansprechen können und Courage zeigen – gerade jetzt im Wahlkampf", ist der Lagenser überzeugt. Pohl selbst sei in diesem Jahr nicht mehr viel in die Kommunalwahl eingebunden, habe aber seine Hilfe angeboten.

Politik hat sich verändert Politik habe sich außerdem im Laufe der Zeit verändert: &bdquo;Ich will nicht sagen, dass es jetzt schlechter ist, aber anders", resümiert er und erinnert sich: &bdquo;Früher haben wir uns gefetzt im Rat, aber nicht doll. Später tranken wir ein Bier zusammen, um uns zu beruhigen." Heute würden Mails geschrieben und Gremien einberufen werden.

Welche Themen haben ihn besonders beschäftigt? &bdquo;In den letzten Jahren war das vor allem der Rathaus-Neubau. Bürgermeister Liebrecht hat das mit Macht vorangetrieben", sagt Pohl. Aber auch den &bdquo;in die Jahre gekommenen Bahnhof wieder hinzubekommen" sei wichtig gewesen – auch, wenn die Verhandlungen mit der Bahn nicht einfach gewesen seien und schleppend verliefen. Der Streit um die Sporthalle in Billinghausen habe ihn ebenfalls umgetrieben. Die Grundschule wollte eine Turnhalle nebenan haben, der TuS Müssen-Billinghausen lieber eine Sporthalle am Kammerweg. Die zweite Variante sei &bdquo;mit viel Eigenleistung" umgesetzt worden. &bdquo;Da ich zu der Zeit eine neue Hüfte bekommen habe, konnte ich dabei leider nicht so mithelfen, wie ich gerne wollte", sagt Pohl. Das Projekt sei wichtig für den Ort gewesen. Außerdem sei der CDU-Politiker froh, dass die Musikschule erhalten werden konnte. &bdquo;Viele haben dort das Musizieren gelernt. Davon profitieren auch die Schulen." Es sei ein Kampf gewesen, dass kein Parkhaus hinter dem ehemaligen City-Center gebaut wurde. &bdquo;Die Entscheidung war richtig, denn sonst wäre vieles, was dort heute ist, nicht möglich gewesen", so Pohl. &bdquo;Das Kino war eine Meisterleistung von Bürgermeister Liebrecht, denn das hätten auch andere Städte gerne gehabt." Eine seiner schwierigsten Entscheidungen sei aber die Schließung des Grundschulstandortes in Billinghausen gewesen.

Erinnerungen an Weihnachtsfeiern Pohl hätte gerne noch andere Sachen umgesetzt: Da wären das neue Ärztehaus und die Rettungswache, das Wohnbaugebiet Obere Bült und das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) zu nennen. Was er bereut? &bdquo;Ich war nicht einmal in unseren Partnerstädten St. Johann oder Horsham", sagt Pohl. Außerdem habe Lage zu wenig Gewerbegebiete.

Gerne erinnert sich der 66-Jährige aber zurück an die Fraktionsausflüge nach Thüringen, Wertheim oder Brüssel sowie an die Weihnachtsfeiern im alten Rathaus.

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