Friedhelm Stölting beklagt den zunehmend scharfen Ton gegenüber der Feuerwehr

Lage . In den letzten Tagen seiner Amtszeit hat Friedhelm Stölting noch jede Menge Termine. Doch zum 17. September gibt er sein Ehrenamt ab. Sein Nachfolger steht mit Benjamin Brinkmeyer fest.

Die Fortschreibung des Brandschutzbedarfplans hat auch den Stadtbrandinspektor zuletzt sehr beschäftigt. &bdquo;Großes Ziel muss es sein, dass Lage für die Wache eine Ausnahmegenehmigung bekommt", erklärt er im LZ-Gespräch. Der Stadt mit mittlerer Größe stehe eigentlich eine rund um die Uhr besetzte Wache zu; sie ist jedoch nur tagsüber mit mindestens sechs hauptamtlichen Kräften besetzt. Nachts, aber auch tagsüber im Bedarfsfall, kommen die Ehrenamtlichen zum Einsatz. Nur ein Ziel erreichten diese nicht: Innerhalb von acht Minuten überall mit den erforderlichen Einsatzkräften im Notfall vor Ort zu sein.

Stölting sagt deutlich: &bdquo;Mit Hauptamtlichen rund um die Uhr wären die Bürger besser geschützt." Aber das würde sehr hohe Personalkosten mit sich bringen, die die Stadt und damit die Bürger tragen müssten. Acht Leute im Schichtdienst würden 35 Stellen bedeuten – ein enormer Kostenaufwand. Alternativ werden im Brandschutzbedarfsplan drei neue hauptamtliche Stellen vorgeschlagen. Der Rat hat den Plan am Donnerstag beschlossen. Eine weitere Maßnahme ist, um die Erreichbarkeit im Norden zu gewährleisten, ein Fahrzeug dort in einer Halle abzustellen, zur der die Ehrenamtlichen schnell gelangen können. Übergangsweise soll ein altes Löschfahrzeug aus Heiden dafür genutzt und diese Vorgehensweise getestet werden. Für die Heidener ist ein neues Fahrzeug bestellt worden.

Jeder ist sich selbst der Nächste Für die Belange der Feuerwehr hätten Verwaltung und Politik immer offene Ohren gehabt, versichert Friedhelm Stölting. Doch in der Gesellschaft sei bei Einsätzen der Ton harscher geworden. &bdquo;Jeder ist sich selbst der Nächste und das deckt sich nicht mit der Handlungsweise der Feuerwehr", so die Erfahrung des Wehrführers. Müssten Autofahrer aufgrund eines Unfalls warten, werde man schon mal beschimpft. Früher seien das Ausnahmen gewesen, &bdquo;heute häufen sich Einzelfälle". Zu tätlichen Auseinandersetzungen sei es glücklicherweise noch nicht gekommen.

In den vergangenen Jahrzehnten hat der heute 63-Jährige eine Ausweitung des Aufgabenfeldes erlebt. Die Brandbekämpfung mache nur einen Bruchteil der Arbeit aus, das meiste seien technische Hilfeleistungen. Bislang musste in diesem Jahr bei hilflosen Menschen 21 Mal die Tür geöffnet werden und 17 Mal der Rettungsdienst, etwa beim Transport einer Trage aus einem oberen Stockwerk, geholfen werden. Viele ältere Menschen leben heute allein.

Stölting hat 1979 den Absturz eines Phanton-Flugszeugs miterlebt, haften blieben auch die Großbrände bei der Firma Intraplast in Müssen und der Mühle Altrogge. &bdquo;Manches Elend bei Verkehrsunfällen bleibt hängen", erinnert er sich. Jeder entwickele eine eigene Strategie, um die schrecklichen Bilder nicht mit nach Hause zu nehmen. Vor allem Gespräche mit Kameraden helfen. Psychosoziale Unterstützung könne aber auch vom Kreis oder von Seelsorgern gegeben werden. Wichtig war ihm zudem auch die Kameradschaft untereinander. In diesem Jahr hätte nach drei Jahren wieder ein großes Feuerwehrfest stattfinden sollen – das Coronavirus kam dazwischen.

Der Lagenser will nun mit seiner Frau verstärkt im Wohnwagen Europa erkunden. Ab und an kann es auch mal im Flugzeug auf einen anderen Kontinent gehen, vorzugsweise nach Afrika. &bdquo;Für Tierbeobachtung muss man ein Faible haben", sagt er. Viele Fotos von Reisen hat er noch in seinem Büro in der Feuerwache hängen. Und das Lesen hat er wieder für sich entdeckt – Zeit wird er nun genug dafür haben.

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