Ein Wolf zieht durch die Lagenser Wälder

Lage. Wache Augen, gute Ohren, hervorragender Geruchssinn: Rund 180 Jahre galt der Wolf in vielen Gebieten Europas als ausgestorben, mittlerweile erobert er sich alte Lebensräume zurück – auch in Lippe. Im Dezember tappte ein Wolf in einem Lagenser Waldgebiet in eine Fotofalle, wie das Landesumweltamt (LANUV) nun mitteilt.

Bereits am 19. Dezember war das Tier entdeckt worden, die Aufnahmen der Fotofalle seien dann an die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) weitergeleitet und dort geprüft worden. Ergebnis: Das Tier ist tatsächlich ein Wolf. Wie berichtet, ist jedoch über Geschlecht, Alter und Identität bislang nichts bekannt.

Naturschützer freuen sich

&bdquo;Die aktuelle Sichtung eines Wolfes im Waldgebiet bei Lage ist im Sinne des Naturschutzes ausdrücklich positiv zu bewerten", erklärt Lages Bürgermeister Matthias Kalkreuter auf Nachfrage. Lage gehört zum &bdquo;Wolfsgebiet Senne", das 2018 ausgewiesen wurde, nachdem im gleichen Jahr &bdquo;ein erster genetischer Nachweis eines Wolfes im Bereich des Truppenübungsplatzes Senne erbracht wurde". &bdquo;Die Ausweisung als offizielles ,Wolfsgebiet dient der Gewährleistung des besonderen Schutzes von Wölfen." So können aber auch Besitzer von potenziellen Beutetieren in diesen Gebieten unter bestimmten Umständen entschädigt werden.

Gefahr für Weidetiere

Und Dieter Hagedorn, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe, sieht im Wolf ein Problem für die Weidetierhaltung. Gar nicht mal nur, weil der Wolf Tiere reißen kann, die Hauptgefahr sehe er im Fluchtverhalten der Weidetiere. Die könnten ausbrechen, auf Straßen laufen und damit nicht nur sich selbst, sondern auch Verkehrsteilnehmer gefährden. &bdquo;Ob es gut, richtig oder falsch ist, den Wolf hier wieder zu integrieren, kann ich nicht sagen", so Hagedorn. Es habe schließlich Gründe gegeben, warum unsere Vorfahren der Meinung waren, Wölfe passten nicht in die dicht besiedelte Landschaft. Er hofft, dass sich das gesichtete Tier wieder zurückzieht Richtung Truppenübungsplatz Senne und keine Bedrohung wird. Ganz ausschließen könne man das aber natürlich nicht.

Auch Lages Bürgermeister betont, dass &bdquo;die Belange der Besitzer von Weide- und Herdentieren zu berücksichtigen" und Präventionsmaßnahmen für die Tierhaltung erforderlich sind. In Lage gibt es laut Kalkreuter Außenhaltung von Rindern und Schafen, das Land fördere Investitionen in vorbeugende Herdenschutzmaßnahmen. &bdquo;Diese sind zwingend, um Entschädigungsleistungen nach einem nachgewiesenen Wolfsriss zu erhalten." Das LANUV empfiehlt, Weidetiere &bdquo;mit geeigneten Zäunen wolfsabweisend zu sichern", die Anschaffung von Elektrozäune etwa werde zu 100 Prozent gefördert. Doch wie sehen solche Zäune aus? Wie viel Strom muss dort drauf sein? &bdquo;Der Wolf kann hohe Hindernisse überspringen, wenn er sie sieht", sagt Hagedorn.

Zäune sollen Tiere schützen

Und wenn er es nicht drüber schafft, buddelt er sich dann – ähnlich wie Füchse – drunter her? Fraglich sei, wie sich der passende Zaun kreieren lasse. Informationen zu den möglichen Förderungen von Wolfs-Präventionen gibt die Bezirksregierung in Detmold. Eine Bedrohung für den Menschen ist der Wolf indes nicht, wie der Lippische Wolfsberater Thomas Pusch versichert. &bdquo;Es ist ein Wildtier, ja, und kann in bestimmten Situationen auch Menschen angreifen. In Deutschland ist das aber in den 20 Jahren, die wir hier wieder Wölfe haben, noch nie passiert." Es sei auch nur eine Sichtung gewesen, ob das Tier überhaupt noch in der Gegend ist, sei schwer zu beurteilen.

Der letzte freilebende Wolf in Deutschland wurde laut der Deutschen Wildtier Stiftung 1904 geschossen, seit dem Jahr 2000 werden hier nachweislich wieder Wolfswelpen geboren. Im &bdquo;Wolfsgebiet Senne" wurde mehrfach laut LANUV eine bestimmte Wölfin gesichtet mit der charmanten Bezeichnung GW1044f. Allerdings wurde diese seit Oktober 2018 nicht mehr gesehen. Dafür konnte eine zweite Wölfin – Kennung GW1897f – im Süden des Gebietes bei Altenbeken im Kreis Paderborn nachgewiesen werden. Ob der im Lagenser Wald entdeckte Meister Isegrim mit einer der beiden identisch ist, steht nicht fest.

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