Holprige Einsätze: Übungspraxis der Feuerwehr fällt Corona zum Opfer

Lage. Erlasse, Verordnungen und Empfehlungen – Benjamin Brinkmeyer, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Lage, hat in den vergangenen Monaten viel gelesen, was jeweils zum Schutz vor Ansteckungen getan werden sollte. Und dann entschieden, was wichtig ist. Sein Ziel: &bdquo;Ich möchte, dass alle Kameraden gesund nach Hause kommen." Wobei die Vorschriften des Landes natürlich in jedem Fall umgesetzt werden mussten.

Beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 erlebte er tatsächlich eine Woche, in der kein einziger Einsatz passierte. Doch danach ging alles normal weiter. Die Zahl der Einsätze ist im vergangenen Jahr sogar noch gestiegen: von 270 auf 290 Einsätze. Eine Entwicklung, die sich seit einigen Jahren fortsetzt.

Der Dienstbetrieb ruhte komplett während der Lockdown-Phasen. Es gab keine wöchentlichen oder 14-tägigen Treffen in den Gerätehäusern der sechs Standorte. Dabei stehen in der Regel jeweils Theorie und Praxis auf dem Plan: Straßenverkehrsordnung, Dienstvorschriften, Geräteschutz und Übungen, beispielsweise wie ein Auto nach einem Unfall aufgeschnitten wird. Im Sommer dann konnten sich immer zwei Mitglieder treffen, natürlich nachdem sie sich in eine Liste eingetragen hatten. &bdquo;Das diente dazu, die Funktionsfähigkeit der Fahrzeuge zu prüfen", berichtet Benjamin Brinkmeyer. Bei Rundfahrten musste getestet werden, ob die Aggregate und Ähnliches noch funktionieren.

Abläufe müssen immer wieder trainiert werden Nach den Sommerferien ging es mit dem Übungsbetrieb wieder los; die Einheiten trafen sich in zwei Gruppen eingeteilt vor Ort. Natürlich mit sämtlichen Vorsichtsmaßnahmen.

Seit Oktober ruht der Übungsbetrieb wieder. Allen fehle das kameradschaftliche Miteinander, weiß der Feuerwehrchef. Und nicht nur das: Bei den Einsätzen sei schon feststellbar, dass die Abläufe etwas holpriger seien als gewöhnlich. &bdquo;Abläufe müssen immer wieder trainiert werden, damit man sie im Schlaf kann", sagt Brinkmeyer. Das gelte umso mehr für Einheiten, die sowieso nicht so viele Einsätze im Jahr hätten.

Auch die Jugend kann kaum üben Stillstand auch bei der Jugendfeuerwehr: Der Leiter hofft, dass die jungen Mitglieder trotz Corona der Feuerwehr die Treue halten und nach dem Ende der Beschränkungen wiederkommen. Vor Weihnachten erhielten alle einen Nikolaus. Es gab zudem digitale Meetings und ein kleines Paket mit Ausbildungsmaterialien.

Wie bei den &bdquo;Kleinen", gibt es auch keine Weiterbildungen bei den Großen. Alle Lehrgänge wurden abgesagt. Also treffen sich die Mitglieder seitdem im Wesentlichen nur bei Einsätzen – mit Masken. &bdquo;Das wird rigoros gehandhabt, daran halten sich alle Kräfte", so der Chef. Theorie wie Sicherheits- und Fahrerunterweisungen findet in den Einheiten per Videokonferenzen statt. Zudem fahren die Fahrzeuge nicht in voller Besetzung, sondern verteilt auf zwei Fahrzeuge, damit Abstände gewahrt werden können.

FFP2-Masken brauchen nur zur Unterstützung des Rettungsdienstes getragen werden. Es kam in Lage bislang noch nicht vor: Aber wenn ein Einsatz in einem Haus anstände, in dem ein positiv Infizierter gemeldet ist – die Leitstelle hat ein Verzeichnis mit Straßen und Hausnummern ohne Namen – wären Masken und Schutzanzüge zum Einsatz gekommen. Nach den Einsätzen haben die Mitglieder wegen des Virus außerdem noch etwas mehr zu tun, als die Bereitschaft wiederherzustellen. Alle Kontaktflächen in den Fahrzeugen müssen desinfiziert werden.

Zwei Mitglieder aus verschiedenen Einheiten waren im Laufe der vergangenen Monate positiv getestet worden, hatten aber nur leichte Krankheitsverläufe. Sie hätten zudem keine anderen Kontakte zur Wehr gehabt, so Brinkmeyer. Andere mussten vorsichtshalber eine Quarantänezeit durchlaufen. Glücklicherweise sei dies alles zeitversetzt gewesen.

Auch in den kommenden Monate sieht er zu seinem Leidwesen wenig Chancen für größere Veranstaltungen. Etwa ein Osterfeuer mit Beteiligung der Feuerwehr oder den Volkslauf der lippischen Jugendwehren. Die Jahreshauptversammlung der Wehr ist bereits abgesagt, stattdessen versendet jeder Standort Berichte per Mail. &bdquo;Wir dürfen uns keine Fehltritte leisten", ist sich der Leiter der Vorbildfunktion der Feuerwehr bewusst. &bdquo;Es kann nicht sein, dass wir in Gruppen üben, während andere Leute das nicht dürfen." Er hofft, dass im Sommer Übungsabende für alle wieder stattfinden können.

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