Stadt Lage warnt: Ratten werden leicht angefüttert

Lage. Sie sind wahre Überlebenskünstler und schlau – aber nicht gern gesehen: Ratten. Die Allesfresser sind Überträger von Krankheiten, und sie können inklusive Schwanz bis zu 45 Zentimeter lang werden, weshalb sie gefürchtet sind. Seit jeher halten sie sich dort auf, wo es Fressbares gibt, also in der Nähe von Menschen. Die Stadt bekämpft das Vorkommen von Ratten auf öffentlichen Orten immer mal wieder. Auf Privatgrundstücken sind jedoch die Eigentümer dafür zuständig. Im Stadtgebiet handelt es sich um ein latentes Problem: Mal tauchen mehr Ratten, mal weniger auf, mal in der Stadt, mal in einem Ortsteil.

Sven Anders, Fachteamleiter Stadtentwässerung/Wasserwirtschaft bei der Stadt, verdeutlicht das Problem: Lagern Kleintierhalter Körner, Grünzeug und Lebensmittelreste im Garten, ist dies für Ratten ein gefundenes Fressen. Was Hühnern oder Kaninchen mundet, schmeckt den kleinen Nagern ebenso. Dass sich Ratten meist am Wasser aufhalten, sei längst nicht mehr so, erklärt Sven Anders. Sie werden während der Erntezeit auch auf Freiflächen gelockt. Es handele sich fast immer um Wanderratten. Im Winter ziehen Futterhäuschen und Meisenknödel die Tiere magisch an. Freuen sich Vogelfreunde, dass ihr Körnerfutter so gut angenommen wird, könnten es tatsächlich Ratten vertilgt haben. Sogar an Meisenknödel komme die Wanderratte heran, erzählt Sven Anders. In Rattennestern hätten die Mitarbeiter schon häufig Mengen von Plastikhüllen von Meisenknödeln gefunden. Wo Bürger einen Rattenbefall meldeten, würden häufig Tiere gefüttert.

Wie auf dem Servierteller Auch in Mülltonnen oder Komposter zu klettern, ist für die Nager kein Problem. Werden darin Fleisch- oder Gemüsereste entsorgt – die Ratten mögen sie. Abfalltonnen, die offen stehen, erklimmen die Tiere ohne Weiteres. Sie springen bis zu einem Meter hoch und laufen Wände und Bäume hoch.

Befall Was weist auf einen Befall mit Ratten hin? Die Köttel sind ein bis zwei Zentimeter lang und länglich. Es gebe im Gras und auf dem Boden erkennbare Laufwege, die festgetrampelt seien, so der Fachteamleiter. Indizien für einen Bau seien Löcher mit einem Durchmesser ab etwa drei Zentimetern im Boden. Kleinere Löcher nutzen Mäuse. Jeder Bau habe zudem mehrere Zugänge, die als Fluchttunnel genutzt werden. Sie liegen meist geschützt unter Sträuchern in Ecken. Keine Rolle spiele es, ob ein Garten verwildert oder sehr gepflegt sei, so Anders. Ein ruhiger Garten werde eher befallen. Die Ratten würde aber auch hier in der Deckung umherlaufen.

Wer Ratten auf seinem Grundstück hat, ist nach dem Tierschutzgesetz verpflichtet, diese zu bekämpfen. Die Stadt kann dazu beraten und unterstützen, wenn beispielsweise ein öffentlicher Kanal in der Nähe ist. Wichtig zu wissen für die städtischen Mitarbeiter: Wie oft wurden die Ratten gesichtet, woher kamen sie, wohin liefen sie? Gibt es Haustiere vor Ort, die gefüttert werden?

Bekämpfung Die Gesetzeslage zum Kauf von Rattengift habe sich verschärft, weiß der Verwaltungsmitarbeiter. Privatleute könnten nicht mehr Gifte der ersten Generation kaufen, also die effektivsten. Teuer sind sie dennoch – &bdquo;und man braucht eine ganze Menge davon". Bei größeren Mengen könne es günstiger sein, einen Schädlingsbekämpfer zu beauftragen. Dieser hafte auch für alle Eventualitäten. Wer sich Schädlingsbekämpfer nennen will, muss nach Angaben des Deutschen Schädlingskämpfer-Verbandes eine dreijährige Ausbildung absolvieren oder sich für den Sachkundenachweis fortbilden. Bundesweit betrage der Arbeitslohn pro Stunde zwischen 40 und 85 Euro. Je nach Aufwand kann eine Bekämpfung zwischen 85 und 450 Euro kosten.

Die Köder verdünnen das Blut, die Ratten sterben sehr langsam, was wichtig ist. Jede Rattenfamilie hat einen Vorkoster. Überlebt dieser nach einem Mahl, fressen erst die restlichen Tiere. Die Stadt erlebe es häufig, dass Köder von Bürgern nicht fachgerecht ausgelegt werden. Das Tragen von Handschuhen ist vor dem Auslegen notwendig, zudem dürften andere Tiere wie Igel nicht an die Köder herankommen. Diese dürfen nicht offen hingelegt werden, sondern müssen sich in einer Box befinden. Die Stadt hat die Erfahrung gemacht, dass Rattenbauten auch zerstört werden müssen, sonst ziehen Nachfolger nach einem halben Jahr wieder ein.

Auf öffentlichen Flächen ist die Stadt für die Rattenbekämpfung zuständig. Im Sommer würden Köder wenig gefressen, erzählt der Teamleiter. Da fänden die Tiere ein breites Nahrungsmittelangebot vor. &bdquo;Von November bis März sind die Chancen gut, die Tiere effektiv auch im Abwasserkanal bekämpfen zu können", so Anders. Gefahren

&bdquo;Ratten sind Fluchttiere. Sie greifen nur an, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen, krank sind oder Gift gefressen haben", sagt Sven Anders. Flieht eine Ratte bei lautem Klatschen nicht, solle man sofort den Rückzug antreten. Tiere, die auf dem Boden liegen, nicht anfassen, weil sie noch leben könnten, sondern mit einem Stock berühren. Es besteht außerdem die Gefahr, dass Ratten durch Kot oder Urin Krankheiten übertragen.

Wanderratten Die Wanderratte (Rattus norvegicus) ist laut Wikipedia ein Nagetier (Rodentia) aus der Familie der Langschwanzmäuse. Ihr Geruchssinn ist gut entwickelt und dient nicht nur der Nahrungssuche, sondern spielt auch bei der Kommunikation mit Artgenossen eine wichtige Rolle. Ratten hören bis in den Ultraschallbereich hinein. Sie pflanzen sich in Europa das ganze Jahr über fort – die Tragzeit beträgt 22 bis 24 Tage. Meistens umfassen die Würfe vier bis acht Junge. Die Geschlechtsreife erreichen sie im Alter von drei bis vier Monaten. Sie können 70 Krankheiten auf den Menschen übertragen. Die Tiere leben in Erdbauten, nicht in Kanälen, sagt Sven Anders von der Stadt Lage. Sie nutzten diese aber, um von A nach B zu gelangen.

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