Politik lehnt dringende Förderung für Vereinsheim in Lage ab

Lage. Rostrote Striemen ziehen sich über die Wände, die Decken sind offen, am Zustand der Toiletten und Duschen erkennt selbst ein Laie auf den ersten Blick, dass diese sanierungsbedürftig sind: Das SuS-Vereinsheim unter dem Hallenbad am Werreanger ist in einem schlechtem Zustand.

Seit dem Bau der Anlage vor etwa 50 Jahren ist hier kaum etwas passiert. Jetzt hat die Politik eine Förderung, um die Räume wieder in Schuss zu bringen, aber abgelehnt. Eine Entscheidung, die für Diskussionen sorgt. Besonders dem Verein stößt das bitter auf.

Leere Versprechen von der Politik

Die Fußballvereine SuS und FC Cavo Lage nutzen die Räume unter dem Hallenbad seit einigen Jahren. Einer der Räume wird als Umkleide und für Team-Besprechungen genutzt. Mit ein paar Bänken an den Wänden und alten Schultischen in der Mitte ist ersterer eher provisorisch hergerichtet, von dem baulichen Zustand ganz zu schweigen. &bdquo;Hier Eltern mit ihren Kindern zu empfangen ist peinlich", macht Jan Pollei, Pressewart des SuS deutlich. Gemütliches Beisammensein, Vorstandssitzungen, Grillfeste? Fehlanzeige. &bdquo;Ein Verein lebt von Zusammenhalt und das können wir hier nicht bieten." Ein attraktives Vereinsleben sehe eben anders aus, neue Mitglieder rückten so in weite Ferne. Und wegen der Corona-Pandemie sei es ohnehin schon schwer genug.

Die Hoffnung lag auf der Abstimmung im Stadtrat. Fördermittel des Landes lagen in greifbarer Nähe. Von den angesetzten Kosten von 100.000 Euro hätten durch die Förderung 60 Prozent gefördert werden können. Die Stadt Lage hätte also maximal 40.000 Euro aus eigener Tasche zahlen müssen. Und doch wurden sie abgelehnt (21 Stimmen der Koalition aus CDU, Grüne und FDP dagegen, 18 Stimmen aus der Opposition mit SPD, AfD, FWG/BBL und Aufbruch C dafür) . Für den SuS ein Schlag ins Gesicht. &bdquo;Ein für uns emotional schreckliches Ergebnis", macht Jan Pollei deutlich. &bdquo;Wir werden allein gelassen." Und das, obwohl dem Verein seitens Bürgermeister Christian Liebrecht damals ein eigenes Gebäude versprochen worden sei, nachdem sie wegen des Bürgerpark-Baus von der Eichenallee vertrieben wurden , wie sie sagen. Leere Versprechungen, stellen Jan Pollei und SuS-Geschäftsführer Manuel Eßer jetzt bitter fest.

Koalition weist auf Haushaltssituation hin

Die Parteien haben ihre Positionen jedenfalls klar gemacht. Während SPD, AfD, FWG/BBL und Aufbruch C die Entscheidung nicht nachvollziehen können und die Sozialdemokraten sogar von einer &bdquo;Katastrophe für die Ehrenamtlichen" sprechen, argumentieren CDU, FDP und Grüne dagegen. &bdquo;Die Stadt Lage befindet sich derzeit in einer desolaten Haushaltssituation bei hoher Verschuldung", erklärten die Vorsitzenden Michael Biermann (CDU), Frank Drexhage (Bündnis 90/ Die Grünen) und Martina Hannen (FDP) bereits.

&bdquo;Jede Ausgabe seitens der Stadt gehört auf den Prüfstand. Es ist unsere Aufgabe in der Kommunalpolitik, diese Ausgaben zu überprüfen und die dringende Notwendigkeit, diese kritisch zu hinterfragen." Sie weisen außerdem auf den geplanten Bau eines neuen Sporthauses am Werreanger hin. Darin soll ein Mehrzweckraum errichtet werden, den alle Vereine zukünftig nutzen können – auch der SuS und FC Cavo Lage.

"Wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben"

&bdquo;Damit können wir aber kaum etwas anfangen", sagt Manuel Eßer. Die Fußballvereine benötigen Räume, in denen sie ihre Trikots, Bälle, Sportschuhe und Co. lagern können. Bislang fahren die Mannschaften vor jedem Spiel zur Eichenallee, weil es nur dort einen abschließbaren Raum gibt, wo sie ihre Sachen unterbringen können. Nach wie vor sei das eine Übergangssituation. &bdquo;Wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben", stellt der SuS-Geschäftsführer fest.

Die Stadt will den Fußballvereinen trotzdem unter die Arme greifen. Die zwei Räume am Werreanger, aktuell noch mit alten Sportgeräten, Möbeln und anderem Unrat vollgestellt, sollen demnächst ausgeräumt werden. &bdquo;Jeder Verein soll seinen eigenen, abschließbaren Raum bekommen", sagt Klaus Landrock von der Stadtverwaltung. Die Mitglieder haben sich schon bereit erklärt, selbst zu Farbrolle und Pinsel zu greifen, um die Räume aufzuhübschen. Das Material stellt die Stadt. Die Sanierung der Toiletten und Bäder bleibt aber erst einmal auf der Strecke. &bdquo;Wir kennen den Ratsbeschluss. Mehr ist eben nicht drin."

"Vertane Chance"

Kommentar von Kirsten Fuhrmann

Corona hat ein tiefes Loch in die Stadtkasse gerissen; und selbstverständlich müssen Ausgaben auf den Prüfstand gestellt werden. Wieso die Koalition aber die Möglichkeit auf Fördergelder ausschlägt, ist unverständlich. Natürlich müsste die Stadt trotz Förderung draufzahlen. Doch die Räumlichkeiten verfallen immer mehr. Investiert werden muss auf lange Sicht sowieso. Wieso nicht jetzt die Chance nutzen und die Finanzspritze des Landes annehmen?

Eines scheint ohnehin in den Hintergrund gerückt zu sein: Die Pandemie hat nicht nur finanziell, sondern auch gesellschaftlich Spuren hinterlassen. Lange musste das Vereinsleben ruhen. Nun, da die Mitglieder endlich wieder starten können, sich treffen und Sport treiben, kommt dieser Dämpfer. Das Miteinander sollte doch besonders in diesen Zeiten unterstützt werden. Städte und Gemeinden können sich glücklich schätzen, wenn aktive Vereinsarbeit überhaupt noch stattfindet. Lage bleibt hier nicht untätig und plant einen Mehrzweckraum am Werreanger, den alle Vereine nutzen können. Das ist gut so, natürlich. SuS und Cavo ist damit aber nur bedingt geholfen. Sie benötigen abschließbare Räume. Gespräche mit denen, die es betrifft, hätten vor einer Ratsabstimmung sicher weitergeholfen. Stichwort: Bürgernähe.

Die Vereinsmitglieder fühlen sich nun im Stich gelassen – verständlicherweise. Die Entscheidung von CDU, Grüne und FDP ist eine vertane Chance für die Gemeinschaft.

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