Arbeitsgruppe will Fairtrade in Lage nach vorne bringen

Lage. Wenn Helmut Behnisch vor Ort eine Hose kaufen will, dann wissen die Mitarbeiter in seinem Stammladen, was er fragen wird: "Haben Sie eine Jeans, die das Fair-Trade-Siegel trägt?" Und Behnisch weiß, dass er kaum Erfolg haben wird, denn gerade bei Textilien ist die Vergabe des Siegels kompliziert. Aber wenn er bei der Konditorei Fellmer einkehrt, sieht es anders aus: Kaffee und Tee tragen das Siegel - Lage ist zum vierten Mal als Fair-Trade-Town zertifiziert worden . Eine Spurensuche.

Die ehemalige Staatssekretärin Gudrun Kopp (FDP) hatte 2013 den Anstoß gegeben, ein Jahr später hatte eine Steuerungsgruppe es geschafft: Im Kreis Lippe wurde Lage als erste Kommune zertifiziert. 15 Aktive sind der Motor, die Liberale Martina Hannen ist Vorsitzende und Helmut Behnisch von den Grünen arbeitet mit ihr eng zusammen. Es gibt bei dem Thema keine politische Distanz, beide sind sich einig, was sich ändern muss. "Es wird heute viel von Nachhaltigkeit gesprochen - das ist das, was Fair-Trade ausmacht. Es geht nicht nur um Kleinbauern in Kolumbien, die Kaffee anbauen. Wir werben für fair gehandelte Produkte, das bedeutet gleichzeitig auf für einen fairen Umgang mit Menschen", sagt Hannen.

Fairer Kaffee lief nicht gut an An die Anfangszeiten kann sich Behnisch gut erinnern, hat er doch vor Jahren solche Produkte an einem kleinen Stand auf dem Marktplatz angeboten. "Der Kaffee schmeckte damals nicht besonders gut, und in Lage kann man eher eine Bratwurst verkaufen ", sagt er lachend. Aber längst ist das anders. Bei Fellmer spricht Martina Hannen den Chef an und der sagt, dass er überlegt, den Cappuccino neben Kaffee und Tee als Fair Trade-Produkt aufzunehmen. Die großen Hersteller würden umdenken und immer mehr solcher Produkte ins Sortiment aufnehmen.

Das hören Martina Hannen und Helmut Behnisch gerne, denn es ist nicht einfach, die Käufer zu überzeugen, ihnen klar zu machen, dass sie es in den Händen haben, wie sich die Umwelt und das Klima entwickeln. "Es geht nicht darum mit erhobenem Zeigefinger zu belehren - diese Form der Moralisierung haben wir heutzutage viel zu oft", sagt Hannen. Regional, fair und saisonal, zählt Behnisch auf. Wer diese Kriterien bei seinen Einkäufen erfülle, leiste einen wichtigen Beitrag.

Soziale Gerechtigkeit Und die Auswahl sei groß, die Preise auch nicht unbedingt höher. "Wer teuer kauft, hat ja nicht automatisch bessere Ware - es verdient nur einer in der Kette mehr am Produkt", sagt Hannen. In Lage gebe es in den großen Märkten wie zum Beispiel Rewe, Marktkauf, Lidl und Aldi Lebensmittel mit dem Fair-Trade-Siegel. Brinkmanns Backstube, der Iutspann Hiddentrup, die Tichlerstoben oder Bienenschmidt machen mit. Behnisch fragt schon mal nach, wie der Stand der Dinge ist, denn um als Stadt zertifiziert zu werden, muss es möglichst viele geben, die mitmachen. "Da hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir hatten keine Veranstaltungen, wo wir uns vorstellen konnten." Denn auch das gehört dazu: Öffentlichkeitsarbeit.

Wie die Zukunft aussieht? Sicher gebe es derzeit viele Diskussionen darüber, nachhaltig zu leben, Ressourcen zu sparen, weniger Energie zu verbrauchen. "Aber man muss auch sehen, dass die Inflation Wirkung zeigen könnte. Da wird beim Einkauf nach dem Günstigsten gegriffen. Das wäre für Fair-Trade ein fataler Rückschritt", sagt Hannen. Oder aber es geht genau andersherum: Vor allem junge Menschen zeigten, dass sie dem Klimaschutz und der sozialen Gerechtigkeit größeren Wert beimessen. Und in Lage machen Schulen bei Fair-Trade mit . "Das ist unsere Hoffnung, dass sich hier ein Umdenken anstoßen lässt, denn das wirkt sich auch in den Familien aus."

Das steckt hinter Fairtrade Fairtrade hat eine Welt zum Ziel, in der alle Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeiter über existenzsichernde Lebensgrundlagen verfügen. Sie bekommen für ihre Produkte auskömmliche Preise, die ihnen ihre Existenz sichern. Hinter Fairtrade stehen verschiedene Organisationen: Die Dachorganisation Fairtrade International setzt sich aus 28 Mitgliedern zusammen: 25 nationale Fairtrade-Organisationen und drei Produzentennetzwerke. Es gibt verschiedene Produktgruppen, die Herstellungsprozesse werden von einem externen Unternehmen international geprüft.

Arbeitsgruppe will Fairtrade in Lage nach vorne bringen

Bundesbürger kaufen deutlich mehr Fairtrade-Produkte

Vom Frühstück bis zum Gottesdienst: Stadt Lügde nimmt an „Fairer Woche“ teil

Fairtrade-Produkte gefragt - deutlich mehr Bananen verkauft

Detmold erneut als Fairtrade-Stadt zertifiziert

In Lemgo wird fair gehandelt

So beteiligt sich Lügde an der Fairen Woche

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €