Photovoltaik auf 70 Hektar Fläche in Lage beantragt

Lage. Die Fläche ist so groß wie knapp 100 Fußballfelder, es ist Ackerland, auf dem künftig eine ganz andere Ernte anstehen soll. Das Unternehmen ABO-Wind hat im Oktober letzten Jahres einen Antrag gestellt und will Sonnenstrom im großen Stil produzieren.

Die Stadt Lage hätte eine Fläche in Müssen, die mit einer Freiflächensolaranlage bebaut werden könnte, allerdings sind dies gut drei Hektar. Das Projekt von ABO Wind sieht da ganz anders aus. Hinter der Oetternbachsiedlung in Richtung Heßloh, entlang der Bahnlinie und der B66 waren die 70 Hektar eingezeichnet. Es ist ein sehr großes Feld, das ABO-Wind pachten möchte. Eine ganz klare Position bezog Uwe Detert (AfD), der mit Landwirten und ihrem Verband das Gespräch gesucht hatte. "Das ist sehr guter Ackerboden. Wir müssen darauf achten, dass wir die Produktion von Lebensmitteln nicht gefährden, und deshalb sind wir gegen Projekte, die auf so gutem Boden realisiert werden sollen." Peter Iwanowicz (SPD) verwies auf Freiflächen-Projekte, die beides miteinander verbinden. "Die Photovoltaikanlagen sind so konzipiert, dass auch Landwirtschaft möglich ist. Die Module haben sogar Vorteile, denn sie werfen Schatten, die Pflanzen sind so vor der Sonne geschützt."

Strom für 42.000 Menschen Heidrun Wenzel verwies auf die Problematik, denn diese Größe zieht ein aufwendiges Verfahren nach sich. Die Stadt Lage ist im Gespräch mit der Bezirksregierung, es geht darum, ob der Flächennutzungsplan und der Regionalplan angepasst werden müssten. Zunächst müsse geklärt werden, ob ein so großes Projekt überhaupt dort in Frage käme, denn die Vorgaben des Landes sind mittlerweile andere geworden. Im Oktober habe es geheißen, dass die Freiflächensolaranlagen vor allem auf Konversionsflächen, entlang von Autobahnen und überregionalen Bahntrassen gebaut werden sollen. Wenzel: "Eine Bahnlinie gibt es, aber mit nur einem Gleis. Mittlerweile hat das Land präzisiert, dass mindestens zwei Gleise vorhanden sein müssen."

Die LZ hat bei ABO-Wind nachgefragt, wie das Projekt aussehen soll. "Die potenziell nutzbare Fläche beträgt ca. 70 Hektar, bei den örtlichen Gegebenheiten wären ca. 65 MWp Anlagenleistung möglich. In der Region Lippe könnten an dem Standort somit ca. 75 Millionen kWh erneuerbarer Strom erzeugt werden, was dem Bedarf von ca. 42.000 Personen entspricht", sagt Nikolas Baier, Teamleiter Solar Nord/West.

Die Analyse des Kreises Lippe habe nach Abzug auszuschließender Restriktionsgebiete (z.B. Naturschutzgebiete) die Projektfläche in Lage-Hardissen ergeben. Es sei geplant, die PV-Anlage mit einem Bodenabstand von 80 Zentimetern zu errichten. Eine Schafbeweidung sei möglich und somit eine extensive landwirtschaftliche Folgebewirtschaftung. Darüber hinaus werde durch die Reihenabstände von mindestens drei Metern gewährleistet, "dass die Fläche in Zukunft deutlich ökologisch aufgewertet wird." Die maximale Höhe der zu errichtenden Module betrage etwa 3 Meter. Eine Kombination von klassischer Landwirtschaft und Freiflächenanlage sei keine Option.

Artenschutzgutachter beauftragt Die ABO Wind AG habe für das Jahr 2023 ein Artenschutzgutachterbüro beauftragt, die mit der Unteren Naturschutzbehörde Kreis Lippe abgestimmten Artenschutzkartierungen zu untersuchen. "Nach einem positiven Bescheid der Bezirksregierung entscheidet die Stadt Lage über den Beginn eines Bauleitplanverfahrens. Nach Durchlaufen des Verfahrens sowie Baugenehmigung sollte der Bau der PV-Anlage für das Jahr 2025 realistisch sein", skizziert Baier den möglichen Ablauf.

Bleibt die Frage: Dürfte es auch etwas kleiner sein? Sollte es grünes Licht der Bezirksregierung geben, "steht einer grundsätzlichen kompletten Nutzung der Fläche planerisch nichts entgegen", meint Baier. Vorgeschaltet seien selbstverständlich Einigungen mit den jeweiligen privaten Grundstückseigentümern, mit denen ABO Wind umfänglich im Austausch stehe. Durch die artenschutzrechtlichen Untersuchungen könnte es gegebenenfalls Einschränkungen in Teilbereichen der Projektfläche geben, sodass sich die zu bebauende Fläche grundsätzlich auch verkleinern könne.

Unternehmen kooperiert mit 17 Stadtwerken ABO Wind entwickelt und errichtet Wind- und Solarparks sowie Batterie- und Wasserstoffprojekte. Das 1996 gegründete Unternehmen aus Wiesbaden hat nach eigenen Angaben bislang Anlagen mit rund fünf Gigawatt Leistung umgesetzt und die Hälfte davon zudem errichtet. Mehr als 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 16 Ländern arbeiten an der Planung, Finanzierung, Errichtung, Betriebsführung und am Service von Anlagen. Unter anderem gibt es eine Anlage in Lemgo-Hörstmar. Die ABO Wind AG habe eine Stadtwerkekooperation mit derzeit 17 Stadtwerken zum Ausbau von Solarfreiflächenanlagen in NRW gegründet mit dem Ziel, den dauerhaften Betrieb dieser Anlagen nach Errichtung soweit möglich regionalen Stadtwerken anzubieten.

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