Das älteste Unternehmen in Lage würde gerne zurück aufs Gleis

Lage . Wir schreiben das Jahr 1847. Simon Anton Krügermeyer gründet im Zentrum von Lage, heute Lange Straße 71, einen Handel für Getreide und Saaten. 176 Jahre später gibt es das Unternehmen immer noch. Mittlerweile heißt es &bdquo;Lippe Agrar Handelsgesellschaft mbH“.

Gesteuert wird es in fünfter Familiengeneration von Geschäftsführer Andreas Schmuck und Klaus Schulze-Varnholt . &bdquo;Und die sechste Generation wird mit meiner Tochter Hanna und meinem Sohn Tilman das Unternehmen in einigen Jahren übernehmen“, freut sich der 68-jährige Schmuck über die Fortsetzung der großen Familientradition. Seit 1920 ist die Vorgängerfirma S.A. Krügermeyer am Bahnhof ansässig.

Seit Ende der 1930er Jahre ragt das sogenannte &bdquo;Reichsnährstand-Silo“ zwischen Elisabethstraße und den Bahngleisen mehr als 30 Meter in den Lagenser Himmel. Es ist nach wie vor eines der höchsten Gebäude weit und breit. Und es erfüllt auch heute seinen Zweck wie vor rund 75 Jahren: Hinter der Fassade aus Backsteinziegeln befindet sich ein riesiger Betonmantel, der in 20 Zellen aufgeteilt ist. Darin kann Lippe Agrar Getreide, Raps und andere Feldprodukte bis zu zehn Jahre lagern. Insgesamt 2500 Tonnen.

Das wiederum hat den Vorteil, dass Andreas Schmuck die Agrarprodukte dann weiterverkaufen kann, wenn der Preis für Lippe Agrar günstig steht. &bdquo;Wir haben die Kurse auf der Warenterminbörse permanent online im Blick“, sagt er. &bdquo;Beim Raps hatten wir im vergangenen Jahr beispielsweise Preisschwankungen von 300 Prozent.“ Eigentlich wäre in diesen Tagen &bdquo;High Noon“ auf dem weitläufigen Firmengelände. Doch der viele Regen verzögert die Getreideernte.

Expansion in Minden 3000 bis 4000 Landwirte zählt Lippe Agrar laut Schmuck als Kunden. Das Einzugsgebiet reiche vom Osnabrücker Land bis Sachsen-Anhalt. Lippe Agrar handelt heute vorwiegend mit Getreide, Ölsaaten, Futtermittel, Saatgut, Düngemittel und Pflanzenschutz. Das Unternehmen kauft nicht nur Ernteerträge von Landwirten an, es verkauft auch Betriebsmittel an sie. Knapp 90 Prozent des von Lippe Agrar gehandelten Getreides gehen nicht in die Lebensmittelproduktion.

Den größten Satz macht das Unternehmen mit rund 30 Mitarbeitern, das 1994 aus der Fusion der Landhandelsbereiche der beiden Traditionsunternehmen Köster (Lemgo) und Krügermeyer (Lage) hervorgegangen ist, kurz vor der Jahrtausendwende: Damals erwarb Lippe Agrar von der Mindener Lagerhausgesellschaft eine Siloanlage samt Hallen mit einer Lagerkapazität von rund 30.000 Tonnen direkt am Mittellandkanal.

Von Minden aus werden seitdem die landwirtschaftlichen Produkte verschifft oder auf die Schiene gebracht. Dort verfügt Lippe Agrar auch über eigene Ölmühlen für Bio-Sojabohnen und Raps. Das Rapsöl wird größtenteils von der Biodiesel-Industrie abgenommen.

"Ein Gleisanschluss wäre optimal" Um die Ladungen von Lage nach Minden zu transportieren, werden Lkw eingesetzt. Schmuck könnte sich in ein paar Jahren aber eine umweltfreundlichere Lösung vorstellen: &bdquo;Ein Gleisanschluss wäre optimal.“ Ironie der Geschichte: Die heute noch existierende Firma S.A. Krügermeyer besaß über Jahrzehnte eine direkte Verbindung mit der Schiene. &bdquo;Wir hatten sogar drei Gleisanschlüsse“, erinnert sich der Geschäftsführer. Doch als die Deutsche Bahn in den 1980er Jahren den Güterverkehr auf der Schiene immer mehr zurückfuhr, ging auch der private Gleisanschluss am Lagenser Bahnhof verloren.

Um Lippe Agrar jetzt wieder anzuschließen, stehen laut Schmuck nicht in erster Linie finanzielle, sondern bürokratische Hürden im Weg. &bdquo;Das muss mit mindestens sechs verschiedenen Behörden abgestimmt werden. Und das kostet vor allem eins: Nerven.“ Er überlegt noch, ob er sich das antun will.

"Ausflug" nach Rumänien Vor Jahrzehnten hatten mehrere Firmen in Lage noch einen eigenen Gleisanschluss. Neben Krügermeyer beispielsweise auch die Zuckerfabrik, Stegelmann , die Lippische Hauptgenossenschaft oder Reiche & Co. Apropos Zuckerfabrik: Die ist mit 140 Jahren Tradition fast so alt wie Lippe Agrar: &bdquo;Es ist bemerkenswert, dass die beiden ältesten noch existierenden Unternehmen in Lage nach wie vor im landwirtschaftlichen Sektor tätig sind“, sagt Schmuck.

Die Lippe Agrar Handelsgesellschaft mbH war sechs Jahre lang sogar ein internationales Unternehmen. Von 2015 an betrieb sie die Landhandelsfirma &bdquo;7 Silo Agrar SRL “ im südosteuropäischen Rumänien. 2021 wurde die Getreideanlage in Siebenbürgen verkauft und der Stamm-Firmensitz nach Lage verlegt.

2015 kaufte Krügermeyer übrigens das Gebäude Lange Straße 71 am Rathaus zurück, wo das Unternehmen 1847 einst gegründet wurde. Das unter Denkmalschutz stehende, damalige &bdquo;Haus Klamp “ wurde von Krügermeyer umfassend saniert. Heute beherbergt es unter anderem Lagerräume für Rossmann und drei Wohnungen.

2019 ist die Lippe Agrar Mitbegründerin der Landhandelsfirma Hassel Agrar GmbH in Rödinghausen . Drei Jahre später wird das Unternehmen im Kreis Herford mit dem Stammbetrieb in Lage verschmolzen.

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