Lage. Selten hat ein Vortrag so viele interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer angesprochen. Andreas Speit referierte im Bürgerhaus über extrem rechtes Gedankengut.
Der bekannte Journalist und Publizist Andreas Speit war auf Einladung des DGB Kreisverbandes Lippe, Ver.di Lippe und des Lagenser Bündnisses gegen Rechts nach Lage gekommen, wie es in einer Pressemitteilung der Organisatoren heißt.
So stellt sich die AfD laut Speit als Partei der Arbeitenden dar, die „denen da oben“ gegenübersteht. Bei Befragungen zeigten Wähler sich überzeugt, dass die AfD für soziale Gerechtigkeit sorgen wolle, obwohl sich dazu in der Programmatik der AfD nichts finde.
Die richtigen Themen ansprechen
An dieser Stelle kritisiert der Journalist die demokratischen Parteien. Sie müssten endlich die richtigen Themen ansprechen, nämlich sozialpolitische Themen, statt Ressentiments gegen Minderheiten zu schüren. Letzteres führe nur dazu, dass immer mehr Menschen sich von der AfD emotional abgeholt fühlten.
Der Referent zeigte, wie die AfD soziale Medien nutzt, um ganz unterschwellig ihre Botschaften zu platzieren. “Alice Weidel redet im Bundestag für TikTok. Sie benutzt das Parlament als Bühne“, so Speit.
Neben dem Einfluss, den soziale Medien auf das Wahlverhalten von Jungwählern habe, solle der Einfluss des Elternhauses nicht aus dem Blick geraten. Der Wunsch nach einer Partei rechts von der CDU sei tief verwurzelt in der deutschen Gesellschaft. So habe es seit 1945 immer wieder Versuche gegeben, eine entsprechende Partei zu etablieren. Er verweist darauf, dass nicht nur im Osten, sondern auch in Bayern 30 Prozent der Jungwähler AfD gewählt hätten.
Erstarken der AfD
Der Referent wies auch auf besorgniserregende Folgen eines Erstarkens der AfD hin. Er sieht die Finanzierung von Projekten für Demokratie ebenso gefährdet wie Hilfen für Geflüchtete und die Finanzierung von Gedenkstätten.
Besonders gravierend sei die Verunsicherung von Menschen mit migrantischem Hintergrund, die sich zunehmend in Deutschland nicht mehr beheimatet fühlten. Das sind Menschen, die hier seit vielen Jahren leben und arbeiten. Durch einen Slogan wie „Für Deutschland – aber normal“ werden zudem alle Lebensformen infrage gestellt, die nicht dem AfD-Ideal der Vater-Mutter-Kinder-Familie entsprechen.
Die eingangs gestellte Frage „AfD auf Erfolgskurs?“ beantwortete Speit abschließend mit den Worten: „Wir müssen uns auf eine lange, lange Auseinandersetzung einstellen. Wir brauchen einen langen Atem.“