Stadt sucht Unterlagen aus Zeit des Nationalsozialismus in Lage

Lage. Die Frage, wie es zu einer breiten Unterstützung der Bevölkerung für den Nationalsozialismus im Deutschen Reich kam, ist eine der zentralen Herausforderungen der Geschichtswissenschaft. Ihr stellt sich gegenwärtig auch Doktorand Jannik Gorewoda. Das Stadtarchiv Lage sucht deshalb Unterlagen aus der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus: Tagebücher, Briefe und andere Dokumente für sein Dissertationsprojekt.

Sein Untersuchungsgegenstand ist die Stadt Lage samt der ehemals eigenständigen Dörfer in ihrem Umland. Gorewodas These besteht darin, dass in Lage bürgerliche Meinungsführer wie Lehrer, Pastoren, Fabrikanten, Vereinsvorsteher und Stadtratsmitglieder, aber auch Großbauern die Herrschaft des Regimes von &bdquo;unten“ etablierten und aufrechterhielten. Nicht allein Repression und Terror stabilisierten demnach das System, sondern mehr noch lokal geprägte Logiken der &bdquo;Volksgemeinschaft“.

Integration und Ausgrenzung Darunter versteht Gorewoda unter anderem Feste als gelebte Praktiken der Integration und Ausgrenzung. Eine Schlüsselrolle für sein Dissertationsprojekt sind Tagebücher. &bdquo;Diese Dokumente“, so Gorewoda in einer Mitteilung, &bdquo;legen offen, wie Individuen ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus reflektierten, das heißt mit der Zeit veränderten, anpassten oder rechtfertigten“. Es gehe um &bdquo;Prozesse der Identifizierung mit einem lokal selbstgestalteten Nationalsozialismus“. Der Doktorand hat bereits zwei Tagebücher aus dem Stadtarchiv Lage ausgewertet. Deren Verfasser kommen aus dem bürgerlich-liberalen Parteienspektrum. &bdquo;Interessant“ sei es, Tagebücher auch &bdquo;von Zeitgenossen zu studieren, die politisch anders eingestellt waren und entsprechend handelten“.

Unterlagen im Archiv abgeben Stadtarchivar Lars Sonnenberg begrüßt das Projekt: &bdquo;Um ein möglichst differenziertes Bild der Lebensrealitäten in unserer Stadt während der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus zu gewinnen, können Tagebücher, Briefe und andere Dokumente gerne bei mir im Archiv abgegeben werden. Auf diese Weise werden diese Quellen für die historische Forschung nutzbar. Wir garantieren eine sorgfältige Behandlung aller eingereichten Unterlagen.“ Bei Bedarf könnten auch Kopien oder Digitalisate angefertigt werden.

Das Stadtarchiv Lage ist dienstags, mittwochs und donnerstags von 9 bis 13 Uhr sowie dienstags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 14 bis 17.30 Uhr erreichbar. Um vorherige Terminabsprache wird gebeten. Eine Kontaktaufnahme ist bei Lars Sonnenberg unter Tel. (05232) 601-471 und per E-Mail unter stadtarchiv@lage.de möglich.

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