Herbert Halbgebauer schließt Bienenschmidt in Hörste ab

Lage-Hörste. Der Geruch von verbranntem Holz liegt in der Luft, im Gastraum ist noch Ruhe. Bienenschmidt ist noch nicht geöffnet. Aber aus der Küche hört man ein Klappern, Herbert Halbgebauer bereitet alles für das Abendgeschäft vor. Es ist das vorletzte Mal, an Silvester soll um 18 Uhr die Tür abgeschlossen werden, für den Hörster bedeutet das, dass ein ganz neuer Lebensabschnitt anfängt: der Ruhestand.

Der Geruch kommt nicht aus der Küche, Herbert Halbgebauer räuchert nichts, sondern hat die Holzheizung im Keller angeworfen. Er ist quasi für alles zuständig. Mit Kochjacke und Mütze kennen ihn die Stammgäste, und davon gibt es einige. Dass an Silvester tatsächlich um 18 Uhr Schluss ist, glaubt der Koch auch nicht. &bdquo;Ich denke schon, dass es später wird“, sagt er schmunzelnd.

Bienenschmidt ist eine Institution, es ist aber kein einfaches Geschäft. Wenn man Herbert Halbgebauer fragt, ob sich etwas verändert hat, wie er den Job sieht, dann bekommt man zwei Antworten. &bdquo;Ich koche sehr gerne, es hat mir vieles Spaß gemacht. Wir hatten tolle Feiern hier.“ Und dann aber auch: &bdquo;Es hat sich viel verändert, es ist schwieriger geworden.“ Damit meint Halbgebauer die Pandemie, wo die Gaststätte - wie andere Betriebe auch - monatelang geschlossen gewesen ist. Danach habe sich das Geschäft nicht erholt, alles sei teurer geworden, die Energie, die Lebensmittel: &bdquo;Das Geld sitzt bei den Leuten auch nicht mehr so locker.“

Der 66-Jährige, der auch noch alles rund um das Personal gemanagt hat, zählt das ebenfalls zu den Sachen, die er gerne missen wird. &bdquo;Es war und ist einfach schwer, Personal zu finden. Während der Pandemie haben sich viele etwas anderes gesucht. Das kann man ja auch verstehen, das macht es in der Gastronomie aber auch sehr viel schwieriger.“ Es verlängerte die Arbeitstage, die nicht identisch mit den Öffnungszeiten sind.

Arbeitstag fängt morgens an &bdquo;Man fängt morgens an, gegen 10 Uhr. Es muss alles vorbereitet werden, sonst geht man unter.“ Vor allem an den Wochenenden sei die Gaststätte sehr gut besucht und mit 90 Sitzplätzen, die die Waldgaststätte bietet, müsse in der Küche alles passen. Auf der &bdquo;heißen“ Seite steht Halbgebauer am Herd, eine feste Küchenkraft führt die Regie auf der &bdquo;kalten“ Seite und schnippelt für die Salate und Beilagen. Die Karte habe man nach der Pandemie angepasst. &bdquo;Hier ist bodenständige Küche gefragt.“ Genauer gesagt, sind Schnitzel, hausgemachtes Rindergulasch, die Bratwurst mit der selbst gemachten Currysoße und Salate die Renner. Fehlt da nicht etwas? &bdquo;Allerdings ist der Pickert noch sehr viel beliebter“, sagt er lachend.

Das klingt alles nicht nach Abschied, so ganz kann der Gastronomie-Allrounder auch noch nicht glauben, dass er nach rund 25 Jahren in dem Beruf in den Ruhestand geht. Wobei Herbert Halbgebauer mehrere Leben aufzählt: Angefangen habe er als Polizist in Köln, dann war er Vertriebsleiter für Labortechnik. Als Koch sei er Quereinsteiger. &bdquo;Ich koche unheimlich gerne“, sagt er. Den Einstieg in die Profi-Karriere hatte er in Hörste im Haus des Gastes, als die Pongauer Stube geöffnet war. Es folgte ein kurzes Intermezzo in Hiddesen und der Einstieg bei Bienenschmidt, wo er seit 12 Jahren quasi für alles rund um die Bewirtung zuständig ist.

Angelschein steht auf der Wunschliste Urlaub? Hatte er, dreimal für je acht Tage in der ganzen Zeit. &bdquo;Ich konnte aber nicht richtig abschalten. Telefonisch war ich immer erreichbar, in Gedanken ist man im Betrieb.“ Dass jetzt ein neues Kapitel im Bienenschmidt geschrieben wird, findet er sehr gut. Das Trio aus Hörste, über das die LZ berichtete und das es sich zur Aufgabe gemacht hat, der Waldgaststätte zu neuem Glanz zu verhelfen, habe schon einiges auf- und umgeräumt. &bdquo;Die kommen aus dem Ort, kennen das Drumherum. Das sind sehr gute Voraussetzungen“, sagt Halbgebauer.

Wie es weitergeht, wird er zwar nicht mehr mitgestalten, aber interessiert verfolgen, denn Herbert Halbgebauer ist quasi Nachbar. Seit einem Jahr lebt er in Stapelage, gar nicht weit entfernt von Bienenschmidt ebenfalls im Wald. Er freut sich darauf, die Ruhe genießen zu können. Wie er die Zeit füllen will, da hat er schon einiges auf dem Zettel: Bekannte besuchen, reisen, den Garten in Schuss bringen. Und: &bdquo;Ich will einen Angelschein machen.“ Was ihn reizt? &bdquo;Entweder es beißt einer an oder nicht - alles kann, nichts muss. Das ist etwas Neues, und darauf freue ich mich auch.“

Herbert Halbgebauer schließt Bienenschmidt in Hörste ab

Warum der Eigentümer den Weg zu Bienenschmidt in Hörste für Fahrzeuge gesperrt hat

Autos und Willy Brandt qualmen bei Bienenschmidt in Hörste

Herwig Schmidt hat mit Bienenschmidt 55 Jahre lang Ortsgeschichte in Hörste geschrieben

Cola selbst machen aus Colakraut?

„Varusjagd“ mit Pfeil und Bogen im Hörster Wald

Einbrecher steigen in Wohnhaus in Kachtenhausen ein

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus