Darum spielen zwei Gruppen einer Lagenser Kita in der Martin-Luther-Kirche

Lage. Dass Dutzende Kinder in einer Kirche toben, ist eigentlich eher ungewöhnlich. In der Martin-Luther-Kirche ist das seit einem Monat allerdings Alltag. Das Familienzentrum Maßbruch ist dort nach einem Wasserschaden in seinem Gebäude mit zwei Gruppen untergekommen. Inzwischen haben sich Kinder und Erzieherinnen gut eingelebt. Ganz so einfach, wie es zunächst klingt, war die Einrichtung dieser Notlösung allerdings nicht. Was dafür nötig war und wo die Gemeinde unterdessen untergekommen ist, erzählen Superintendent und Vorsitzender des Kirchenvorstands Dr. Sven Lesemann und Kitaleiterin Martina Bugs.

Messungen hätten seinerzeit in den Räumen der Mäuse- und der Tigerentengruppe ergeben, dass Feuchtigkeit in den Wänden und Böden vorhanden sei, berichtet Martina Bugs. Die Luft sei da zwar noch ungefährlich gewesen, es habe aber die Gefahr bestanden, dass sich irgendwann Schimmelpilze entwickeln. Also seien die Räume gesperrt worden. Eine Alternative musste her.

Also hat sich die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde als Träger mit dem Elternbeirat und der Kita zusammengesetzt und besprochen, wie es weitergehen kann. Auch Gespräche mit dem Bau- und dem Jugendamt hätten stattgefunden, erzählt Dr. Sven Lesemann. Zusammen habe man sich geeinigt, dass die beiden betroffenen Gruppen - eine reine U3-Gruppe und eine für Kinder zwischen zwei und sechs - vorübergehend in der Martin-Luther-Kirche unterkommen sollen. Auch das Landesjugendamt habe dann sein Okay gegeben.

Gemeinde weicht in die Marktkirche aus &bdquo;Die Gruppen und Kreise der Kirche sind seitdem im Gemeindehaus der Marktkirche untergekommen, auch die Gottesdienste finden dort statt“, erklärt Lesemann. Die Gemeinde habe großes Verständnis für die Situation gehabt. Auch die Anwohnerinnen und Anwohner seien angeschrieben und informiert worden, dass nun Kinder auf dem Gelände der Kirche toben werden. Das sei durchweg positiv aufgenommen worden.

Auch wenn die Martin-Luther-Kirche vor mehr als 50 Jahren schon mal eine Kita war, musste selbstverständlich baulich ein bisschen was passieren. Vor allem das Thema Brandschutz stand dabei ganz oben auf der Liste, wie Martina Bugs erzählt. Nach einem durchaus emotionalen Abschiedsgottesdienst, von dem Dr. Sven Lesemann berichtet, wurden die Kirchenbänke ausgebaut, ebenso Kanzel und Altar und in einem Container vor der Kirche verstaut.

Wo früher Gottesdienste abgehalten, gesungen und gebetet wurde, toben seither 31 Kinder durch das Gebäude. Wo sonst Altar und Kanzel standen, sind provisorische Wände aufgebaut und von oben mit einem großen Vorhang versehen worden, um einen ruhigen Raum für den Mittagsschlaf zu schaffen. Vor allem die großen Kirchenfenster und die noch vorhandene Orgel lassen aber erkennen, dass es sich bei dem Gebäude eigentlich um eine Kirche handelt. Und das soll es irgendwann auch wieder werden.

Die Waschbecken in den WC-Anlagen wurden tiefer gesetzt, die Toiletten mit Sitzen inklusive kleiner Treppen ausgerüstet. Es wurde eine weitere Brandschutztür eingebaut, der Garten eingezäunt und die Fenster wurden mit einer sogenannten Splitterfolie versehen. &bdquo;Außerdem mussten wir einen Wickelbereich neu bauen“, erzählt Martina Bugs.

Alte Kita soll abgerissen werden Zurück in das jetzige Familienzentrum werden die beiden Kitagruppen übrigens wohl nicht ziehen. Zum 1. August wird das die Stiftung Eben-Ezer übernehmen und plant im Investorenmodell einen Abriss und Neubau des Gebäudes, wie Martina Bugs erzählt. Eine Instandsetzung mache beim Zustand der Räumlichkeiten keinen Sinn. Eine Auslagerung der Gruppen wäre also ohnehin irgendwann nötig geworden. Wo die übrigen vier Gruppen dann unterkommen, sei unterdessen aber noch nicht abschließend geklärt. Die Mäuse- und die Tigerentengruppe werden aber wohl noch mindestens zweieineinhalb Jahre in den Räumen der Kirche bleiben.

Und weil das noch eine ganze Weile ist, wünscht sich Martina Bugs noch ein paar Spielgeräte für den Außenbereich. Momentan befinden sich da nämlich &bdquo;nur“ eine kleine Rutsche und Spielautos. Dafür sei sie bereits mit Holz Speckmann in Gesprächen. Dr. Sven Lesemann hat unterdessen noch eine ganz andere Idee und scherzt: &bdquo;Schön wäre doch auch eine Rutsche von der Orgelempore hinunter in das ’Spielzimmer’, das wäre mal etwas ganz Besonderes.“

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