Zwickauer sieht bei Lesung in Lage die Demokratie in Gefahr

Lage. Fast ausverkauft war die Veranstaltung im Foyer des Technikums. Im Kanon rund um den Holocaust-Gedenktag hatte der Förderverein der Stadtbücherei Lage den 23-jährigen Zwickauer Jakob Springfeld eingeladen, um aus seinem neusten Buch &bdquo;Der Westen hat keine Ahnung, was im Osten passiert: Warum das Erstarken der Rechten eine Bedrohung für uns alle ist.“ zu lesen. In der anschließenden Diskussionsrunde stand Springfeld Rede und Antwort und bezog dabei eine klare Stellung zum Thema Rechtspopulismus und Demokratie.

Bereits im Vorfeld hatte die Veranstaltung großes Interesse in sozialen Medien geweckt und mit bedrohlichen Kommentaren für Aufsehen gesorgt. Darum war an diesem Abend auch präventiv die Polizei vor Ort, um etwaige angekündigte Aktionen verhindern zu können. Diesbezüglich blieb es aber ruhig. Dafür sorgte Jakob Springfeld allerdings mit Anekdoten aus seinem Buch für eine hitzige Diskussion.

Problem für alle Deutschen &bdquo;Die Demokratie ist in Gefahr“, sagt Springfeld. &bdquo;Das Erstarken der Rechten ist dabei aber keinesfalls ein Problem des Ostens, sondern vielmehr ein Problem, das uns alle betrifft.“ Schuld daran sieht er auch in der Gewichtung der sozialen Medien. Diese hätten besonders im ländlichen Raum, wo es nicht viele Möglichkeiten der sozialen Kontakte gibt, eine ganz andere Bedeutung. Und genau darin sieht er ein großes Problem.

Jakob Springfeld, der viel auf Lesungen an Schulen unterwegs ist, erzählt von Begegnungen und Eindrücken, die er dort gesammelt hat. So sei es gerade im Osten besonders &bdquo;cool“, ein Rechter zu sein. Das sorgt auch bei ihm für Angst. Doch oft, so seine Ansicht, würden sich Schüler dieser Bewegung nur anschließen, um dazuzugehören und nicht ausgeschlossen zu werden. Es sei die augenblickliche politische Lage, die gerade für viel Unmut und Angst sorge. Deshalb sei es umso wichtiger, darüber zu sprechen und sich nicht in Schweigen zu hüllen. &bdquo;Die Brandmauer ist schon lange am Brechen“, so Springfeld.

Über Positives berichten Allzu sehr würde der Fokus auf &bdquo;negative“ Berichte wie über die Asylpolitik gelegt. Dabei solle vielmehr über positive Ereignisse berichtet werden. &bdquo;Nur so kann man soziale Bewegungen, die sich für die Demokratie einsetzen, groß kriegen“, erläutert der Autor und fügt hinzu: &bdquo;Das demokratische Wir muss erhalten bleiben.“ Besonders die neue Regierung müsse aktiv werden, um Zweifel aufzuräumen und Zweifelnde wieder ins Boot zu holen. Doch dafür müsse man weniger populistische Diskurse, sondern vielmehr Diskussionen führen. &bdquo;Es gibt genug zum Sprechen“, so Jakob Springfeld.

Dass die Migrationspolitik oft vorgeschoben werde, sieht er auch als ein großes Problem. Und erzählt von einer afghanischen Community in Zwickau, die aufgrund der islamistischen Terroranschläge nun unter Generalverdacht stehe. &bdquo;Diese Ausgrenzungen und Verdächtigungen machen etwas mit den Menschen und führen oftmals zu einer Radikalisierung in den eigenen Reihen.“ Viele seien aus ihrer Heimat geflohen, da sie dort politisch verfolgt werden. Doch hier würden sie statt auf Sicherheit vielmehr auf Diskriminierung stoßen.

In der anschließenden Diskussionsrunde verdeutlichte der Autor mit klar geäußerten Antworten seine Position und erhielt dafür viel Zustimmung vonseiten des Publikums. Er warnte davor, die Schuld an dieser gesellschaftlichen Entwicklung nur bestimmten Personengruppen zu geben.

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